„WIR haben noch die Erinnerung"
Die Lange Nacht über Estland
Von Elke Pressler
Regie: die Autorin
(Wdh. v. 20./21.9.2014)
Die Geschichte des kleinen, baltischen Staates Estland ist bewegt und dramatisch - und kaum bekannt. Es ist eine Geschichte des fortwährenden Versuchs der Auslöschung. Das Gebiet wurde seit Jahrhunderten von Dänen, Deutschen, Schweden und Russen beherrscht. Nur während einer kurzen Frist, 1920-1940, war das Land in der Vergangenheit unabhängig und hatte eine bürgerliche Regierung. Seit der ‚Singenden Revolution‘ 1991 versucht Estland nun, seine Identität, seinen Kern, seine Substanz wiederzufinden. Die ‚Lange Nacht‘ spiegelt die dramatischste Phase, das Trauma der sowjetischen Okkupationszeit zwischen 1939 und 1991, wider. Und sie spiegelt die Bedeutung des Gesangs, der Lieder, die zum Überleben der estnischen Seele und Identität beigetragen haben. Doch auch das ‚Kalevipoeg‘ ist ein Identitätsanker: Ohne das Nationalepos aus dem 19. Jahrhundert hätte sich die estnische Sprache nicht weiterentwickelt. Auch in elektronischen (Re-)Konstruktionen des Dichters und Lyrikers Jüri Reinvere oder in den Kompositionen Arvo Pärts entwickeln estnische Komponisten eigene Klangmuster.