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Preisvergabe bei der Berlinale
Provokanter Bär

Mit einer Riesenüberraschung sind die 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin zu Ende gegangen: Der Debütfilm "Touch Me Not" der rumänischen Filmemacherin Adina Pintilie wurde mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Kaum jemand hatte dem Film über sexuelle Nöte und Berührungsängste Chancen eingeräumt.

Von Maja Ellmenreich | 25.02.2018
    Die rumänische Regisseurin Adina Pintilie hat mit ihrem Debütfilm "Touch Me Not" den Goldenen Bären der Berlinale 2018 gewonnen.
    Die rumänische Regisseurin Adina Pintilie hat mit ihrem Debütfilm "Touch Me Not" den Goldenen Bären der Berlinale 2018 gewonnen. (Ekaterina Chesnokova / Sputnik / dpa )
    Adina Pintilie porträtiert in ihrem Erstlingsfilm "Touch Me Not" Menschen, die auf die eine oder andere Weise gehandicapt sind, ihre Sexualität auszuleben. Da ist zum Beispiel Laura, die einem Callboy beim Masturbieren zuschaut, aber mehr Nähe nicht zulassen kann. Bei ihrer Suche nach therapeutischer Hilfe begleitet sie der Film.
    Die Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion sind dabei fließend. Ein zu Beginn reizvoller Film, findet Dlf-Kulturredakteurin Maja Ellmenreich: Zum Schluss aber tappt "Touch Me Not" in eine geradezu plumpe Provokationsfalle. Die Jury-Entscheidung findet sie so überambitioniert wie den Film selbst.
    Regiepreis für Mastermind Wes Anderson
    Einverstanden ist Maja Ellmenreich dagegen mit einem Silbernen Bären in der Kategorie "Beste Regie" für Wes Anderson. Mit seinem Animationsfilm "Isle of Dogs" war die Berlinale eröffnet worden.
    Auch die beiden Hauptdarsteller-Preise für Anthony Bajon und Ana Brun haben die Dlf-Kritikerin überzeugt. Die zwei Filmfiguren durchleben grundlegende Entwicklungen, die beide Schauspieler überzeugend darstellen.
    Kein Preis für deutsche Berlinale-Beiträge
    Obwohl vier deutsche Produktionen im Bärenrennen waren, wurde keiner der Filme ausgezeichnet. Dabei hätte es durchaus Bärenanwärter gegeben, so Maja Ellmenreich: etwa den Schauspieler Franz Rogowski, der in gleich zwei Wettbewerbsfilmen die Hauptrolle spielte.
    Auch ein Drehbuch-Preis für "In den Gängen" wäre berechtigt gewesen. Aus einer 25seitigen Kurzgeschichte von Clemens Meyer sind 125 Filmminuten geworden über zwischenmenschliche Nähe in der Kälte eines Großmarktes in der ostdeutschen Provinz.