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Private Krankenversicherungen
Branche kämpft gegen unseriöse Billigangebote

Von Anja Nehls | 28.08.2014
    Es ploppt ganz plötzlich auf beim Surfen durchs Internet oder landet unangefordert im E-Mail-Postfach - ein vermeintlich traumhaftes Angebot: eine private Krankenversicherung für 59 Euro im Monat. Wer jetzt von einem Dasein als erster Klasse Patient, freier Arztwahl, Unterkunft in Ein- oder Zweibettzimmern und Chefarztbehandlung träumt, liegt falsch, sagt Stefan Reker vom Verband der privaten Krankenversicherungen:
    "Das heißt, die pauschale Aussage, du kannst dich als Erwachsener für 59 Euro im Monat privat krankenversichern, ist nachweisbar falsch, deshalb irreführend, deshalb ein Verstoß gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb und deshalb gehen wir jetzt juristisch dagegen vor."
    Der Verband hat knapp 50 Mitgliedsunternehmen, zum Beispiel die DKV, die Allianz, die Gothaer oder die HUK-Coburg. Bei einigen Mitgliedsunternehmen wurde für die irreführende Werbung sogar schon das Logo missbraucht. Auch dagegen wehren sich die Versicherungen. Eine gute private Krankenversicherung bei einem seriösen Anbieter ist deutlich teurer als 59 Euro.
    Die Kosten hängen vom Eintrittsalter, vom Gesundheitszustand und von den gewählten Leistungen ab. 3 bis 500 Euro oder mehr kommen da leicht zusammen. Nur in absoluten Einzelfällen gibt es wirklich mal ausgesprochen günstige Angebote, um zum Beispiel Beamtenanwärtern, Azubis oder Meisterschülern die private Krankenversicherung schmackhaft zu machen:
    Verbraucherzentrale informiert über seriöse private Krankenversicherungen
    "Es gibt durchaus private Krankenversicherungen für 59 Euro, aber die richten sich dann eben nur an einen Meisterschüler für die Zeit seiner Meisterschule, die werden dann ohne Alterungsrückstellung kalkuliert, die können deutlich billiger sein und die enden dann auch nach diesem Lebensabschnitt und werden danach dann umgewandelt in eine normale Versicherung, die dann auch deutlich teurer sein muss."
    Den dubiosen Anbietern im Internet geht es deshalb auch gar nicht darum, Versicherungen zu verkaufen, warnt Stefan Reker:
    "Ich selber habe im Selbstversuch auch mal auf solche Anzeigen geantwortet und bin dann irgendwie bei der Suche nach den Absendern auf irgendwelchen Kanalinseln oder Cayman Islands gelandet. Das heißt, zum Teil stecken oft unseriöse Adressenhändler oder Adressenfischer im Internet dahinter, denn sie verlinken immer bei diesen Anzeigen oder E-Mails auf Fragebögen, wo Sie erst mal Angaben zur Person, Adresse, Lebensalter und idealerweise auch ihren Einkommensverhältnissen abgeben."
    Und diese Angaben werden dann von Adressenhändlern in der Werbewirtschaft für viel Geld verkauft. Wer sich für eine seriöse private Krankenversicherung interessiert, sollte bei den Unternehmen selbst und den Verbraucherzentralen nachfragen. Vergleichsportale im Internet sind mit Vorsicht zu genießen.