Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies
Eine Lange Nacht vom Inselleben auf Mauritius
Von Antje Allroggen
Regie: Burkhard Reinartz
"Zuerst wurde Mauritius geschaffen, dann das Paradies. Aber das Paradies war nur eine Kopie von Mauritius", sagte Mark Twain, als er im Jahr 1896 die Insel bereiste. Allein der Name ist bis heute Mythos geblieben. Eine Projektionsfläche für die Sehnsucht nach dem Paradies auf Erden, gelegen am anderen Ende der Welt in den türkisschimmernden Gewässern des Indischen Ozeans, Heimat der gut gehüteten Blauen Mauritius. Im Jahr 2012 reisten allein 55000 deutsche Touristen nach Mauritius. Sie wohnen in tropischen Hotelarchitekturen, werden von gut aussehendem und immer lächelndem Hotelpersonal verwöhnt und blicken auf unglaublich schöne türkisfarbene Lagunen. Doch was ist hinter dieser tropisch schimmernden Fototapete zu entdecken? Das soziale Gefälle zwischen Arm und Reich, Schwarz und Weiß, Hindus, Moslems und Christen wird größer. Und auch die Natur zeigt Insulanern und Besuchern gleichermaßen die Grenzen dieses irdischen Paradieses: Von November bis April ziehen regelmäßig Wirbelstürme und Zyklone über Mauritius. Ihre Auswirkungen können verheerend sein, Menschenleben oder Existenzen bedrohen. Vielleicht machen gerade diese gelebten Gegensätze den Reiz der tropischen Insel aus, die 1968 unabhängig wurde und bis auf den heutigen Tag mit der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit beschäftigt ist. Ein ewiges Kommen und Gehen der Gezeiten, von Menschen, Geschichten und Schicksalen. Nicht nur Mark Twain war dem Charme der Insel erlegen, auch Charles Baudelaire schwärmte vom Land der Düfte.