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Programm: Vor- und RückschauSonntag, 12.07.2015

  • 00:05 Uhr

    Allein in bester Gesellschaft
    Eine Lange Nacht der Literarischen Cafés
    Von Holmar Attila Mück
    (Wdh. v. 02./03.06.2007)
    Regie: Rita Höhne

    "Habe die Ehre", wispert das Feuilleton hinüber zur Kritik; sie sitzen beide - Tag für Tag - dicht an der Tür, neben dem Zeitungsständer. Das ist der Ort der rasanten Feder. Denn jederzeit kann ein Redaktionsbote ins Refugium stürzen, um das 'Express-Erdachte' zur Druckerei zu expedieren. Das Drama, im hinteren Teil des Reviers Quartier bezogen, wendet sich bei diesem Akt genervt ab. Die Prosa hüstelt pikiert. Neben dem Kuchenbüffet keltert unberührt der Essay schweigend neue Erkenntnisse. Die Lyrik, vor grünen Ranken platziert, rümpft die Nase und bestellt flüsternd einen kleinen Kaffee; etwas größer darf das Glas Wasser schon sein …! Das muss oft über Stunden die Geister munter halten. Die Kellner helfen schon mal aus mit einem Verb, einem Synonym, einer Briefmarke oder Telefonmünze. Das meiste hier geht auf Kredit. Mitunter sitzen sie mit knurrendem Magen gebeugt über weißem Papier oder fleckigen Zeitungsrändern und entwerfen große Gedanken, Gestalten und Schicksale; einiges davon wird Weltliteratur. Diese Stammgäste kennt hier jeder: Peter Altenberg, Joseph Roth, Alfred Kerr, Stefan Zweig, Arthur Rimbaud, André Gide, Jean Genet, William Faulkner, Henry Miller, Ernest Hemingway, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Anna Seghers, James Joyce, Albert Camus, Michel Deguy, Sándor Petöfi, György Konrád, Franz Kafka … Die Kaffeehäuser sind ihre Wohn- und Arbeitszimmer und mache haben es zur Legende, zum Mythos gebracht: in Paris das de Flore, les Deux Magots, la Rotonde, de la Paix; in Wien das Hawelka, Central, den Herrenhof oder das Griensteidl; in Budapest das Gerbeaud, Eckermann oder Ruszwurm ... Heute sucht man dort die Dichter wohl zumeist vergeblich. Wie ein Exot wirkt, wer nach zwei Stunden immer noch am ersten Mokka nippt und auf Servietten herumkritzelt. Er erinnert aber - wie diese 'Lange Nacht' - an etwas, was viele für die sympathischste Weltanschauung hielten - das Literaturcafé.

  • 02:05 Uhr
    02:07 Uhr   Konzertmomente

    Robert Schumann
    Sinfonie Nr. 2 C-Dur, op. 61
    Swedish Radio Symphony Orchestra
    Leitung: Daniel Harding

    Aufnahme vom 20.10.14 aus der Kölner Philharmonie

    03:05 Uhr   Schlüsselwerke

    Antonìn Dvorák
    Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncello Nr. 12 F-Dur, op. 96
    'Amerikanisches Quartett'
    Jerusalem Quartet

  • 06:10 Uhr

    Georg Philipp Telemann
    'Die Glut des Zorns'. Kantate Nr. 42 zum 6. Sonntag nach Trinitatis für Mezzosopran, Violine, Violoncello und Basso continuo, TWV 1:331
    Ruth Ziesak, Sopran
    Camerata Köln

    Carl Philipp Emanuel Bach
    Sonate für Orgel A-Dur, Wq 70 Nr. 1
    Marie-Claire Alain, Orgel

    Johann Sebastian Bach
    'Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust'. Kantate, BWV 170 zum 6. Sonntag nach Trinitatis
    Bernarda Fink, Mezzosopran
    Freiburger Barockorchester
    Leitung: Petra Müllejans

  • 07:05 Uhr

    Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen
    Landflucht umgekehrt - In Nordhessen wehrt sich ein Fachwerkdorf gegen die Gentrifizierung

    Die Schatten von Srebrenica. 20 Jahre nach dem Völkermord
    Ein Interview mit dem Publizisten und Historiker Matthias Fink

    Sommerreihe "Der Mensch in der Zeit": Immer in Bewegung. Die Unruhe der Welt
    Ein Interview mit dem Philosophen Ralf Konersmann

