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Pragmatische Wissenschaftsmanagerin

Am Donnerstag soll Johanna Wanka (CDU) Annette Schavan als Bundesbildungsministerin ablösen. Die niedersächsische Wissenschaftsministerin und promovierte Mathematikerin gilt als hartnäckige Verhandlerin. Wegen ihres Einsatzes für Studiengebühren wurde sie aber wiederholt kritisiert. Ein Porträt.

Von Susanne Schrammar | 11.02.2013
    "Da ist, glaube ich, auch eine ganze Portion Zufall, dass man für ein Amt vorschlagen wird, dass man dann auch eine Weile bleibt, ich glaube, da steckt dann auch Arbeit dahinter."

    ...antwortete Johanna Wanka einmal auf die Frage, wie man eigentlich Wissenschaftsministerin wird. Wie lange sie im Amt der Bundesbildungsministerin bleiben wird, ist angesichts der Bundestagswahl im Herbst unklar, doch als Angela Merkel jetzt kurzfristig eine Nachfolgerin für Annette Schavan brauchte, erwies sich die 61-Jährige als Glücksfall. Nach der schwarz-gelben Wahlniederlage in Niedersachsen war Johanna Wanka kurzfristig verfügbar, ist aber dank ihres reichen Erfahrungsschatzes mehr als eine Verlegenheitslösung: 12 Jahre war die CDU-Politikerin Wissenschaftsministerin: von 2000 bis 2009 in Brandenburg und vor knapp drei Jahren holte sie Christian Wulff in gleicher Funktion ins niedersächsische Kabinett. Schon damals wurde die Berufung Wankas als großer Coup gefeiert, denn als ehemalige Hochschulrektorin gilt sie als hochkompetent und gut vernetzt.

    "Ich habe es immer als Vorteil empfunden, dass ich sozusagen die andere Seite genau kenne und ich bin damals auch losmarschiert – mit viel Kritik, was man am eigenen Ministerium hatte und was man alles anders machen wollte und hab dann doch gesehen, dass das alles gar nicht so einfach geht und denke, dass diese Erfahrung in beiden Bereichen nützlich waren."

    1951 geboren wuchs Johanna Wanka auf einem Bauernhof im sächsischen Rosenfeld auf, machte Abitur während sie den Beruf der Agrotechnikerin erlernte, studierte an der Universität Leipzig und promovierte in Mathematik. 16 Jahre lang stand die Professorin für Ingenieurmathematik an der Spitze der damaligen Technischen Hochschule Leuna-Merseburg in Sachsen-Anhalt.

    "Also, ich war eine sehr politische Rektorin und habe dieses Amt immer so verstanden, dass es nicht darum geht, die eigene Hochschule, sondern die Hochschullandschaft insgesamt."

    Als Wissenschaftsministerin in Brandenburg und Niedersachsen galt Wanka als Liebling der Rektoren. Große Anerkennung erhielt die passionierte Frühaufsteherin etwa, als sie 2010 - unmittelbar nach ihrer Ernennung in Niedersachsen - trotz klammer Kassen mit einem ausgeklügelten Zukunftsvertrag die finanzielle Ausstattung der Hochschulen für fünf Jahre sicherte. Mit einem Hochschulpakt sorgte Wanka beim doppelten Abiturjahrgang 2011 für tausende zusätzliche Studienplätze. Als Mathematikerin hat Wanka ein Händchen für Finanzfragen und ist bekannt dafür, bei Etatverhandlungen gleichermaßen hartnäckig wie charmant vorzugehen.

    "Kluge Politik bedeutet zu sparen, aber genau ist das dann auszuhandeln."

    Bei Studierenden stand Wanka während ihrer Ministerzeit in Niedersachsen stets im Zentrum der Kritik, weil sie eine überzeugte Verfechterin der Studiengebühren ist und selbst dann noch daran festhielt, als alle anderen Bundesländer sie nach und nach abschafften. Noch im Sommer vergangenen Jahres prophezeite sie, dass es in fünf Jahren in allen Bundesländern die umstrittenen Gebühren wieder geben werde, da sie sich für die Hochschulen bewährt hätten.

    "Für die Rektoren ist entscheidend, dass sie mit diesen Studiengebühren flexibler umgehen können, dass also zum Beispiel zusätzliches Personal eingestellt werden kann und man damit die Betreuung verbessert. Wenn sie dasselbe Geld von uns vom Staat erhalten würden, ginge das nicht und das ist ein ganz, ganz wichtiges Argument."

    Bundespolitische Akzente konnte Johanna Wanka auch während ihrer Zeit als Koordinatorin der unionsgeführten Länder in der Kultusministerkonferenz indes kaum setzen. Zuletzt preschte sie Anfang Januar gemeinsam mit Sachsen und Bayern mit der Idee eines Bildungsstaatsvertrages vor, der Schülern und Lehrern den Umzug in ein anderes Bundesland erleichtern soll. Als neue Bundesbildungsministerin wird sie auch dieses Thema wieder beschäftigen.

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