Sibylle Lewitscharoff liest aus ihrem Roman ,Von oben' (2/2)
Aus der Vogelperspektive blickt Sibylle Lewitscharoffs unbehauster Erzähler hinab auf sein eigenes Grab, die hinterbliebenen Freunde und Nachbarn, auf Fremdes und Vertrautes in der unter der Hitze stöhnenden Stadt. Körper- und willenlos driftet er durch den Himmel über Berlin, erscheint mal hier, mal dort, ein stiller Beobachter, Zeuge von Schönem und Schrecklichem, mit übernatürlicher Hör- und Sehkraft begabt, doch zur Handlungsunfähigkeit verdammt. Seine Erinnerungen sind lückenhaft, seine Zukunft ungewiss. Was darf er hoffen, was muss er fürchten: Hölle? Fegefeuer? Himmlisches Paradies? Sibylle Lewitscharoff befragt in ihrem neuen Roman ,Von oben’ unsere Gottes- und Seinsvorstellung, unsere Wahrnehmung von Ich und Welt, von Leben und Sterben. Am Ende dieser Seelenreise durch das Berlin der Gegenwart in das Zwischenreich der Lebenden und Toten löst sich jede Ordnung auf und eine überraschende Selbsterkenntnis stellt sich ein.
Sibylle Lewitscharoff, 1954 in Stuttgart als Tochter eines bulgarischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren, studierte Religionswissenschaften in Berlin, wo sie heute - nach längeren Aufenthalten in Buenos Aires und Paris - lebt. Für die Erzählung ,Pong’ erhielt sie 1998 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Es folgten die Romane ,Der höfliche Harald’, (1999), ,Montgomery’ (2003) und ,Consummatus’ (2006). Der Roman ,Apostoloff” wurde 2009 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. 2013 erhielt sie den Georg-Büchner-Preis. Sibylle Lewitscharoff liest einen zweiten und letzten Teil aus ihrem neuen Roman ,Von oben’ vor.