Die Stimme im Schrank
Von Raymond Federman
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz und Peter Torberg
Bearbeitung und Regie: Norbert Schaeffer
Mit Rolf Boysen, Joachim Höppner, Elisabeth Endriß, Detlef Kügow
Produktion: BR 1990
Länge: 40'08
„Mein Leben begann in einem Schrank!“ So umschreibt Federman das zentrale Ereignis seines Lebens: Versteckt in einem Schrank bzw. einem Kabuff entkommt er 1942 in Paris der drohenden Deportation. Tod und Wiedergeburt des Jungen in diesem Versteck bestimmen die folgende Identitätssuche, sind Metapher in den literarischen Arbeiten Federmans, die sich zu einem einzigen Werk zusammenfügen. Allgegenwärtig ist das zentrale, unaussprechliche Ereignis seines Lebens, das ständig umgangen, berührt und fiktionalisiert werden muss - die Ausrottung seiner Familie, ein Schicksal, dem er nur entging, weil seine Mutter ihn in einen Schrank sperrte. „Ich war dreizehn oder vierzehn, als meine Eltern deportiert wurden, und an die Zeit davor habe ich nur äußerst verschwommene Erinnerungen. Ab dem Tag, an dem ich jenen Schrank verließ, kann ich die Geschichte eines jeden einzelnen Tages nacherzählen.“ Doch es ist nicht eine Stimme, die in diesem Schrank spricht, es sind mehrere, einander ergänzende, sich widersprechende Stimmen, es ist der Autor Raymond Federman, der die Geschichte seines Lebens sucht, umkreist und immer wieder neu erzählt.
Federman wurde 1928 in Paris geboren. 1947 kam er in die USA: Er wurde Schriftsteller, Kritiker und Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der State University of New York in Buffalo. ‚Die Stimme im Schrank‘ ist Federmans zweites Hörspiel.