„Ich bin im Geschrei, der größte Grieche in Rom zu sein“
Eine Lange Nacht über Johann Joachim Winckelmann
Von Tobias Barth, Lorenz Hoffmann und Hartmut Schade
Regie: Tobias Barth
Er gilt als ein Begründer der Archäologie und der modernen Kunstgeschichte, als Interpret des antiken Lebensideals und als Ideengeber der Weimarer Klassik. Als Schriftsteller hat Johann Joachim Winckelmann (1717 - 1768) dem modernen Publikum die antike griechische Kunst nahegebracht. Wir betrachten die Kunst (nicht nur) der antiken Welt oft, ohne es zu ahnen, durch das Prisma seiner Schriften. Der Apoll und die Venus von Belvedere und die Laokoongruppe, die er für die herausragendsten Werke der antiken Kunst hielt, stehen bis heute ganz oben auf den Listen der Italien-Antikenführer. Die Sixtinische Madonna, längst eines der populärsten Kunstwerke überhaupt, hat Winckelmann zum ersten Mal ausführlich beschrieben und als Meisterwerk erkannt. Seine Vorstellung vom idealschönen Körper, in dem sich weibliche und männliche Elemente vereinen, antizipiert Ideale des modernen Genderdiskurses. Die ‚Lange Nacht‘ erzählt von einem Schustersohn aus Stendal, der in Rom zum Gelehrten von Weltrang wurde. Von einem ehrgeizigen jungen Wissenschaftler, dem ein geschickter Coup dazu verhalf, zum ersten deutschsprachigen Schriftsteller mit europäischer Wirkung zu werden. Einem rastlosen Abenteurer, lebenslang auf der Suche nach dem Schönen. Sie erzählt von den Zusammenhängen zwischen Winckelmanns Griechenlandbild und der Freiheitsidee der französischen Revolutionäre von 1789. Und davon, wie Winckelmann per Umweg über die Bibliothek des Architekten und späteren Präsidenten Thomas Jefferson sogar Einfluss auf die Architektur der US-amerikanischen Südstaaten nahm.