Donnerstag, 28. März 2024

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Programm: Vor- und RückschauSamstag, 03.10.2020

  • 00:05 Uhr

    Die Abkürzung
    Von Magda Woitzuck
    Regie: Alexander Schuhmacher
    Mit Marleen Lohse, Golo Euler, Christoph Gawenda, Jördis Triebel, Volker Wackermann, Maria Hartmann, Axel Wandtke, Wilfried Hochholdinger und Yohanna Schwertfeger
    Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2020
    Länge: 53'58

    Ein junges Paar auf einer engen Landstraße, langsam schiebt sich das Auto die Serpentinen hoch: Esther und Hennes wollten das Wochenende in den Bergen verbringen, bei Esthers Großmutter. Doch aus der Abkürzung durch das Naturschutzgebiet wird ein Horrortrip: Mitten im Funkloch weiß Esther den Weg nicht mehr, Hennes hat vergessen zu tanken. Als Esther von der Pinkelpause zurückkommt, blickt ihr Freund sie aus glasigen Augen an und verschwindet kommentarlos im Wald. Ein plötzlicher Schub? Hat er wieder seine Zustände? Seit Monaten benimmt er sich immer merkwürdiger. Als Esther die Hoffnung auf seine Rückkehr schon aufgegeben hat, klopft es an die Scheibe. Doch sie freut sich zu früh.

  • 01:05 Uhr

    Lied & Chanson
    Zu Gast: Oumou Sangaré
    Liederbestenliste: die Platzierungen im Oktober
    Global Sound: neue internationale Singer-Songwriter-Alben
    Original im Ohr: ungewöhnliche Coverversionen
    Am Mikrofon: Anna-Bianca Krause

    Die malische Sängerin und Songwriterin Oumou Sangaré ist eine der wichtigsten weiblichen Stimmen Afrikas und einer der größten Stars ihrer Generation. Sie weiß, dass die Menschen ihr wirklich zuhören, besonders die Frauen, deren Anliegen sie in die Öffentlichkeit bringt, seit sie vor fast 30 Jahren anfing, Songs zu schreiben und zu singen. Nachdem die Künstlerin mit ihrem fünften Album „Mogoya“ 2017 den in den Traditionen Malis verankerten Sound modernisiert hatte, ging sie mit „Acoustic“ in die Gegenrichtung. In nur zwei Tagen nahm sie Akustik-Versionen ihres letzten Albums auf, alles One-Takes ohne Overdubs etc. Sangarés nackte Stimme, begleitet von vor allem N’Goni und Akustikgitarre, und ihre existenziellen Themen, gewinnen so an Intensität.

  • 06:05 Uhr

    Johannes Brahms
    Sonate für Klavier Nr. 3 f-Moll, op. 5
    Zwei Rhapsodien, op. 79
    Peter Orth, Klavier

    Aufnahmen vom 9.-11.9.2019 in der Immanuelskirche, Wuppertal

    Der Amerikaner Peter Orth ist ein eher unbekannter Pianist in Deutschland, dabei eröffnen seine Einspielungen immer sehr detailliert weite Welten. Für seine neueste Einspielung hat er Klavierwerke von Johannes Brahms zusammengebracht, die nicht besonders oft aufgenommen werden. Seine dritte Klaviersonate etwa. Sie entstand zu der Zeit, als ein begeisterter Robert Schumann über den jungen Brahms den heute berühmten Artikel „Neue Bahnen“ veröffentlichte. Diese Sonate beweist bis heute, was Robert Schumann, und auch seine Frau Clara so an diesem Menschen fasziniert hat. Zu der Sonate hat Peter Orth noch Brahms‘ zwei Rhapsodien, op. 79 gestellt. 26 Jahre nach der frühen Klaviersonate komponiert, offenbaren sie natürlich einen gereiften, viel erfahreneren Brahms. Gerade durch diese Gegenüberstellung lässt sich der Komponist noch besser verstehen.

  • 07:05 Uhr

    Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen

    Wie entstand die deutsche Nationalflagge?

