Lesung: Anne Weber aus "Ahnen"
Gesprächspartner: Cécile Wajsbrot und Erdmut Wizisla
Am Mikrofon: Maike Albath
Die Schriftstellerin Anne Weber führt eine Doppelexistenz: Sie ist eine deutsche Französin oder vielleicht auch eine französische Deutsche, verfasst ihre literarischen Werke in beiden Sprachen und übersetzt sowohl vom Deutschen ins Französische als auch umgekehrt. 1964 in Offenbach geboren und in Paris zu Hause, debütierte sie 1998 zuerst in Frankreich. Ihre Begabung, sich zwischen verschiedenen Sphären einzunisten, zeichnet ihre literarische Arbeit aus. Immer wieder geht es in ihren Büchern um Zustände, die nicht ganz eindeutig sind, schwankende Befindlichkeiten, die mal in Euphorie, mal in Entsetzen, mal in Komik kippen. Das galt für "Luft und Liebe" (2010), das mit den Elementen des Märchens spielte, ebenso wie für die elegante Fortschreibung des Orpheus-Mythos in "Tal der Herrlichkeiten" (2012). In ihrem neuen Roman "Ahnen", der im Frühjahr gleichzeitig in Frankreich und Deutschland erscheint, nimmt sie sich nun ihre eigene Herkunft vor und tastet sich an ihren Urgroßvater Florens Christian Rang (1864 - 1924) heran. Rang, Jurist, Theologe, Schriftsteller und ein enger Freund Walter Benjamins, strebte nichts weniger als eine Abrechnung mit Gott an. Er sei der 'tiefste Kritiker des Deutschtums seit Nietzsche' befand Benjamin. Über den Ernst und den Größenwahn einer deutschen Biografie diskutiert Anne Weber mit der französischen Schriftstellerin Cécile Wajsbrot und dem Leiter des Benjamin-Archivs Erdmut Wizisla.