Allen Gewalten zum Trotz?
Eine Lange Nacht über musikalische Autorität und politische Anpassung
Von Stefan Zednik
Regie: Beate Ziegs
Die Wege der Stardirigenten Arturo Toscanini, Bruno Walter, Erich Kleiber, Otto Klemperer und Wilhelm Furtwängler zwischen Karriere, Zensur, Vertreibung und musikalischer Interpretation.
Im Mai 1930 entsteht anlässlich eines Gastspiels von Arturo Toscanini in Berlin ein einzigartiges Foto. Vier der bedeutendsten Dirigenten Deutschlands erweisen dem damaligen Superstar der Musikwelt die Ehre - Bruno Walter, Erich Kleiber, Otto Klemperer und Wilhelm Furtwängler. Die vier bekleiden herausragende Positionen im Berliner Musikleben und gelten auch international als erstrangige Vertreter der deutschen Musik. Drei Jahre später zwingt die Geschichte alle fünf zur Positionierung. Ihre Karrieren als Musiker sind gefährdet, die Ausübung ihres Berufes wird stark eingeschränkt oder ihnen ganz verwehrt. Zwei - Bruno Walter und Otto Klemperer haben jüdische Vorfahren - müssen Deutschland 1933 sofort verlassen. Zwei - Erich Kleiber und Wilhelm Furtwängler - bleiben vorerst. Der Italiener Toscanini hatte sich bereits vorher öffentlich gegen seinen Staatschef Mussolini gestellt, ab 1933 ist für ihn auch Deutschland tabu. Wie reagieren die fünf auf die Entwicklung, auf Einschränkung, Zensur oder Berufsverbot? Was sind ihre jeweiligen Motive? Und wie setzt sich ihr Weg fort? Die 'Lange Nacht' erzählt die Geschichte dieser Männer, eine Geschichte von Anpassung und Widerstand, von Flucht und Vertreibung, von Politik und Kunst. Und von den unterschiedlichen Ansätzen bei der Interpretation klassischer Musik. Christian Thielemann, international bekannter Dirigent und musikalischer Direktor der Bayreuther Festspiele, erläutert die Entwicklungen der fünf Maestri und ihrer unterschiedlichen musikalischen Auffassungen aus heutiger Perspektive.