Gert Loschütz liest aus seinem Roman ,Ein schönes Paar' (2/2)
Eigentlich ist Gert Loschütz für unheimliche Erzählungen bekannt, leichte surreale Verschiebungen, die den Alltag fremd machen. Im neuen Roman ,Ein schönes Paar’ scheint das anders zu sein: Beim Ausräumen seines Elternhauses stößt der Fotograf Philipp auf einen Gegenstand, der in der Geschichte seiner Eltern eine entscheidende Rolle gespielt hat. Die beiden, Herta und Georg, waren ein schönes Paar. Philipp erinnert sich an ihr junges Liebesglück, ihre Hoffnungen und Gefährdungen, an die überstürzte Flucht seines Vaters aus der DDR in den Westen. Das hätte, da ihm die Mutter und der Junge ein paar Tage später folgten, der Beginn eines erfüllten Lebens sein können, tatsächlich aber trug die Flucht den Keim des Unglücks in sich. Nach und nach geht Philipp das Paradoxe der elterlichen Beziehung auf: Dass es die Liebe war, die ihre Liebe zerstörte. Damit aber ist die Geschichte, die auch sein Leben überschattet hat, nicht vorbei. Am Ende stellt er fest, dass Herta und Georg all die Jahre über miteinander verbunden waren, auf eine Weise, die sie niemandem, nicht einmal sich selbst, eingestehen konnten. Ein Roman über Liebe und Vergänglichkeit vor dem Hintergrund der deutschen Teilung.
Gert Loschütz, 1946 in Genthin (Sachsen-Anhalt) geboren, arbeitet seit 1970 als Schriftsteller (auch für das Theater und den Hörfunk). Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, unter anderem den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis (1986) und den Rheingau Literaturpreis (2005). Den Erzählband ,Dunkle Gesellschaft' von 2005 konnten wir damals schon in der ,Lesezeit' hören. Zuletzt erschien 2017 ,Das erleuchtete Fenster'. Gert Loschütz, der mit seiner Familie in Berlin lebt, liest nun selbst einen zweiten und letzten Teil aus ,Ein schönes Paar' vor.