Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Psychiater Jan Kalbitzer
Angst im postfaktischen Zeitalter

"Postfaktisch" ist Wort des Jahres 2016. Es meint: In politischen und gesellschaftlichen Debatten zählen Emotionen mehr als Fakten. Und immer mehr Menschen sind bereit, für den Erhalt ihres Weltbildes auch Lügen zu akzeptieren. Der Arzt und Psychiater Jan Kalbitzer über neue und alte Unsicherheiten und das Internet als Gefühls-Verstärker.

Jan Kalbitzer im Gespräch mit Karin Fischer | 01.01.2017
    Das Wort "postfaktisch" steht am 08.12.2016 in Wiesbaden (Hessen) eingekreist auf dem Papier eines Flipcharts während einer Sitzung der Gesellschaft für deutsche Sprache zum "Wort des Jahres". Postfaktisch ist das "Wort des Jahres" und wird alljährlich von der Gesellschaft für deutsche Sprache bestimmt. Mit dem "Wort des Jahres" wird der Begriff gekürt, der nach Ansicht der Experten die öffentliche Diskussion in den vergangenen Monaten am meisten bestimmte.
    Das Wort "postfaktisch" steht am 08.12.2016 in Wiesbaden (Hessen) eingekreist auf dem Papier eines Flipcharts während einer Sitzung der Gesellschaft für deutsche Sprache zum "Wort des Jahres". (picture alliance / dpa / Susann Prautsch)
    Leben wir im Zeitalter der Unwahrheiten und der "Macht der Stimmungen", wie der Soziologe Heinz Bude schreibt? Wird mit den Fakten auch die Vernunft über Bord geworfen? Und was für eine Rolle spielt dabei das Internet?
    Zunächst aber gibt der Arzt und Psychiater Jan Kalbitzer Auskunft über neue und alte Unsicherheiten, das Internet als Gefühls-Verstärker und den möglichen Umgang mit Überforderung oder Angst. Kalbitzer ist Autor des Buches "Digitale Paranoia. Online bleiben, ohne den Verstand zu verlieren" und leitet das Zentrum für Internet und seelische Gesundheit an der Berliner Charité.
    "Kopf oder Bauch", so heißt eine Gesprächsreihe in der Sendung "Kultur heute", die sich mit dem Phänomen des Postfaktischen näher auseinandersetzt. Teil 1 folgt direkt im Anschluss an diese Kulturfragen.