Weltmusik in der Provinz
Eine 'Lange Nacht' über das Haldern Pop Festival
Von Kai Lückemeier und Jan Tengeler
Regie: Jan Tengeler
Das Haldern Pop Festival, dessen Geschichte 1981 mit einer Ministrantensause in einem verschlafenen Dorf am Niederrhein begann, ist heute eine Perle unter den europäischen Festivals und vielfach ausgezeichnet. Das auf 6.500 Tickets limitierte Kartenkontingent ist immer schon lange vergriffen, bevor auch nur die ersten Bands gemeldet werden. Etwa 350 Menschen aus dem Dorf helfen ehrenamtlich mit, schleppen Fässer, geben Getränke aus, reißen Karten ab, stellen die Stromversorgung auf dem Zeltplatz sicher, entsorgen Müll oder engagieren sich bei der Küchenmannschaft im Backstagebereich. Die Entscheidung gegen Expansion, Kommerz und Profit hat Haldern den Ruf eingetragen, so etwas wie das kleine gallische Dorf in Sachen Popmusik zu sein; es ist längst eine Marke, wie das Handelsblatt bemerkte, steht aber nicht zum Verkauf. Vor allem die Künstler wissen das zu schätzen. Auf den Bühnen sind Werbebanner tabu, das Publikum gilt als ungewöhnlich offen und musikinteressiert. Künstler wie Franz Ferdinand, Mando Diao, Kate Nash oder Mumford & Sons spielten auf dem Alten Reitplatz oder im legendären Spiegelzelt, unmittelbar bevor sie die großen Hallen füllten. Sam Smith, 2015 mit vier Grammys ausgezeichnet, war 2014 bei zwei Konzerten in der kleinen Ortskirche und auf der Hauptbühne zu sehen. Eine 'Lange Nacht' über musikalische Leidenschaften in der Provinz - als Sprungbrett auf die großen europäischen Bühnen.