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Neuer Film von Spike Lee: "BlacKkKlansman"
Ein Schwarzer im Ku-Klux-Klan

10 Millionen Dollar in zwei Tagen hat der Film über einen afroamerikanischen Undercover-Polizisten in den USA eingespielt. Während Liberale jubeln, schweigen konservative Medien den Film tot und Anhänger der rechten Szene holen zu rassistischen Rundumschlägen aus.

Von Max Böhnel | 13.08.2018
    John David Washington als verdeckter Ermittler Ron Stallworth in Spike Lees neuer Film "BlacKkKlansman"
    Verdeckter Ermittler: John David Washington als Ron Stallworth (imago / Focus Features)
    "America First... America First… America first…"
    America First - dass der Wahlkampfslogan von Donald Trump, den Tausende seiner Wähler auf ihren roten Baseballmützen tragen, eigentlich auf den KuKluxKlan zurückgeht, ist eine historische Wahrheit, auf die der Film ausdrücklich hinweist. "America First" ruft der Klanchef David Duke, und seine glühenden Anhänger wiederholen ihn immer wieder.
    "Heute haben wir das Privileg, unter weißen Männern und Frauen zu sprechen, echte Krieger für das echte Amerika, das Amerika, für das unsere Vorfahren kämpften und starben. Der echte, weiße Amerikaner. Danke Euch, dass Ihr Euer Land nie hintenanstellt."
    "Weiß" und "Weiße" einmal weggenommen, könnten diese Sätze auch von Trump stammen. Dass die Vergangenheit der USA bis heute fortwirkt - in Form des Rechtsextremismus - und dass sich das Weiße Haus davon nicht klar genug distanziert hat, ist die Wunde, auf die Spike Lee den Finger legt. In einem Fernsehinterview sagte der Filmemacher:
    "Der Typ im Weißen Haus spricht ja nicht unterschwellig, sondern posaunt seinen Rassismus offen aus. Die Rechtsentwicklung geht von oben nach unten."
    Sprachlich codierte Plädoyers für weiße Vorherrschaft
    Die Filmkritiker der großen Mainstreammedien, die "BlacKkKlansman" loben, stimmen Lee zu. Der große rechtsgerichtete Fernsehsender Fox, der zum Sprachrohr von Trump geworden ist und außer von Rechtsextremen auch von Konservativen goutiert wird, ignoriert den Film dagegen. Statt einer Auseinandersetzung mit ihm finden sich dort immer wieder bejahende Varianten der America-First-Ideologie, ohne Abgrenzung zum Rechtsextremismus. Jüngstes Beispiel - wohl nicht zufällig, sondern bewusst kurz vor dem Filmstart und dem Charlottesville-Jahrestag gesendet - war ein aufsehenerregender Beitrag der rechten Starkommentatorin Laura Ingraham:
    "In einigen Teilen des Landes existiert unser geliebtes Amerika nicht mehr. Dem amerikanischen Volk sind massive demographische Veränderungen aufgedrängt worden. Gestimmt haben wir für diese Veränderungen nicht, und die meisten von uns mögen sie nicht. Von Virginia bis nach Kalifornien sehen wir, wie radikal sich das Land in mancherlei Hinsicht verändert hat."
    Im traditionellen Einwanderungsland USA vertritt Ingraham eine Haltung, die viele, auch konservative Kritiker als sprachlich codiertes Plädoyer für weiße Vorherrschaft interpretieren. Nicht zuletzt, weil Ingram auch die legale Einwanderung ins Land in Frage stellte. Kein Wunder also, dass der Ex-KuKuxKlan-Chef David Duke Ingraham dafür per Twittermeldung applaudierte. Auch Donald Trump bezog sich bislang nicht direkt auf Spike Lees Film - vermutlich wegen des Schweigens seines Lieblingsmediums Fox.
    Nazis demonstrieren, Trump zuckt die Achseln
    Offene Ressentiments werden dem Film und Spike Lee dagegen von Rechtsextremen, vor allem in sozialen Medien, mit rassistischen Rundumschlägen entgegengebracht. An der Schnittsstelle zwischen dem herkömmlichen Konservatismus und dem neuen Rechtspopulismus bewegt sich der Youtube-Blogger Bill Whittle, der sich in Mainstreammedien wie im Internet einen Bekanntheitsgrad erobert hat. Whittle lobt Spike Lee als Filmemacher, aber "BlacKklansman" geht ihm zu weit. Ihn stört die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart in dem Film.
    "Diese Verbindung herzustellen ist einfach unter der Gürtellinie. Die Darstellung, dass das Land so rassistisch ist wie damals zu Zeiten des KuKluxKlan mit seinen Millionen Mitgliedern, ist billig und falsch. Die wirklichen Nazis, lieber Spike, das ist heute die Antifa, die Menschen schlagen, Gebäude niederbrennen, Sachen zerstören und Andersdenkende am Reden hindern. Das sind keine Rechten, wie Du Donald Trump bezeichnest, das sind Linke wie Du, die Deiner Philosophie anhängen."
    Whittle wirft Spike Lee das Herumstochern in alten Wunden vor.
    "Dieses dauernde Öffnen einer Wunde, ohne eine Lösung anzubieten, macht nichts besser. Es macht es schlimmer."
    Dabei hatte Spike Lee in den letzten Filmminuten nur Ausschnitte aus der Neonazi-Demonstration in Charlottesville und Trumps achselzuckende Reaktion eingeblendet.