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Professioneller, abwechslungsreicher, informativer
YouTube ist erwachsen geworden

Ob Nachrichten, Produkt- und Spieletests oder Abschmink- und Kochtipps: YouTube wird vor allem für junge Leute zunehmend zur Hauptinformationsquelle. Doch was treibt umgekehrt die YouTuber dazu, Inhalte ins Netz zu stellen und welche Regeln sollten sie dabei einhalten? Das hat eine Studie des Medienforums NRW untersucht.

Von Sören Brinkmann | 25.06.2016
    Florian Mundt alias LeFloid, Videoblogger und Betreiber des gleichnamigen YouTube-Kanals
    Der Videoblogger Lefloid erreicht mit seinem YouTube-Channel ein breites Publikum. (Phil Dera für "Die Zeit")
    Männlich, jung, aber aus dem Jugendalter raus.
    "Aloha, ihr sexy Ladys und gentle Nerds."
    Das ist er, der typische YouTuber. Doch auch wenn – nicht nur bei LeFloid – zunehmend professionell gearbeitet wird; richtig Geld verdienen die allerwenigsten. Deshalb ist viel Eigeninitiative dabei, wie eine Studie zeigt, die Christian Zabel im Auftrag der Film- und Medienstiftung NRW durchgeführt hat. Gefragt wurde unter anderem nach der Motivation.
    "Da kann man sagen, dass die klassischen journalistischen Motive, wie: 'Ich möchte das Publikum sachgerecht informieren' nur bei wenigen ausgeprägt sind, sondern stattdessen eher: 'Ich möchte unterhalten', 'ich möchte vielleicht auch persönlich Hilfestellung leisten, also eher eine Beziehung in der Community aufbauen'."
    Differenzierte Themenschwerpunkte und steigende Klickzahlen
    Rein zahlenmäßig ist die Entwicklung deutlich: Allein in den zurückliegenden zwei Jahren hat sich in Deutschland die Zahl der großen YouTube-Kanäle mit mehr als einer Million Abonnenten verdreifacht. Immer ausdifferenzierter werden die Themenschwerpunkte – von Games über Beauty bis Comedy.
    "Wir sind ja hier alle auf YouTube. Deshalb muss man so manches Mal auch über YouTube reden."
    Unter anderem darüber, welche Regeln für die Online-Videos gelten. Der Direktor des Instituts für Medienrecht an der Uni Köln, Karl-Eberhard Hain:
    "Diese Angebote werden zunehmend rezipiert und sind zunehmend wichtig für die Meinungsbildung unter jungen Leuten. Es wird sich dringend die Frage stellen, ob man nicht dort auf den einzelnen Channel abstellen muss und sich fragen muss: Ist das nicht ein Telemedium mit der Folge, dass dann diese Channels unter die Telemedienregulierung fallen würden."
    Damit würde auch hier der Rundfunkstaatsvertrag gelten. Darin gibt es den Grundsatz einer abgestuften Regulierung. Den klassischen privaten Rundfunkanbietern ist ein sehr viel engeres Korsett angelegt als den Telemedien, die etwa online ihre Videos verbreiten: zeitliche Vorgaben für die Werbung, Sorgfaltspflichten. Hier erwartet Medienrechtler Hain, dass sich beide Regulierungs-Welten angleichen.
    "Hohes Regulierungsniveau brauchen wir etwa beim Schutz vor 'Hatespeech', wo es also um Basiswerte, wie die Menschenwürde geht. Niedrige Regulierungswerte brauchen wir vielleicht im Werbesektor, wo man die bisher relativ engmaschige Regulierung der Werbezeiten für den privaten Rundfunk herunterfahren kann."
    Mit der Werbung wird Geld verdient
    Denn in beiden Bereichen gilt: Mit der Werbung wird Geld verdient. Und dabei helfen die Vermarkter von Online-Videos, die sogenannten Multi-Channel-Netzwerke, die eine Vielzahl von YouTubern unter Vertrag haben. Einer dieser Vermarkter ist Sebastian Weil von "Studio 71".
    "Ich bin zumindest froh, wenn es klare Regeln gibt und sich alle Spieler an diese Regeln halten müssen. Ich würde nicht nach Überregulierung schreien, aber wir müssen schon schauen, dass so ein Werbemarkt reguliert werden muss. Insbesondere im Netz gibt es immer noch auch schwarze Schafe, die sämtliche Regeln umgehen."
    Immer wieder landen zum Beispiel Videos im Netz, in denen bestimmte Lippenstifte oder Smartphones den Videomachern ausdrücklich ganz besonders gut gefallen. Ohne dass dies als Werbung gekennzeichnet ist. Ein klarer Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag.
    Die Multi-Channel-Netzwerke bringen schon jetzt viel Geld und viel Erfahrung mit. Längst haben sich die etablierten Medienhäuser ihren Platz in der Online-Video-Welt gesichert. Der Unterhaltungsriese "Disney" drängt auf den deutschen Markt mit der Unternehmenstochter "Maker Studios". Und auch die Pro7Sat1-Gruppe hat mit "Studio 71" ein eigenes Multi-Channel-Netzwerk aufgebaut, zu dem unter anderem LeFloid, Gronkh oder Oliver Pocher gehören.
    Fest steht, dass sich aber auch zwischen den Netzwerken die Konkurrenz deutlich verschärfen wird. Sebastian Romanus von der Disney-Tochter "Maker Studios".
    "Ich brauche je nach Ausrichtung meines Netzwerks auch ein entsprechendes Portfolio und dann geht es darum, dass die Monetarisierung gewährleistet ist. Am Ende des Tages wollen wir alle Geld verdienen, also insofern wird es immer wieder Verschiebungen geben, bis sich vielleicht in zwei drei Jahren wirklich so die Top 4/ Top 5 Netzwerke etabliert haben."