    07:50 Uhr   Kulturpresseschau

    Auszüge aus den Feuilletons der Woche

    Königsweg aus der Schuldenkrise?
    Ein Interview mit dem Historiker Florian Schui

    Denk ich an Deutschland: die Pianistin Olga Scheps

    Am Mikrofon: Burkhard Müller-Ullrich

  • 08:35 Uhr

    Religiöses Wort
    „Gott liebt jene, die mit ihm ringen“ - Tomas Halik und der schweigende Gott
    Von Dr. Stefan Orth
    Katholische Kirche

  • 08:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 09:05 Uhr

    Vor 100 Jahren: Der Fotograf Otto Steinert geboren

  • 09:30 Uhr

    Bibliophil und netzaffin
    Ein Gespräch über essayistische Kultur mit Albert Henrichs und Caspar Hirschi

    Der Essay ist ein hybrides Wesen, eine Mischform. Und der Wortherkunft nach: ein Versuch. Die Literatur beansprucht ihn für sich, wie auch die Wissenschaft, die Politik, die Philosophie oder die Soziologie. Ganz zu schweigen vom Radioessay, der seine eigene Linie zwischen all diesem sucht.
    Bibliophil und netzaffin - beim Forum Essay 2015 wurden Möglichkeiten und Gefahren der digitalen Veröffentlichung sowie das essayistische literarische und wissenschaftliche 'Plus' von Blogs erörtert. Albert Henrichs vom literarischen onlineMagazin hundertvierzehn.de (S. Fischer) und Caspar Hirschi, Professor für Geschichte an der Universität St. Gallen, kamen zu einem Podiumsgespräch zusammen, um sich über die verlegerische Idee des literarischen Blogs und das geisteswissenschaftliche Buch im digitalen Zeitalter auszutauschen. Anlass der Veranstaltung war der 60. Geburtstag des Radioessays, der am 12. Juli 1955 beim Süddeutschen Rundfunk auf Sendung ging.

  • 10:05 Uhr

    Übertragung aus der Kapelle der Lazarus Stiftung in Berlin
    Predigt: Bischof Markus Dröge
    Evangelische Kirche

  • 11:30 Uhr

    Reisenotizen aus Deutschland und der Welt

    Von der Tragödie zum Big Business
    150 Jahre nach der Erstbesteigung des Matterhorns

    Leben im Spektakel
    Der Platz Djemas el Fna im Marokkanischen Marrakesch

    Fahrt mit der Wipperliese
    In der Kleinbahn durch das Mansfelder Land

    Der Schicksalsort des Hererovolkes
    Erinnerung am Waterberg in Namibia

    Am Mikrofon: Sören Brinkmann

  • 13:30 Uhr

    Musik und Fragen zur Person
    Der Wissenschaftstheoretiker Peter Finke im Gespräch mit Michael Langer

    Peter Finke ist Wissenschaftstheoretiker und Kulturökologe. Er lehrte 25 Jahre an der Universität Bielefeld, bevor er 2006 aus Protest gegen die sogenannte Bologna-Reform vorzeitig aus dem Hochschuldienst ausstieg. Er sah in dieser Reform, die eine europaweite Harmonisierung von Studiengängen und -abschlüssen anstrebte, einen unzumutbaren Übergriff der Politik auf einen Bereich, in dem sie nichts zu suchen habe. Was ist unter Wissenschaft überhaupt zu verstehen und wie frei ist diese Wissenschaft heute? Peter Finke plädiert für eine echte Wissensgesellschaft bürgerschaftlichen Engagements. In seinem Buch 'Citizen Science - Das unterschätzte Wissen der Laien' beschreibt er diese Wissenschaft als "Herausforderung für die Profis, sich ihrer heutigen Unfreiheit bewusst zu werden (…)".

  • 15:05 Uhr

    Worst Case Scenario und so weiter - die belgische Band Deus
    Von Thomas Elbern

    Wer von belgischer Alternativemusic spricht, der sollte auch die Band Deus aus Antwerpen erwähnen. Mehr als 20 Jahre ist es nun her, als mit "Worst Case Scenario" das erste Album der Formation erschien. Die Gruppe gibt es schon seit Beginn der 90er-Jahre und sie wurde eine der erfolgreichsten belgischen Bands. Mit einem internationalen Plattenvertrag kamen sie schnell aus ihrem Land heraus, um dann in England, Deutschland und vielen anderen Ländern bekannt zu werden. Vielleicht ist die Ursache des Erfolgs der interessante Stilmix aus Chanson, Avantgarde, Rock und Folk, den man vorher so noch nicht gehört hatte. Die Gruppe Deus hat sich im Laufe ihrer Karriere musikalisch immer wieder neu positioniert und konnte immer wieder überraschen. Thomas Elbern sprach mit Sänger Tom Barman über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieser außergewöhnlichen Gruppe.

