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Preisentwicklung
Billiges Benzin drückt Inflation

Die Geldpolitik lockern oder nicht? Der Druck auf die Zentralbank ist groß, die niedrige Inflation im Euroraum schürt Sorgen vor einem Preisverfall. Nur noch um 0,5 Prozent legten die Preise im März zu. Ein Grund dafür sind die Energiepreise - vor allem Benzin ist billig.

Von Julian Kuper | 03.04.2014
    Super für 1,48, Diesel für 1,30 Euro. Tanken ist zwar noch immer kein Schnäppchen - beim Blick auf die Tanksäule sehen Autofahrer aber momentan wieder Preise wie vor drei Jahren. Für Jürgen Albrecht vom ADAC ist das eine gute Entwicklung – die aber nicht bei jedem Autofahrer bewusst ankommt. Alles eine Frage der Relation und der Gewohnheit, sagt er:
    "Wenn man aber schon wesentlich höhere Preise gesehen hat, von 1,60 Euro, 1,65 Euro oder noch mehr dann erscheinen Preise natürlich auf den allersten Blick von rund 1,50 als gewohnt und wenig spektakulär."
    Die günstigeren Benzinpreise sind einer der Gründe für die niedrige Inflationsrate momentan. Die Preise für Kraftstoffe wie Super oder Benzin fließen in den Verbraucherpreisindex ein und bremsen die Teuerung. Beeinflusst werden die Benzinpreise maßgeblich von den Ölpreisen auf dem Weltmarkt. Und der ist zur Zeit vergleichsweise entspannt, sagt Alexander von Gersdorff vom Mineralölwirtschaftsverband:
    "Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Opec-Länder Öl auf einem sehr hohen Niveau fördern, sie decken etwa ein Drittel des Weltbedarfs. Es gibt zwar auch kritische Faktoren wie Lieferausfälle in Libyen, aber das wird überkompensiert durch die höhe Ölförderung in den anderen Ländern."
    Nicht einmal die Krim-Krise trieb den Ölpreis
    In Ländern wie den USA beispielsweise - ursprünglich der größte Öl-Importeur. Dadurch dass das Land jetzt flächendeckend auf Fracking setzt, fallen die USA als großer Nachfrager aus dem Markt. Doch allein ein sinkender Ölpreis hat in den vergangenen Jahren nicht gleich billigere Preise an den Tankstellen bedeutet. Die aktuelle Lage wird noch von zwei weiteren Faktoren gesteuert. Vor allem der starke Euro kommt den europäischen Autofahrern zugute:
    "Das vergünstigt die Importrechnung für Öl im Euroland, denn bezahlt wird Öl in Dollar. Selbst die Krim-Krise vor rund einem Monat konnte dem Ölpreis nichts anhaben. Sie hat nur ganz kurz zu einem Aufschlag beim Ölpreis geführt und seither nicht mehr."
    Ein weiterer Grund für die niedrigeren Benzinpreise ist laut Alexander von Gersdorff eine angespanntere Konkurrenzsituation in der Branche:
    "Wir haben einen harten Wettbewerb an den Tankstellen um wirklich jeden Kunden. Deswegen konkurrieren sich die Tankstellen im Tagesverlauf auch Cent für Cent runter."
    Für den Autofahrer bedeutet das: deutlich mehr schwankende Preise. Ein Vorteil für die Sprit-Schnäppchenjäger. Laut einer Allensbach-Studie sind das immerhin zwei Drittel der Autofahrer, die beim Tanken auf den Preis achten und sich regelmäßig oder zumindest gelegentlich für eine Station entscheiden, bei denen der Sprit günstiger ist, als bei der Konkurrenz. Deswegen sieht Jürgen Albrecht vom ADAC die häufigen Preisschwankungen entspannt und setzt auf den Mechanismus des Wettbewerbs:
    "Diese vielen Verbraucher, die preisbewusst tanken, tragen natürlich zu einem hohen Wettbewerbsgrad bei und damit auch zu einer Entlastung der Verbraucher, wenn das von den Produktkosten möglich ist."
    Um den günstigsten Preis zu erwischen, kann die Ende vergangenen Jahres neu geschaffene Transparenzstelle des Bundeskartellamtes helfen. Dort werden alle fünf Minuten die Preise aktualisiert und im Internet oder über Apps veröffentlicht.