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"Kein Platz für taktische Spiele"

Die Kommentatoren der deutschen Tageszeitungen beschäftigt weiter der mutmaßliche Abschuss des Passagierflugzeugs über der Ost-Ukraine. Während sich die "Süddeutsche Zeitung" über "Leichenfledderei" empört und die "Saarbrücker Zeitung" von "Massenmord mit russischem Gerät" spricht, erläutert der "Weser-Kurier" Putins Scheitern.

21.07.2014
    Auf einem Tisch liegen deutsche Tageszeitungen so versetzt, dass jeweils nur der Titel zu lesen ist, ganz vorne "Die Welt", "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und "Süddeutsche Zeitung"
    Kommentare aus deutschen Tageszeitungen (dpa / Jan Woitas)
    Die Kommentatoren beschäftigt weiter der mutmaßliche Abschuss des Passagierflugzeugs über der Ost-Ukraine.
    Die BADISCHEN NEUESTEN NACHRICHTEN aus Karlsruhe kritisieren das Verhalten der pro-russischen Separatisten:
    "Martialische Gebärden an der Absturzstelle, die Behinderung der internationalen Beobachter, das zeigt, welch Geistes Kind die Bewaffneten in den von ihnen kontrollierten Gebieten sind. Nur wer etwas zu verbergen hat, agiert so wie die Separatisten in den vergangenen Tagen."
    Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG spricht von einen "pietätlosen Umgang mit den Toten", von "Leichenfledderei" und fragt:
    "Wie viel Selbstrespekt muss der Westen noch aufgeben, ehe er auf diese Verhöhnung eine Antwort findet? Die Separatisten sind von der russischen Regierung nicht zu trennen. MH17 lässt keinen Platz mehr für taktische Spiele mit Moskau."
    "Wladimir Putin ist zweimal gescheitert", schreibt der Bremer WESER-KURIER:
    "Er konnte den Abschuss des vollbesetzten Passagier-Jets durch die von ihm gepäppelten Separatisten nicht verhindern - und er konnte die Katastrophe nicht der ukrainischen Regierung in die Schuhe schieben. All die makabren Vertuschungsversuche haben mit heimlicher Billigung des russischen Präsidenten stattgefunden."
    Daher fordert die SAARBRÜCKER ZEITUNG mit Blick auf das Treffen der EU-Außenminister morgen Konsequenzen:
    "In Brüssel muss die nächste Stufe der Sanktionen gezündet werden. Nicht zur Bestrafung, obwohl es dafür nach diesem Massenmord mit russischem Gerät Grund genug gäbe. Sondern um von Moskau endlich ernst genommen zu werden."
    Erhöhung des Bafög
    Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG kommentiert die Bafög-Erhöhung, die die Bundesregierung heute auf den Weg gebracht hat:
    "Die Bafög-Reform kann sich sehen lassen. Mit der Erhöhung um sieben Prozent lassen sich keine Riesensprünge machen. Aber die Reform garantiert, wofür die Ausbildungsunterstützung gedacht ist: Sie deckt endlich wieder die minimalen Bedürfnisse im Studium."
    Dagegen bemängelt die MÄRKISCHE ALLGEMEINE aus Potsdam:
    "Seit der letzten Bafög-Erhöhung vor knapp vier Jahren warten Studenten und Schüler sehnsüchtig auf die immer wieder angekündigte Reform - und auch nun werden sie vertröstet. Erst in zwei Jahren ist es so weit. Dann wird eine ganze Studentengeneration vergebens auf einen größeren Schluck aus der Bafög-Pulle gewartet haben. Das ist enttäuschend."
    Auch die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG ist unzufrieden:
    "Die Bafög-Erhöhung ist angesichts steigender Lebenshaltungskosten nicht angemessen. 2010 wurde die Ausbildungsförderung zuletzt angepasst, erst 2016 soll die Erhöhung greifen, das sind fünf Nullrunden. Wenn es für die Empfänger gut läuft, kompensiert die Erhöhung gerade eben die Inflationsrate."
    Dazu noch ein Vorschlag der BERLINER ZEITUNG:
    "Sehr viel besser wäre es, die Bafög-Steigerungen zu automatisieren. Lohn- und Preisentwicklung sind in anderen Bereichen beliebte Orientierungswerte. Schwierige Sache, heißt es in der Politik – die eigentlich das Wort 'zu teuer' scheut."