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Privatkredite im Internet
Alternative zum Bankdarlehen?

Kreditplattformen wie "Auxmoney" vermitteln im Internet Darlehen zwischen Privatleuten. Stiftung Warentest hält diese Form der Kreditfinanzierung durchaus für eine Alternative zur Bank.

Von Dieter Nürnberger | 11.09.2014
    Kreditnehmer "X" sucht derzeit Geld für eine Bad-Modernisierung. Auf der Online-Kreditplattform "Auxmoney" hat er dafür den Wunschbetrag von 12.500 Euro eingetragen. Bislang haben ihn dafür 82 private Kreditgeber Geld geboten - mal nur 25, im höchsten Fall sogar 1.000 Euro. Addiert man die Gebote, dann sind bereits knapp 60 Prozent des Wunschbetrags zusammengekommen. Die Laufzeit soll fünf Jahre betragen und der Kreditzins wird mit stolzen 15,25 Prozent angegeben.
    Seit rund sieben Jahren vermitteln in Deutschland Kreditplattformen wie "Smava", "Auxmoney" oder "Fixura" im Internet Darlehen zwischen Privatleuten. Der Clou dabei: Die Konditionen handeln die Partner aus, ohne sich persönlich zu kennen. Und es funktioniert. So hat die Stiftung Warentest bereits mehrmals diese Form der Kreditfinanzierung untersucht und bescheinigt, dass dies durchaus eine Alternative zur Bank sein kann.
    Die Warentester haben besonders auf die Risiken geschaut, die Kreditnehmer und Kreditgeber eingehen könnten. Zur Grundidee der Online-Kreditplattformen gehört, dass der, der Geld haben möchte, für seine Seriosität sozusagen werben muss. Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest:
    "Auch auf diesen Kreditplattformen gibt es die Möglichkeit, dass man bestimmte Darstellungen wählen kann, um sich als Kreditnehmer seriös darzustellen. Also, dass man sagt: Ich verdiene so viel, gebe im Monat so und so viel aus, dann bleibt jenes übrig und davon will ich Dir das zurückzahlen. Man kann auch eine Anfrage bei seinem Arbeitgeber gestatten. Die Plattformen haben zum Teil eigene Score-Berechnungen, wo die Schufa einfließt, aber auch andere Auskunfteien. So, dass der Kreditnehmer sich als seriöser Partner darstellen kann."
    Zinssätze richten sich nach Kreditwürdigkeit
    Die Zinssätze richten sich beispielsweise bei "Auxmoney" nach einem intern vergebenen Score, einem Berechnungswert, der die Bonität des Kunden einordnet. Er liegt zwischen günstigen 2,90 und teuren 15,25 Prozent. Die Kreditwürdigkeit des anfangs erwähnten Bad-Modernisierers wurde somit schlecht eingestuft. Die Möglichkeit, einen Kredit zu erhalten, besteht aber trotzdem, so Kerstin Backofen:
    "Das Risiko für den Kreditnehmer ist, dass ich nicht genug Menschen für meine Idee oder mein Vorhaben begeistern kann. Und ich das Geld somit nicht zusammen bekomme. Dass ich genau wie bei einer Bank dann keinen Kredit bekomme."
    Umgekehrt besteht für die Kreditgeber im Grunde das gleiche Risiko, wie für eine Bank, die einem Kunden einen Kredit gibt:
    "Das allergrößte Risiko ist, dass er das Geld überhaupt nicht zurückgezahlt bekommt, er somit den Totalverlust hat. Oder auch nur einen Teil seines investierten Geldes zurückbekommt."
    Der Kreditgeber kann das Risiko natürlich auch durch die Streuung seines eingesetzten Kapitals verringern, in dem er mehreren Kreditnehmern nur kleinere Beträge zur Verfügung stellt.
    Die Zahlungsmoral der Kunden von Kreditportalen ist nach Angaben der Portale aber nicht wesentlich schlechter als die von Bankkunden. Die Ausfallquote liege unter drei Prozent. Zahlt ein Kunde nicht mehr, so werden zunächst Mahnungen verschickt, dann Inkasso-Unternehmen eingeschaltet.
    Private Plattformen tendenziell teurer
    Grundsätzliche Bedenken gegen das Geschäftsmodell von Online-Kreditportalen hat die Stiftung Warentest nicht. Allerdings seien hier die Kreditzinsen doch meist teurer als bei den Banken, so Finanzexpertin Kerstin Backofen:
    "Weil ich ja eigentlich zu solch einer privaten Plattform gehe, wenn es bei der Bank nicht klappt. Dann versucht man natürlich, woanders das Geld zu bekommen. Dann wird es tendenziell für ihn teurer werden. Aber eben mit der Möglichkeit, dass er überhaupt Geld für sein Vorhaben oder auch seine Notlage bekommt."
    Hinzu kommen auch noch Vermittlungsgebühren: "Auxmoney" beispielsweise berechnet 2,95 Prozent der Kreditsumme.