  • 16:10 Uhr

    Aus dem literarischen Leben
    Das Buch der Woche
    Henry James: Das Tagebuch eines Mannes von fünfzig Jahren
    (Manesse Verlag, Zürich)
    Ein Beitrag von Paul Ingendaay

    Am Mikrofon: Denis Scheck

  • 16:30 Uhr

    Wissenschaft im Brennpunkt
    Rot und tot
    Wenig Neues vom Mars
    Von Karl Urban

    Seit jeher fordert der Mars die Wissenschaft heraus. Meinten Astronomen durch Teleskope zunächst schnurgerade Kanäle oder gar Pflanzen zu erkennen, brachten die ersten Raumsonden Ernüchterung. Deren Bilder zeigten eine trockene und kraterübersäte Mondlandschaft. Doch dann fanden Satelliten vermeintlich schlagende Beweise für Wasser: gewaltige ausgetrocknete Flusstäler, die selbst auf der Erde ihresgleichen suchten. Bis heute sind Planetenforscher hin- und hergerissen: War der Mars schon immer eine trockene Wüste, durch die nur selten gewaltige Fluten strömten? Oder war er der Erde einst ähnlich, warm und feucht und voller Leben? In 50 Jahren Marsforschung gerieten die Missionen immer größer und teurer, kaum ein Stein blieb dabei unfotografiert. Gerade kommt auch der jüngste Vorstoß in die Jahre: Curiosity. Mit löchrigen Rädern rollt der Rover entlang staubiger Berghänge. Seine Sensoren konnten nicht nur auf, sondern auch in das Gestein blicken. Entdeckt hat Curiosity bisher nur wenig Überraschendes. Gerät die Erforschung der scheinbar lebensfreundlichen Vergangenheit des Mars zur Sackgasse?

  • 17:05 Uhr

    Debatten und Dokumente
    Gesellschaftsentwurf Europa? Der Sozialphilosoph Oskar Negt über Griechenland und den drohenden Grexit

    Am Mikrofon: Michael Köhler

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen
    Heimatkunde auf dem Theater - "Unterm Rad" nach Hermann Hesse am Schauspiel Stuttgart

    Das Tokio der Zukunft - Sion Sono zeichnet mit der Manga-Verfilmung "Tokyo Tribe" ein düsteres Bild der Millionenstadt

    Journalismus als professionalisiertes Zuschauen - Der Börne-Preis geht in diesem Jahr an den FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube

    Landflucht umgekehrt - Ein Dorf in Nordhessen wehrt sich gegen die Gentrifizierung

    Am Mikrofon: Mascha Drost

  • 18:40 Uhr

    Schicksalsstunden für Griechenland: Der Brüsseler Gipfel der Entscheidung
    Im Gespräch: Josef Janning, European Council on Foreign Relations
    Am Mikrofon: Gerwald Herter

  • 20:10 Uhr

    Das Vergnügen feiner Geister
    Über die Bosheit
    Von Rolf Cantzen
    Regie: Philippe Bruehl
    Produktion: DLF 2015

    Bosheit vergeistigt, weil sie "eine Gelegenheit ist, Geist zu bekommen und fein zu werden", schreibt Friedrich Nietzsche in seinem Buch 'Jenseits von Gut und Böse'. Boshaftigkeit hat etwas mit Intelligenz, mit Verstand zu tun, mit dem Willen zu schaden, fein zu tricksen, geschickt zu täuschen, raffiniert zu manipulieren. Wer boshaft ist, handelt nicht im Affekt, ist nicht von Gefühlen der Wut oder des Zorns überwältigt. Bosheit ist nicht immer nett für die soziale Mitwelt, aber sie schult den Verstand und macht fit für die Härten des Alltags. Zu unterscheiden ist das Böse von der Bosheit. Das Böse ist absolut, die Bosheit enthält nur eine Dosis Böses, ist dem Bösen aber keinesfalls vollständig ausgeliefert.

  • 21:05 Uhr

    A cappella Festival Leipzig 2015

    „Leise, leise, lasst uns singen“

    Franz Schubert
    Lieder für Männerstimmen
    Ensemble amarcord

    Aufnahme vom 7.5.15 im Felsenkeller Leipzig