Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Quartalsbericht
SAP kämpft mit dem starken Euro

Die Cloud-Anbieter erleben derzeit einen Boom. Der Waldorfer Software-Konzern SAP verzeichnete im Geschäft mit Mietsoftware aus dem Internet einen Umsatzzuwachs, blieb aber bei Umsatz und Gewinn für das erste Quartal hinter den Erwartungen der Analysten zurück - auch aufgrund des starken Euros.

Von Thomas Wagner | 17.04.2014
    Zwar meldet der Waldorfer Software-Konzern SAP deutliche Zuwächse bei Umsatz und Gewinn im ersten Vierteljahr, bleibt dabei aber dennoch hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Konkret: Der Umsatz von Anfang Januar bis Ende März stieg um zwei Prozent auf 3,7 Milliarden Euro; Analysten hatten 80 Millionen Euro mehr erwartet. Ebenso fiel die Steigerung des Betriebsergebnisses vor Zinsen und Steuern um zwei Prozent auf 919 Millionen Euro ebenfalls magerer aus, als dies Analysten vorausberechnet hatten. Die nämlich hatten ein Ergebnis von 961 Millionen Euro, also über 40 Millionen Euro mehr erwartet, als unterm Strich tatsächlich herauskommt. Sie gestehen der SAP-Konzernführung allerdings zu, daran keine Verantwortung zu tragen.
    Denn: Dass SAP im ersten Quartal hinter den Erwartungen zurückbleibt, liege in der Stärke des Euro gegenüber Dollar, japanischem Yen und indischer Rupie begründet, die dem weltweit agierenden Konzern zu schaffen macht. Das gesteht auch Luka Mucic ein. Er ist designierter Finanzvorstand der SAP AG:
    "Wir hatten einen negativen Währungseinfluss von fünf Prozent im ersten Quartal sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Ergebnisseite. Wir müssten auch, wenn diese Währungseffekte so bleiben, wie sie sich momentan darstellen, mit einem ähnlichen Effekt wie das Gesamtjahr rechnen. Aber wichtig ist, das unsere Kunden unsere innovativen Lösungen gut annehmen."
    Cloud-Geschäft
    Und das tun die SAP-Kunden weltweit. Vor allem im innovativen "Cloud-Geschäft" schickt sich der Waldorfer Softwarekonzern an, Weltmarktführer zu werden. Dabei kaufen die Kunden nicht mehr Softwarepakete für ihre eigenen Rechnersysteme, sondern nutzen ständig Programme via Internet auf einem Server, die SAP als Anbieter ständig aktualisiert. Gleich um 32 Prozent stieg das Cloud-Geschäft im ersten Quartal; der Umsatz in dieser schnell wachsenden Sparte liegt bei 221 Millionen Euro. Das macht am Gesamtumsatz zwar nur einen Anteil von sechs Prozent. Beeindruckend, so SAP-Manager Luka Mucic, sei aber das dynamische Wachstum. Und das lasse sich auf mehre Gründe zurückführen. So haben die Kunden bei Cloud-Anlösungen zum einen nur geringe Anfangsinvestitionen. Zum Zweiten müssen sie nur für die tatsächliche Nutzung der angemieteten Programme bezahlen.
    "Drittens können sie auf einer Cloudplattform viel schneller neue, innovative Funktionalitäten dem Kunden verfügbar machen, die dort in sehr schnellen Zyklen eingeführt werden und die dann auch von den Kunden direkt genutzt werden können. Auch hier hat das klassische Software-Geschäft den Nachteil, dass bei den Kunden längere Upgrade-Zyklen erforderlich sind, um neue Funktionalitäten zu nutzen."
    Mit 36 Millionen Cloud-Kunden ist SAP nach der Zahl der Nutzer bereits weltweit die Nummer eins und nimmt gemessen am Umsatz nach dem US-Anbieter Salesforce den zweiten Platz ein. Der Nachteil dabei: Die Gewinnspanne liegt beim Cloud-Geschäft gerade mal bei mageren 14 Prozent, beim klassischen Software-Verkauf dagegen bei über 50 Prozent.
    Politische Spannungen beunruhigt SAP
    Sorgen bereitet SAP derzeit die aktuelle Entwicklung in der Ukraine und eine mögliche Abschwächung der Geschäftsbeziehungen mit Russland und anderen GUS-Staaten. Dort beschäftigt SAP rund 1.000 Mitarbeiter und betreut mehrere Tausend Geschäftskunden, so der designierte SAP-Finanzvorstand Luka Mucic:
    "Uns geht es darum, dass wir Sorge auf unsere Mitarbeiter in dieser Region sehen, die unter der starken Entwertung des Rubels leiden. Uns liegt auch sehr daran, dass wir unsere Kunden in dieser Region bestmöglich unterstützen können. Sanktionen würden mit Sicherheit zu einer großen Beeinträchtigung führen."
    Deshalb hoffe auch das SAP-Management auf einen erfolgreichen Verlauf der Gespräche zwischen allen Beteiligten heute in Genf.