Samstag, 20. April 2024

Archiv

Privatisierung in Griechenland
Fraport vor Kauf von 14 griechischen Flughäfen

In den Verhandlungen mit Griechenland über ein drittes Hilfspaket bestand die Bundesregierung auf die Einführung eines Privatisierungsfonds. Nun zeichnet sich ab, dass ein großes deutsches Unternehmen profitieren wird: der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport, an dem das Land Hessen und die Stadt Frankfurt mehrheitlich Anteile halten. Er hat grünes Licht für den Kauf von 14 griechischen Regionalflughäfen für rund 1,2 Milliarden Euro bekommen.

Von Ludger Fittkau | 18.08.2015
    Blick auf den Mytilene-Flughafen auf der griechischen Insel Lesbos
    Der Mytilene-Flughafen auf der griechischen Insel Lesbos - der deutsche Flughafenbetreiber Fraport hat grünes Licht für die Übernahme von 14 griechischen Regionalflughäfen bekommen. (picture alliance / dpa)
    Schon seit Langem ist der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport am Kauf der griechischen Regionalflughäfen interessiert. Bereits Ende letzten Jahres gab es unterschriftsreife Verträge. Doch dann kam die Syriza-Regierung und die Privatisierungspläne wurden zunächst gestoppt. Jetzt soll Fraport doch zum Zug kommen. Noch sind die Verträge nicht unterschrieben. Doch Fraport-Chef Stefan Schulte zeigte sich im Hessischen Rundfunk unlängst bereits optimistisch, dass es diesmal klappen könnte:
    "Wir nutzen eigentlich die Kompetenz, die wir in Frankfurt gewonnen haben, um dann auch international diese Kompetenz einzubringen. Besser zu werden, bessere Flughäfen für die jeweilige Bevölkerung zu bauen. Aber natürlich auch, weil wir damit Geld verdienen. Und damit diversifizieren wir auch unser Geschäft und bringen einen Mehrwert für unsere Aktionäre."
    Kritik von der Linkspartei: Erst erpressen, dann Geschäfte machen
    Aktionäre der Fraport sind vor allem das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main. Die Bundesregierung hatte sich bei den Verhandlungen mit Griechenland zum dritten Hilfspaket für den Privatisierungsfonds stark gemacht, von dem jetzt Fraport und das CDU-geführte Hessen profitieren. Janine Wissler, Fraktionsvorsitzende im hessischen Landtag, hält das für kritikwürdig:
    "Ja, es ist schon so, dass man jetzt in der Krise die griechische Infrastruktur zu Schnäppchenpreisen aufkaufen kann. Die deutsche Bundesregierung hat sich daran beteiligt, die griechische Regierung zu erpressen, um diesen Privatisierungsfonds zu installieren. Und jetzt sind es unter anderem deutsche Konzerne, die damit ein gutes Geschäft machen. Und ich glaube, es ist auch keine Ersparnis für die Griechen, wenn sie die defizitären Flughäfen weiterbetreiben. Und bei den Flughäfen, die Gewinne abwerfen, die Gewinne dann ins Ausland abfließen."
    Doch damit der Betrieb der Flughäfen etwa auf den Inseln Mykonos, Santorini oder Rhodos wirklich Gewinne abwerfen kann, müsste Fraport zum Kaufpreis von rund 1,3 Milliarden Euro nochmal einen Milliardenbetrag in die Modernisierung der Airports investieren. Doch der geplante Kauf der griechischen Flughäfen passt in die Unternehmensstrategie der Frankfurter. Sie verdienen zunehmend Geld mit dem Betrieb internationaler Flughäfen - etwa in St. Petersburg, im peruanischen Lima oder in Indien.