    Scharnierjahre - Wendezeit 1989. Ein Interview mit der Historikerin Kristina Spohr

    Demokratieverständnis in Ost und West - Ein Interview mit dem Politikwissenschaftler Tom Mannewitz

    Opfer der SPK-Reform? Das Institut für Musikforschung soll abgewickelt werden

    Unwucht des Erinnerns - Ein Interview mit der Autorin Ines Geipel

    Denk ich an Deutschland: der Dirigent Manfred Honeck

    Am Mikrofon: Michael Köhler

  • 08:35 Uhr

    „Das Klagen der Ostdeutschen ist unehrlich“
    Der Religionssoziologe Detlef Pollack, geboren in Weimar, kritisiert in einer neuen Studie das „unzufriedene Volk“. Die Ostdeutschen jammerten aus taktischen Gründen, um bei Westdeutschen etwas zu bewirken. Ein Gespräch über die Kunst des Klagen, die Verhärtung der Ressentiments und die Vorteile eine evangelischen Theologiestudiums in der DDR.

    Am Mikrofon: Christiane Florin

  • 08:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 09:05 Uhr

    Vor 125 Jahren: Der russische Dichter Sergej Alexandrowitsch Jessenin geboren

  • 09:30 Uhr

    30 Jahre Wiedervereinigung
    Die Ost-West-Rolle (5/6)
    Maria Groß, Chef de Cuisine des Restaurants Bachstelze in Erfurt, im Gespräch mit Marietta Schwarz
    (Teil 6 am 4.10.2020)

    Bischleben/Stedten, ein Stadtteil von Erfurt. Dort liegt Maria Ostzone, ein Label, das die Köchin Maria Groß mit ihrem Lebenspartner Matthias Steube gegründet hat: Speiselokal Bachstelze, Eventlocation, Biergarten unter großer Kastanie. Maria Groß stammt aus Thüringen. Das Studium der Philosophie beendete sie vorzeitig, um Kochen zu lernen. Sie kochte sich durch zahlreiche namhafte Restaurants, lernte in der Schweiz, bei Jörg Slaschek vom Attisholz bei Solothurn, dann in Zermatt. Später wurde sie Küchendirektorin des Kaisersaals in Erfurt, arbeitete für das Gourmet-Restaurant CLARA und das Mittelalter-Restaurant Lutherkeller, für dessen Kochschule sie einen Michelin-Stern bekam. Wie geht große Kulinarik zwischen Moskau und Paris, zwischen TV-Show und Fine Taste Dinner? Maria Groß wird gern zitiert mit Sätzen wie: „Essen muss die Seele berühren. Duftend. Hinreißend einfach. Geschmackvoll. Charakterstark. Ohne Ablenkungsmanöver.” Geerdet sei ihr Restaurant Bachstelze. „Genialität”, sagt sie, „liegt in den einfachen Sachen.”
    Sind wir wiedervereinigt? Zahlreiche Diskurse haben die Gesellschaftsbildung der deutschen Einheit über 30 Jahre in Ost und West begleitet, kontrovers diskutiert, auch skeptisch hinterfragt - alle fünf Jahre ergab sich dadurch ein neues Bild über das Zusammenwachsen. Was sehen wir heute? „Essay und Diskurs” führt Gespräche zu Einheits- und Zukunftsfragen mit Literatur-, Kulinarik-, Popkultur- und Wende-Menschen.

  • 10:05 Uhr

    Am Mikrofon: Das Vision String Quartet

    Sie spielen Bartók, Mendelssohn und Schubert mit Verve und Präzision, bejubelt von der Fachkritik. Ebenso grandios lassen die vier jungen Männer vom Vision String Quartet auch gern die Rocker in ihnen von der Leine. Bevorzugt in der zweiten Konzerthälfte bringen sie mit Eigenkompositionen und Arrangements ihr Publikum zum Staunen. Das Berliner Streichquartett will in keine Schublade passen - es punktet mit Vielfalt, Spiellust und Experimentierfreude. Neue Spieltechniken und eine ausgefeilte Bühnenshow überraschen. 2012 schlossen sich Jakob Encke, Daniel Stoll, Sander Stuart und Leonard Disselhorst zum Quartett zusammen. Vier Jahre später räumten sie beim Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb in Berlin und beim Concours de Genève jeweils sowohl den 1. Preis als auch alle Sonderpreise ab. In diesem Jahr hat das Vision String Quartet sein Debüt-Album „Memento“ veröffentlicht und eine Pop-Single.

