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Quartalsergebnis SAP
Gute Zahlen auch jenseits der Cloud

Der Softwarekonzern SAP hat im zweiten Quartal wider Erwarten zugelegt. Dabei boomen nicht nur das Cloudgeschäft, sondern auch die klassischen Lizenzen. Und SAP plant gerade einen dritten Geschäftsbereich.

Von Michael Braun | 20.07.2016
    Das Logo des Software-Unternehmens SAP ist in Walldorf an einer Einfahrt zur Konzernzentrale zu sehen.
    SAP steigert seinen Umsatz kräftig. (picture-alliance / dpa/ Uwe Anspack)
    Der Brexit hat nicht gestört. Der Waldorfer SAP-Konzern rechnet sogar damit, dass der Austritt der Briten aus der EU bei vielen Kunden viele rechtliche und regulatorische Fragen aufwerfen wird. Fragen, die auch in der Datenverarbeitung eine Antwort finden müssen. Der Optimismus der Waldorfer scheint jedenfalls ungebrochen. Finanzvorstand Luka Mucic erzählt gar, das bislang margenärmere Cloud-Geschäft – also die Bereitstellung von Mietsoftware im Internet – werde keineswegs margenarm bleiben:
    "Das Cloudgeschäft hat fundamental absolut das Potenzial, vergleichbare oder sogar noch höhere Margen langfristig zu erzielen als unser klassisches Lizenzgeschäft. Allerdings müssen wir dieses Geschäft erst einmal aufbauen. Wir müssen es skalieren. In unseren einzelnen Cloud-Geschäftsmodellen legen wir bereits in der Marge seit einiger Zeit, seit eineinhalb Jahren, sehr verlässlich zu. Und ich gehe davon aus, dass sich das auch in der Zukunft fortsetzen wird."
    Im zweiten Quartal erreichte SAP mit dem Cloudgeschäft einen Erlös von 721 Millionen Euro, währungsbereinigt ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Zugleich verkaufte SAP im klassischen Geschäft mehr Lizenzen. Das Kerngeschäft litt damit nicht mehr unter dem Wechsel von Kunden in die Cloud. Das vor allem ist Heinz Steffen, Technologieanalyst des bankunabhängigen Analysehauses fairesarch, positiv aufgefallen:
    "Was uns überrascht hat, ist, dass trotz des Cloudgeschäfts, was um 30 Prozent gewachsen ist, das Lizenzgeschäft noch um 6,2 Prozent gestiegen ist. Das zeugt einfach davon, dass SAP eine sehr starke Kundenbasis hat."
    Umsatz und Gewinn deutlich gestiegen
    Die Gesamtumsätze stiegen bei SAP im zweiten Quartal um fünf Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Der Gewinn schnellte deutlich flotter nach oben, um gut 73 Prozent auf nach Steuern 813 Millionen Euro. Doch der Vergleich hinke, sagt Steffen, weil in den Zahlen des vorigen Jahres ein teures Abfindungsprogramm für zum Ausscheiden gedrängte Mitarbeiter enthalten war:
    "Die hohen Restrukturierungsaufwendungen sind weggefallen. Und das hat eben dann dazu geführt, dass sich da die Marge deutlich verbessert hat."
    Mit Lizenz- und Cloudgeschäft steht SAP nun auf zwei Beinen. Ein drittes ist angedacht. Es geht um die – natürlich anonymisierte – Verwertung der in der Cloud angelieferten Daten. Finanzvorstand Mucic gegenüber dem Deutschlandfunk:
    "Es geht da mehr um Daten über zum Beispiel wirtschaftliche Frühindikatoren. Wir betreiben bei der SAP ja einige Geschäftsnetzwerke, in denen zum Beispiel Daten über das Kaufverhalten und die Verkaufserfolge von Lieferanten abgesehen werden können. Und insoweit Trendanalysen zum Beispiel anzubieten, wie hat sich jetzt in der vergangenen Woche das Einkaufsverhalten über unsere Netzwerke entwickelt, kann als Frühindikator zur Beurteilung wirtschaftlicher Entwicklungen sinnvoll sein."
    SAP hat seine Ziele für das zweite Halbjahr bestätigt. Ob danach eine höhere Dividende gezahlt wird, wollte Mucic nicht sagen.
    "Wenn sich das Ergebnis weiterhin so positiv entwickelt, wie das im ersten Halbjahr der Fall war, dann haben wir natürlich auch noch weiteres Potenzial bei der Dividende."
    Unmöglich scheint eine steigende Dividende also nicht. Für 2015 hatte SAP 1,15 Euro je Aktie gezahlt.