Dienstag, 19. März 2024

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Projekt Dre:Raum
Wohnen in der Industriehalle

Bezahlbarer Wohnraum ist in Hochschulstädten selten. Das Projekt Dre:Raum der Technischen Hochschule Köln versucht deshalb, alte ungenutzte Industriehallen in Wohnraum umzuwandeln. Dort sollen kostengünstige Wohnmodule eingebaut werden - gefördert durch das Bundesbauministerium. Ministerin Barbara Hendricks hat sich den Start des Projekts in Köln angesehen.

Von Mario Müller | 24.08.2016
    Markus Krips:
    "Ich wohne jetzt seit einigen Jahren in der Halle hier."
    Barbara Hendricks:
    "Das sind jetzt schon bewohnte Module hier, noch auf andere Weise natürlich, nicht so perfekt aufgerichtet wie dort."
    Markus Krips:
    "Genau, hinter der bunten Wand da wohne ich, und wenn ich die Tür zu mache, dann hab ich meine Ruhe."
    Eine Industriehalle in Köln-Ehrenfeld - allerdings keine gewöhnliche, denn diese dient einigen Künstlern als Wohngemeinschaft. Der private Wohnbereich von Markus Krips ist durch einfache Holzwände von der großen Halle abgetrennt. Dieses Konzept möchten Studierende der Technischen Hochschule Köln ausbauen. Sie sagen: Leerstehende Industriehallen eignen sich hervorragend, um Wind und Wetter abzuhalten - warum also nicht bewohnbare Zimmer hinein bauen? Wegen dieser Idee steht Umweltministerin Barbara Hendricks jetzt in der Halle vor dem kleinen Modell einer Zimmerwand, die aus Holz besteht und wärmegedämmt ist.
    "Hier in Köln ist alles sehr teuer"
    Projektleiter Christian Brosig hatte die Idee aus ganz praktischen Gründen. Schon seit seiner Studienzeit ist er ein Fan von gemeinschaftlichem Wohnen.
    "Ich hab für mich festgestellt, dass es für mich eine Art ist, in der ich wohnen möchte. Und dann ist es immer so, dass vor allem hier in Köln alles sehr teuer ist und man sehr lange suchen muss, bis man so Wohnprojekte dann auch findet."
    Als Ergebnis entsteht Dre:RAUM. Das Kürzel "Dre" steht für dezentral und regenerativ. Nachhaltigkeit ist für Christian Brosig besonders wichtig, darum studiert er auch Erneuerbare Energien:
    "Dass man eben einerseits in Kreisläufen denkt, andererseits möglichst auf erneuerbare Energien geht und ja auch guckt, dass man Materialien verwendet, die lokal vorhanden sind und möglichst ressourcenschonend sind."
    Eine Besonderheit des Projekts ist seine modulare Bauweise. Die Wände, Böden und Decken sollen in handlichen Modulen gebaut werden. Durch ein Klicksystem können sie einfach zusammen gesteckt werden. Die flexiblen Einsatzmöglichkeiten solcher modularen Wohnformen werden vom Bundesumweltministerium besonders gefördert. Denn Wohnraum in Ballungsgebieten wird immer teurer, und die Politik ist auf der Suche nach Lösungen, die möglichst schnell auf-, aber auch wieder abgebaut werden können.
    Selbst organisiertes Wohnen ist im Kommen
    Christian Brosig sieht sein Projekt aber auch für langfristiges Wohnen geeignet:
    "Ich find die Idee einfach spannend, in einer Gemeinschaft Wohnraum zu erwerben auch und dann gemeinschaftlich den zu betreiben und sich da auch ein Stück weit unabhängig zu machen."
    Selbst organisiertes Wohnen etwa in Form von Genossenschaften ist stark im Kommen. Wer die Akteure sind, das interessiert Dozentin Heidrun Stenzel vom Studiengang Soziale Arbeit. Ihre Fragen möchte sie im Dre:RAUM-Projekt beantworten:
    "Wie können wir denn auch Menschen, die sich das nicht zutrauen, nicht die Ressourcen haben, sowas selbst zu tun, wie können wir denn die auch in solchen Wohnformen einbinden oder sie daran beteiligen, sowas zu entwickeln?"
    Der interdisziplinäre Ansatz des Projekts geht allerdings noch weiter: Anhand einer Halle haben Studierende der Architektur mehrere mögliche Aufbauten konstruiert. Ob die Wohnräume dann übereinander gestapelt sind, wie groß die Gemeinschaftsräume sind und welche Bereiche überhaupt geteilt werden, hängt dann vom einzelnen Projekt ab.
    Alle Pläne zu Dre:RAUM sollen als Open Source veröffentlicht werden. Das heißt: jeder darf sie nutzen und anpassen - muss aber das Ergebnis wieder zur Verfügung stellen.
    "Das ist zumindest meine Hoffnung, dass das wieder Leute unterstützt, die vielleicht nicht so viele Mittel haben, aber handwerklich zum Beispiel begabt sind oder andere Fertigkeiten haben."
    Eine erste Dre:RAUM-Halle soll nun in Köln entstehen. Denn Künstler Markus Krips und seine Kollegen müssen ihre Halle verlassen, sie ziehen in ein Nachbargebäude. Dieses Mal wollen sie aber - mit Hilfe der Studierenden - auch nachhaltig bauen.