"Von einem, der auszog…"
Die Lange Nacht vom Wandern
Von Tom Daun
Regie: Jan Tengeler
„Alles würde besser gehen, wenn man mehr ginge…“, davon war Johann Gottfried Seume überzeugt. Er wusste, wovon er sprach, war er doch zu Fuß von Leipzig bis Sizilien und zurück gewandert. Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau stimmte ihm zu: „Wer ans Ziel kommen möchte, nehme die Postkutsche; wer richtig reisen will, der gehe zu Fuß.“ Im 21. Jahrhundert leben wir temporeich, fast grenzenlos: Jeder Punkt des Planeten ist mit dem Flugzeug erreichbar, per Mausklick überwinden wir den Raum in Sekundenschnelle. Beim Wandern bestimmt der menschliche Schritt das Tempo: Ziele, Routen und Pausen wählen wir selbst. Wir ändern die Richtung, weichen vom Weg ab, verfügen über Raum und Zeit, nehmen Blickachsen, Hörräume und Duftfelder wahr. Die buddhistische Weisheit „Der Weg ist das Ziel“ verweist auf die metaphysische Verwandtschaft von „Wandern“ und „Leben“: Geburt und Tod sind die Eckpunkte - wichtig aber ist, was dazwischen liegt: Begegnungen, Erlebnisse und Gefahren, Sorgen, Strapazen und Sehnsüchte. Beim Wandern wie im Leben verirren wir uns, gehen eigene Wege mit Höhen und Tiefen - und finden - vielleicht zu uns selbst. Eine Lange Nacht voller Geschichten und Musik vom Wandern, von Vagabunden und Weltenbummlern unserer Zeit.