Lebendiges Archiv: Sinti und Roma als Storyteller in eigener Sache
Von Manuel Gogos
Hunderte Jahre Kulturgeschichte der Sinti und Roma mit wenigen Klicks erfahrbar machen - das ist das Anliegen des RomArchive. Zu seiner Eröffnung wird mit Tanz, Performances und Ausstellungen gefeiert, Stereotype werden hinterfragt und Geschichte wird neu geschrieben. Nach jahrelanger Vorbereitung wird das ungewöhnliche Archiv im Januar 2019 mit einem dreitägigen Festival in der Akademie der Künste in Berlin eröffnet. Auf Konzerten, bei Ausstellungen und Tanzveranstaltungen wird der Autor mit seinen eigenen Vorurteilen konfrontiert: Wie kommt es eigentlich, dass Roma als geborene Musiker gelten? Und warum tragen sie noch immer den Beinamen fahrendes Volk, obwohl die meisten von ihnen seit Generationen sesshaft sind? Was bedeutet es, wenn die Künstlerin Delaine le Bas selbstironisch auf Klischees zurückgreift, Zigeunerkitsch sammelt oder bei einer Performance dem Autor aus der Hand liest? Im RomArchive kommen Roma und Sinti selbst zu Wort und treten so der Stigmatisierung und Diskriminierung entgegen, die ihre Kultur seit jeher erfahren hat. Als Kuratorinnen, Kuratoren, Künstlerinnen, Künstler, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestimmen sie selbst das Bild. Das soll die Auseinandersetzung mit einem reichen, oft unbekannten kulturellen Erbe fördern. Im RomArchive wird es nun erstmals systematisch dokumentiert, analysiert und aktiv weitergeschrieben.