Freitag, 19. April 2024

Archiv


Promovieren fern der Heimat

Für 42 indische Studenten beginnt ein großes Abenteuer: Fern der Heimat wollen sie die Doktorwürde erlangen. Der DAAD hat wieder Studenten aus aller Welt nach Deutschland geholt. Bei einem Treffen in Bonn tauschten sie Fragen aus.

Von Nina Treude | 30.07.2010
    "Deutschland bietet eine gute Qualität in der Forschung, manchmal sogar eine bessere als in anderen Ländern. Wir haben hier einige sehr gute Universitäten, an denen man in kurzer Zeit promovieren kann. Ich kann hier in nur drei Jahren meine Dissertation schreiben, in den USA wären es fünf oder sieben Jahre."

    Shoa Naqvi hat in Indien Biochemie studiert. Mit dem Stipendium des DAAD wird die 25-jährige Studentin an der Universität Münster ihre Doktorarbeit schreiben und drei Jahre in Deutschland verbringen. Schon seit April ist Shoa in Deutschland und lernt fleißig die neue Sprache. Für sie war klar, dass sie in Deutschland promovieren möchte und nicht in den USA.

    "Die Universität in Münster ist eine tolle Uni und die Forschung dort ist exzellent. Meine oberste Priorität hier in Deutschland ist meine Promotion. Außerdem treffe ich viele Leute aus unterschiedlichen Ländern. In den zwei Monaten hier in Köln habe ich Freunde aus Argentinien, China, Japan, Brasilien und vielen anderen Ländern kennengelernt. Es ist ein kultureller Austausch und ich lerne besser Deutsch, es macht großen Spaß."

    Nicht allen Studenten fällt es so leicht wie Shoa, neue Freunde in einem fremden Kulturkreis zu finden. Deshalb sind auch die Studenten Kapil Juvale und Muhammad Saiful Islam aus dem letzten Austauschjahrgang des DAAD nach Bonn gekommen, um den neuen Doktoranden zu helfen und die vielen Fragen zu beantworten. Da die meisten Stipendiaten Naturwissenschaften in englischer Sprache studieren werden, sprechen sie noch nicht viel deutsch und begegnen im Alltag vielen Problemen. Kapil Juvale:

    "Wir können in unserer eigenen Sprache sprechen und so viel besser erklären, welche Probleme wir hatten und wie man mit ihnen umgeht. Es ist immer leichter, Menschen aus dem eigenen Land zu fragen und die Probleme zu teilen."

    Das Treffen in Bonn soll den Studenten die Scheu vor dem neuen Land nehmen. Neben Informationen über das deutsche Studiensystem und den DAAD, ist ein weiterer Teil des Seminars ein interkulturelles Training, in dem Unterschiede zwischen der indischen und deutschen Kultur besprochen werden. So können viele Missverständnisse vermieden werden. Shoa hat sich schnell eingelebt und freut sich über die guten Studienbedingungen. Sie sieht deutliche Unterschiede, zwischen den indischen Universitäten in ihrer Heimat und den Unis in Deutschland.

    "Ich denke, hier ist es zielorientierter. Die Art von Forschung, die ich machen wollte, wird hier in Münster angeboten und nicht an meiner Universität in Indien. In ein neues Land zu gehen ist schwer. Man vermisst seine Freunde und Familie, aber ich denke mit der Zeit legt sich das."

    Drei Jahre für die Promotion sind eine lange Zeit. Deshalb bietet der DAAD den Studenten auch die Möglichkeit, ihre Familien mit nach Deutschland zu bringen. So fällt der Auslandsaufenthalt viel leichter und ein Großteil der Studenten nimmt das Angebot des DAAD gerne in Anspruch. Susanne Scherzer ist in der Südasienabteilung des DAAD tätig und berät die Studenten während der Promotion.

    "Wir möchten diese Studenten, die dann ihre Promotion hier machen, wieder nach Hause schicken, damit sie dann an ihren Universitäten in ihrem Heimatland unterrichten. Wir möchten natürlich auch Partner für Deutschland gewinnen, das ist auch oft so eine Kettenreaktion, wenn jemand mit positiven Erfahrungen nach Hause geht, wird dann dieser Studienaufenthalt in Deutschland weiterempfohlen."

    Promotionen in Deutschland werden in Indien immer beliebter. Da man auch in Deutschland und nicht nur in Großbritannien oder den USA in englischer Sprache studieren und forschen kann, bewerben sich jedes Jahr mehr Studenten für den Promotionsaufenthalt in Deutschland. Mit einem Stipendium des DAAD sind die Berufschancen sehr gut, da das Förderungsprogramm international ein hohes Ansehen genießt. Auch Shoa blickt zuversichtlich in ihre Zukunft.

    "Ich freue mich auf das, was mich in Deutschland erwartet und genieße die drei Jahre, denn in dieser Zeit kann ich neue Leute kennen lernen, das Land und die Sprache entdecken. Man weiß nie! Vielleicht bleibe ich noch länger in Deutschland nach der Promotion. Ich bin sehr zufrieden damit."

    Mehr zum Thema bei dradio.de:
    Irakische Wissenschaftler an der Universität Erlangen-Nürnberg
    Deutscher Akademischer Austauschdienst optimiert Studierenden-Mobilität