Feuriger Grand'uomo
Der Pianist Maurizio Pollini (*1942)
Am Mikrofon: Christoph Vratz
Es ist ein legendärer Satz: „Dieser Knabe spielt besser als jeder von uns!“, ausgesprochen vom großen Pianisten Artur Rubinstein, der 1960 in der Jury des Chopin-Wettbewerbes saß und gerade den 18-jährigen Maurizio Pollini erlebt hatte. Pollini gewinnt am Ende als erster Italiener diesen bedeutenden Wettbewerb. Die Sensation machte schnell die Runde und Pollini durfte nur wenige Zeit später in London seine ersten Aufnahmen machen, unter anderem mit den Etüden von Frédéric Chopin. Seither zählt er als Interpret zur Weltspitze, auch weil er sich immer wieder für zeitgenössische Musik, vor allem für Nono und Boulez, eingesetzt hat. „Im Grunde genommen ist das Klavier ein recht neutrales Instrument“, gesteht Pollini, dieser italienische Gentleman, der an seinem Instrument so feurig klingen kann, „aber es hat ein nahezu unerschöpfliches Potenzial an Klangmöglichkeiten.“ Diese Gestaltungsspielräume hat Pollini bei einem breiten Repertoire, das inzwischen von Bach bis zur Musik der Moderne reicht, weidlich ausgeschöpft. Sein Name steht längst nicht nur für technische Brillanz, sondern auch für Ernsthaftigkeit, Schnörkellosigkeit und Transparenz. Heute ist sein 75. Geburtstag.