Große Reden
Es gilt das gesprochene Wort. Über historische Reden von Frauen
Von Paul Stänner
Diese Sendung ist Teil eines gemeinsamen Projekts des Deutschlandfunks mit ARTE, arte.tv/grossereden.
In den antiken Rhetoriklehren gilt nur der Mann als Redner. Cicero und Quintilian entwarfen einen redegewandten Ehrenmann als idealen Redner. Für nicht rhetorikfähig hielt man dagegen Frauen, Sklaven und Kinder. Man(n) glaubt es vielleicht nicht, aber es gibt sie doch, die großen historischen Worte von Frauen, gerichtet an die Gemeinschaft, den Staat, die Herrschaft. Worte, die überzeugen, die zur Tat aufrufen, die unvergessen sind. „Und nun - verurteilen Sie mich!“ sprach Rosa Luxemburg, angeklagt wegen Volksverhetzung, weil sie sich gegen die allgemeine Kriegseuphorie 1914 gewandt hatte. „Genossen, eure Veranstaltungen sind unerträglich!“ schleuderte Helke Sander anno ‘68 dem ganzen männlich bornierten SDS entgegen und Waltraud Schoppe sah sich einem tobenden Bundestag gegenüber, als sie es wagte, von Vergewaltigung in der Ehe zu sprechen. Die berühmtesten Reden von Frauen aus der deutschen Geschichte beweisen, dass die traditionell männlich konnotierte Redekunst längst von Frauen erobert wurde. Paul Stänners Essay ist ein Auszug aus der ,Langen Nacht der historischen Reden', Deutschlandfunk 2011, Redaktion: Monika Künzel.