  • 11:05 Uhr

    Wendegeschichten: Von Mauerfall und deutscher Einheit

    Am Mikrofon: Ute Reckers

    Seit 30 Jahren sind Deutschland West und Deutschland Ost wieder ein Land: Am 3. Oktober 1990 trat die DDR der Bundesrepublik Deutschland bei - ein historischer Höhepunkt, gerade mal elf Monate nach dem Fall der Mauer in Berlin. Der „Kanzler der Einheit“ Helmut Kohl und mit ihm die Mehrheit der Deutschen glaubte damals an „blühende Landschaften“, die im Osten entstehen würden. Doch die optimistischen Vorhersagen haben sich bisher längst nicht alle erfüllt. Der Osten Deutschlands hinkt immer noch hinter dem Westen her, was Wirtschaftskraft und Haushaltseinkommen angeht. Besonders besorgniserregend, so sagte es der Ostbeauftragte der Bundesregierung kürzlich, sei das „Demokratiedefizit“ der Ostdeutschen. Warum scheint es auch nach 30 Jahren deutscher Einheit immer noch eine unsichtbare Grenze zwischen West und Ost zu geben? In der Sendung „Deutschland heute Extra“ erinnern sich Menschen aus Ost und West an die Zeit vor 30 Jahren. Zusammen mit dem Berliner Soziologen Steffen Mau versucht Moderatorin Ute Reckers herauszufinden, was die Menschen in den neuen und den alten Bundesländern trennt und was sie eint.

  • 13:05 Uhr

    Nach Corona-Erkrankung - US-Präsident Trump in ein Militärkrankenhaus verlegt

    Potsdam - Nach Festakt zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit

    Zur Deutschen Einheit - Interview Raj Kollmorgen, Sozialwissenschaftler

    Nach Reisewarnungen für die Niederlande - Limburg will keinen Shopping-Tourismus

    Schwere Unwetter in Südostfrankreich - Mehrere Menschen vermisst

    Post-Brexit-Verhandlungen - Vor Videokonferenz Von der Leyens mit Johnson

    Bürgerschreck und Blues-Ikone - Zum 50. Todestag der US-Sängerin Janis Joplin

    Am Mikrofon: Philipp May

  • 13:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 14:05 Uhr

    Das Bildungsmagazin

    Einkommen, Karriere-Chancen, Gender-Gap
    Wie groß sind die Ost-West-Unterschiede tatsächlich noch?
    In „Campus & Karriere" gehen wir diesen Fragen nach: Wie groß sind die Chancen-Unterschiede zwischen Ost und West? Wie unterscheiden sich Karriere-Wege und Optionen? Was kann der Westen - vor allem in Fragen der Geschlechtergerechtigkeit, vom Osten lernen? Und: brauchen wir vielleicht doch eine Ost-Quote für die Spitzenpositionen in der Gesellschaft?

    Gesprächsgäste:
    Aline Zucco, Hans-Böckler-Stiftung 
    Nadine Bruder, Netzwerk 3. Generation Ost
    Torsten Menzel, Netzwerk 3. Generation Ost
    Anne Hähnig, Redaktion ZEIT im Osten
    Am Mikrofon: Manfred Götzke

    Hörertel.: 00800 - 4464 4464
    campus@deutschlandfunk.de

    Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist das noch Berufsrealität: In Ostdeutschland verdient man nicht so viel wie im Westen. Aber: Die Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau sind im Osten deutlich geringer als im Westen. Wie steht es also um die Karrierechancen Ost und West? In manchen Punkten ist die Lage am 30. Jahrestag der deutschen Einheit eindeutig: Nur 1,7 Prozent der Spitzenpositionen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sind von Ostdeutschen besetzt. Auch die Gehaltslücke zwischen Ost und West klafft immer noch deutlich auseinander: Westdeutsche Beschäftigte verdienen 16 Prozent mehr als Ostdeutsche. In anderen Bereichen scheint der Osten Deutschlands aber besser dazustehen: das Gender-Pay-Gap ist wesentlich geringer als im Westen. Und auf der zweiten Führungsebene gibt es im Osten genauso viele Frauen wie Männer. Doch macht das Schielen nach Ost-West-Unterschieden im Jahr 30 nach der Einheit überhaupt noch Sinn? Lohnt nicht vielmehr ein genauerer Blick in einzelne Regionen?

