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"Produkte zur Wiederherstellung"

Fernsehen und Kino überschlagen sich mit Erinnerungsstreifen an 100 Jahre "Tour de France", das Jubiläumsrennen soll ein Fest werden. Und ausgerechnet jetzt wird das bekannteste Radrennen der Welt von alten Geschichten eingeholt.

Von Ursula Welter | 25.06.2013
    Ausgerechnet der in Frankreich populäre "Jaja", Laurent Jalabert, steht im Mittelpunkt und die Skandaltour von 1998 – die verbotenen Substanzen im Gepäck des "Festina-Teams", Razzien und Fahrer auf der Flucht. Auch Jalabert, der damals für das spanische Team "Once" fuhr, beendete die Tour vorzeitig.

    Er sei mit EPO gedopt gewesen, schreibt nun die französische Zeitung "L’Equipe" unter Berufung auf einen Bericht des französischen Senats – der Anti-Doping-Ausschuss bezieht sich demnach auf alte Proben und will seine Schlussfolgerungen offiziell am 18. Juli vorlegen. Von Seiten der Untersuchungskommission hieß es, das fragliche Papier sei in Arbeit, vor voreiligen Schlüssen werde gewarnt.

    Dennoch ist Frankreichs Radwelt in Aufruhr, und Jalabert, der seine Karriere 2002 beendete, mußte bereits viele Interviews geben:

    "Ich kann nicht sagen, ob das falsch oder ob das wahr ist, ich habe das ,wie Sie, aus der Presse erfahren."''

    …sagte Laurent Jalabert im französischen Fernsehen und zuckte sichtbar mit den Schultern: Proben von 1998, ausgewertet 2004, veröffentlicht 2013, was solle man da sagen…..

    Heute früh, im Sender RTL, wurde er dann ausführlicher:

    ""Ich habe dem Team, zu dem ich gehörte, stets vertraut, ich habe nie um leistungsfördernde Mittel nachgesucht, ich hatte stets Vertrauen und keinen Anlass, das nicht zu haben."'"

    Er sei in der Anhörung des Senats offen gewesen, sagt Laurent Jalabert. Wie alle anderen im Radrenn-Team sei er damals "behandelt" worden. Was bedeutet das, wollte der Moderator von RTL wissen, wie viele Spritzen täglich?

    ""Von Zeit zu Zeit, wenn die Etappen schwierig waren",

    antwortete der Radstar der Neunziger Jahre,

    ""haben die Mediziner uns abends Produkte zur "Wiederherstellung" zugeteilt, das war ja nicht verboten. Ich wusste nicht, was in diesen Produkten war. Vielleicht war es falsch, Vertrauen zu haben."'

    Er habe vor der Affäre "Festina" keinen Grund für Skepsis gesehen, sagt Laurent Jalabert.
    Während seiner aktiven Karriere war Laurent Jalabert niemals positiv getestet worden. Auch hat er nie offen eingeräumt, jemals gedopt gewesen zu sein.

    Die Reaktionen auf den Bericht der Sportzeitung "L’Equipe" sind indes einhellig: Schade um die Jubiläumstour 2013.