Der Monodramist
Frühe Gesamtaufnahmen des Lieder-Zyklus ‚Die schöne Müllerin‘ von Franz Schubert
Von Christoph Vratz
Zu Beginn des Jahres 1823 war Franz Schubert erkrankt. Nach einem nur kurzen Aufschwung verschlechterte sich sein Zustand im Oktober wieder, und er musste ein Spital aufsuchen. Es ist wahrscheinlich, dass Schubert während dieses Krankenhausaufenthaltes einen der bedeutendsten Liederzyklen der Musikgeschichte komponiert hat, ein Beispiel deutscher Romantik par excellence: „Die schöne Müllerin“ nach Texten von Wilhelm Müller. Sie sind seinem 1821 in Dessau veröffentlichten Band „Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten“ entnommen. Neben Wanderlust, Junggesellenfröhlichkeit und Frühlingsassoziationen legen Schuberts Lieder auch die Kehrseite offen: Schmerz, Enttäuschung, Todessehnsucht. Zu den prägenden Gestaltern dieses Zyklus’ wurden im 20. Jahrhundert Dietrich Fischer-Dieskau und Fritz Wunderlich. Zu ihren Sänger-Ahnen zählen Interpreten wie der dänische Tenor Aksel Schiøtz, Gerhard Hüsch 1935 mit einer der frühesten Aufnahmen, Julius Patzak und - ein Kuriosum, weil von einer weiblichen Stimme gesungen - Lotte Lehmann.