  • 15:05 Uhr

    30 Jahre Wiedervereinigung
    Der Sound der Eigenermächtigung - Post Punk und New Wave in der DDR
    Am Mikrofon: Mike Herbstreuth

    Bands wie DAF, Einstürzende Neubauten, Fehlfarben, die in den 80er-Jahren ihre kreative Hochphase hatten, bestimmen im Musikjournalismus bis heute das Narrativ des subversiven Sounds, der aus dem Westen kam. Aber auch der Osten brillierte mit musikalischen Experimenten. Eine Spurensuche durch vergessenes Terrain.

  • 16:05 Uhr

    Bücher für junge Leser

    DIE BESTEN 7
    Das Ergebnis der Deutschlandfunk-Bestenliste im Monat Oktober
    Vorgestellt von Ursula Nowak

    Sascha Mamczak und Martina Vogl und Katrin Stangl (Illustration):„Eine neue Welt. Die Natur, die Menschen, und die Zukunft unseres Planeten“
    (Peter Hammer Verlag, Wuppertal)

    Issa Watanabe: „Flucht“
    (Hanser Verlag, München)

    Yaroslava Black und Ulrike Jäninchen (Illustration): „Zug der Fische“
    (Carlsen Verlag, Hamburg)

    Peter Van den Ende: „TREIBEN LASSEN"
    (Aladin Verlag, Stuttgart)

    Elisabeth Steinkellner und Anna Gusella (Illustration): „Papierklavier“
    (Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim)

    Tamara Bach: „Sankt Irgendwas“
    (Carlsen Verlag, Hamburg)

    Tor Freeman: „Willkommen in Oddleigh“
    Aus dem Englischen von Matthias Wieland
    (Reprodukt Verlag, Berlin)

    Am Mikrofon: Ute Wegmann

  • 16:30 Uhr

    Virtualisierung
    Die Online-Jahrestagung der GI erzielt Teilnehmerrekord

    Souveränität
    Wieviel Abhängigkeit von den Internet-Konzernen verträgt Europa?

    Preisschwindel
    Wie die Preisbildung bei Online-Portalen ausgetrickst wird

    Das Digitale Logbuch

    Info-Update

    Sternzeit 03. Oktober 2020
    Asteroid Bernheim für Robert Burnham


    Am Mikrofon: Manfred Kloiber

  • 17:05 Uhr

    Muss man sein Land lieben?
    Die Journalistin Düzen Tekkal und die Theologin Christiane Thiel im Gespräch
    Am Mikrofon: Monika Dittrich

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen

    Anfang der Oper
    Jens-Daniel Herzog inszeniert in Nürnberg Monteverdis „L’Orfeo“

    "State of Emergency"
    Yael Ronens neue Arbeit fürs Gorki Theater Berlin

    Wiedervereinigt? Zum Stand der Deutschen Einheit
    Der Historiker Stefan Wolle im Gespräch

    Gibt es kollektive Erinnerung?
    Julia Schochs "Die Jury tagt" in Potsdam

    Am Mikrofon: Anja Reinhardt

  • 18:10 Uhr

    Festakt Deutsche Einheit in Potsdam

    Festakt Deutsche Einheit in Sachsen

    Post-Brexit-Verhandlungen - Nach Videokonferenz Von der Leyens mit Johnson

    Nach Corona-Erkrankung - US-Präsident Trump in ein Militärkrankenhaus verlegt

    Remdesivir: EU-Arzneimittelbehörde prüft Corona-Medikament

    Schwere Unwetter in Südostfrankreich

    Neue Reisewarnungen für die Niederlande - Limburg will keine Shopping-Tourismus

    Verdächtiger Gegenstand in Kölner Regionalbahn

    Sport-Telegramm

    Am Mikrofon: Detlev Karg

  • 18:40 Uhr

    Wenn Bund und Länder streiten - Wie der Vermittlungsausschuss Gesetze rettet

  • 19:05 Uhr

    Zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit - Was uns der 3. Oktober heute lehrt

