Türkisblaues Fis
Das Phänomen der Synästhesie und die Musik
Von Eva Blaskewitz
Der Ton e ist senfgelb, das Es goldglänzend und Fis türkisblau mit schwarzweißem Rand. Eine Subdominante fühlt sich an wie saure Gurken nach zuviel Torte, eine Brahms-Sinfonie schmeckt rahmig-süß und eine dunkle Frauenstimme klingt gelb. Für Synästhetiker ist die Welt besonders bunt: Ein Sinneseindruck löst in ihrem Kopf unweigerlich weitere aus. Zahlen, Buchstaben, Wochentage, Monate, Töne oder Klänge haben bestimmte Farben, manchmal auch einen festgelegten Geschmack oder Geruch. Das Phänomen ist noch bis heute rätselhaft. Es interessiert Neurophysiologen und Hirnforscher, die sich davon Aufschluss über noch unbekannte Funktionsweisen des Gehirns erhoffen. Die Verknüpfung von Sinneseindrücken fasziniert aber seit langer Zeit auch Komponisten. Vor allem im 19. Jahrhundert versprach man sich von einer Zusammenführung verschiedener Sinneswahrnehmungen eine potenzierte künstlerische Wirkung. Richard Wagner hat daraus die Idee des Gesamtkunstwerks entwickelt, György Ligeti setzte seine eigene Synästhesie in Kompositionen um, ebenso Olivier Messiaen.