  • 20:05 Uhr

    Hörspiel des Monats
    Güldens Schwester
    Von Björn Bicker
    Regie: Björn Bicker
    Komposition: Derya Yildirim, Sebastian Reier, Tobias Levin
    Mit Meriam Abbas, Yodit Tarikwa, Murali Perumal, Christoph Franken, Edmund Telgenkämper, Stefan Merki, Shirin Eissa , Wiebke Puls
    Produktion: BR 2020

    Die Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste:
    „Güldens Schwester“, das ist Fatma Inan. Die Protagonistin und Ich-Erzählerin des gleichnamigen Hörspiels von Björn Bicker ist Lehrerin. An ihrer Schule wird sie zur Zeugin, wie ein Junge seinen Mitschüler mit einem Messer tötet. Dieses traumatische Erlebnis bildet den Katalysator für Fatmas inneren Monolog, der - herausragend gesprochen von Meriam Abbas - das Zentrum des Hörstücks bildet. Fatmas Nachdenken über das Attentat ihres Schülers wird zur Reflexion über ihr Selbstverständnis als Lehrerin und ihre eigene migrantisch geprägte Biografie. Eine große Rolle nimmt hierbei die Trauer über den viele Jahre zurückliegenden, in der Familie nie wirklich aufgearbeiteten, Unfalltod ihrer Schwester Gülden und die Erinnerung an ihre Mutter ein. „Diese Frau, die meine Mutter war, die ist 1978, als sie 20 Jahre alt war, vom Schwarzen Meer nach Deutschland gekommen, weil sie hier meinen Vater geheiratet hat. […] Und meine Mutter hat 40 Jahre in Dortmund gelebt und konnte bis zu ihrem Tod im letzten Jahr so gut wie kein Deutsch.“ Als Lehrerin arbeitet Fatma in einem im Kontext von Migrationsdebatten besonders umkämpften Feld - dem Bildungssystem. Dennoch beruht die Integrität des Stücks gerade darauf, dass sich die Lehrerin nicht auf ihren Beruf und ihre Herkunft reduzieren lässt. Stattdessen entsteht vor den Ohren der Hörerinnen und Hörer die facettenreich gezeichnete Figur einer Frau mit klaren Überzeugungen, die insbesondere durch ihre Verletzungen und inneren Brüche glaubwürdig ist. Besonders beeindruckt hat die Jury hierbei die im Hörspiel thematisierte Rolle der Sprache und Kommunikation, wie sie Fatma formuliert: „Meine Mutter hatte keine Ahnung von dem ganzen Zeug, das mich interessiert: Bücher, Popmusik, Kickboxen, Spanisch, Foodblogs, Reisen. Keinen Schimmer! Aber sie hat mich gefragt. […] Und sie hat die Augen geschlossen und einfach zugehört. Das hat alles auf Türkisch stattgefunden. Diese wundervolle, warme, lustige, bewegliche, türkische Sprache, die mir meine Eltern zu Hause beigebracht haben.“ Kenntnisreich und mit viel Empathie räumt Björn Bicker mit einigen der hartnäckigen Klischees auf, die die weiße Mehrheitsgesellschaft zur Abwehr der realen Diversität der deutschen Gesellschaft aufgebaut hat. Dass etwa auch der Grund dafür, dass Fatmas Mutter nicht Deutsch sprach, in den „kolonialen Mustern deutscher Arbeitsmigrationspolitik“ (Kien Nghi Ha) zu finden ist, in der die heute viel beschworene Integration der Gastarbeiter lange Zeit überhaupt nicht erwünscht war, zeigt das Stück sehr eindrücklich auf. Positiv hervorzuheben ist dabei, dass die Besetzungsliste der Produktion ein deutlich höheres Maß an Diversität aufweist, als es sonst in der deutschen Hörspiellandschaft zu beobachten ist. Das Stück wirkt damit selbst als affirmative action gegen die Missstände, die es auf inhaltlicher Ebene kritisiert.

    Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das HÖRSPIEL DES MONATS trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den 12 Hörspielen des Monats das HÖRSPIEL DES JAHRES.

  • 22:05 Uhr

    30 Jahre Deutsche Einheit
    Return from Exile
    Ein Erfahrungsbericht aus der Wendezeit
    Von Georg Beck

    Aus westdeutscher Sicht bedeutete das Projekt deutsche Einheit nicht nur den Umbau der neuen ostdeutschen Länder. Es reichte darüber hinaus, indem es der wiedervereinten Nation abverlangte, ihr Verhältnis zu den Opfern der NS-Diktatur auf eine neue Basis zu stellen. Die Abkehr von der bisherigen Praxis der Verdrängung und die Anerkennung der Verbrechen ermöglichte den Opfern, zurückzukehren. Die osteuropäischen Juden kamen zuerst, sie bereicherten die hiesigen jüdischen Gemeinden. Es kamen exilierte Künstlerinnen und Künstler. Wer nicht kommen konnte oder wollte, weil er bzw. sie anderswo Wurzeln geschlagen hatte, war aber offen für diejenigen, die auf sie zukamen. Autor Georg Beck berichtet von seinem Zusammentreffen mit jüdischen Komponisten und Musikern: mit Josef Tal, Jeffrey Burns, Ursula Mamlok, Ruth Schonthal, Simha Arom und anderen. Im Vordergrund steht nicht der „Fortschritt des musikalischen Materials”, vielmehr das Fortschreiten eines neuen Miteinanders unter Musikern und Zeitzeugen. Beck berichtet von Stimmungen, Mentalitäten, Befindlichkeiten, von alten Wunden und vom Wunder einer neuen Offenheit. Ein Blick in eine Epoche voller Dynamik, in der die Erinnerung anfing, sich neu zu organisieren.

  • 22:50 Uhr

    Fußball - Bundesliga, 3. Spieltag:
    Borussia Dortmund - SC Freiburg; Eintracht Frankfurt - TSG Hoffenheim;
    1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach; Werder Bremen - Arminia Bielefeld;
    VfB Stuttgart - Bayer 04 Leverkusen; RB Leipzig - FC Schalke 04 (18:30 Uhr)

    Fußball - 2. Bundesliga, 3. Spieltag:
    1. FC Heidenheim - SC Paderborn 07; Hannover 96 - Eintracht Braunschweig;
    Jahn Regensburg - Karlsruher SC

    Tennis - French Open 2020 in Paris

    Am Mikrofon: Marina Schweizer

  • 23:05 Uhr

    „Kozmic Blues“
    Eine Lange Nacht zum 50. Todestag von Janis Joplin
    Von Michael Frank
    Regie: Jan Tengeler

    Lange Zeit deutete nichts darauf hin, dass Janis Joplin ihre Stimme anders als im Kirchenchor erheben würde. Aber seit Beginn ihrer Pubertät erlebte sie sich zunehmend als Außenseiterin. Sie rebellierte gegen den als heuchlerisch empfundenen American Way of Life in ihrer texanischen Heimatstadt Port Arthur und entdeckte die Musik schwarzer Bluessängerinnen und -sänger. Schließlich fand sie in ihrer Stimme das Mittel zum Ausdruck ihrer Gefühle und zur Selbstermächtigung - zwischen Schrei und Hauch. Als sie sich 1966 in San Francisco niederließ und bei der Rock-Band Big Brother & The Holding Company einstieg, hatte sie das erste Mal wieder das Gefühl, wirklich dazuzugehören. Ihr Leben endete nur vier Jahre später. Sie starb am 4. Oktober 1970 im Alter von 27 Jahren. Keine Weiße vor ihr sang Blues, Soul, Rock mit so viel emotionaler Tiefe, gleichzeitig enthemmter Leidenschaft und Stimmbeherrschung. Den Titel ihres Songs „Kozmic Blues“ erklärte sie wenige Monate vor ihrem Tod so: „Kozmic Blues bedeutet, dass Du machen kannst, was Du willst, am Ende erwischt es dich doch. Eines Tages erkannte ich, dass niemals alles in Ordnung kommen würde - irgendetwas läuft immer schief. Es sind deine Wünsche, die dich unglücklich machen - das Loch, das Vakuum.“ Trotz allem war Janis Joplin weit mehr als das Opfer tragischer Umstände, als das sie so oft dargestellt wurde. Sie fällte bewusst ihre Karriereentscheidungen und arbeitete an der Vervollkommnung ihrer Kunst inmitten eines männlich dominierten Musikgeschäfts. Ihre Bedeutung zeigt sich auch darin, dass sich so unterschiedliche Musikerinnen wie Stevie Nicks, Pink und Alicia Keys von ihr inspirieren ließen.