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Radiolexikon Gesundheit: Gürtelrose

Halbseitige, brennende Schmerzen treten bei der Gürtelrose häufig am Rumpf auf, dort wo man gewöhnlich den Gürtel trägt. Fast wie kleine Rosen bilden sich Bläschen auf der geröteten Haut. Doch auch an anderen Stellen können sich diese kleinen Bläschen bilden.

Von Renate Rutta | 08.05.2007
    " Bei mir hat es angefangen auf der Stirn und über dem Auge, Herpes, als wenn sie Herpes an den Lippen kriegen nur alles viel größer.

    Bei mir war es so, wir waren auf einem Geburtstag und da war ich auch etwas erkältet und dann kriegte ich Schmerzen am Hinterkopf.

    Zwischen den Fingern hat's angefangen und dann in den Arm rein und dann war's der ganze Arm.

    Am Ende war die ganze Stirn voll, es ging so ein bisschen in die Haare rein, über die Nase und das Auge war sehr betroffen

    Am andern Morgen wo ich aufstand und in den Spiegel guckte, da war die ganze linke Seite, alles am Quälen.

    Den ganzen Arm hoch, aber die meisten Schmerzen haben mir die zwei Finger verursacht."

    Halbseitige, brennende Schmerzen treten bei der Gürtelrose häufig am Rumpf auf, dort wo man gewöhnlich den Gürtel trägt. Fast wie kleine Rosen bilden sich Bläschen auf der geröteten Haut. Doch auch an anderen Stellen können sich diese kleinen Bläschen bilden.

    " Das waren Bläschen und die haben nicht geschmerzt, nur der Schmerz war irgendwie dahinter. Ich kann's nicht erklären, wie der Schmerz ist, nur schrecklich unangenehm.

    Später juckte es, ich war total krank, körperlich total schwach, fiel meinem Mann in der Küche um, sackte zusammen, aber den Schmerz, den kann man nicht beschreiben, würd ich sagen."

    Gürtelrose-Patientin Sophia von Ley.

    " Bis es mir besser ging und ich wieder aus dem Haus ging, waren so etwa sechs Wochen vergangen."

    Manche Patienten spüren als erste Vorzeichen ein Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl. Andere wiederum bekommen Kopfschmerzen oder auch bereits heftige, durchdringende Schmerzen. Erst danach entwickeln sich die charakteristischen Bläschen auf der Haut. Dr. Uwe Junker, Leitender Arzt für Spezielle Schmerztherapie und Palliativmedizin am Sana Klinikum Remscheid.

    " Der Begriff Gürtelrose kommt daher, dass das häufigste Auftreten im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule ist und sich dieser Schmerz und die Bläschen im Verlauf der Nervenbahn, es sind immer Rückenmarksnerven betroffen, und die Rückenmarksnerven verlaufen immer gürtelförmig am ganzen Körper, egal wo, und im Verlauf dieses Gürtels treten die Bläschen auf und vorher dieser Schmerz. Die zweithäufigste Lokalisation ist das Gesicht und da ist die Gürtelrose besonders gefährlich, weil sie dort auch zur Erblindung führen kann, wenn sie nicht rechtzeitig aggressiv therapiert wird."

    Die Gürtelrose wird durch dasselbe Virus hervorgerufen wie die Windpocken, durch das Varicella-Zoster-Virus. Das heißt, wer als Kind Windpocken hatte, der trägt das Virus immer noch in sich, allerdings in einer Art Ruhezustand. Andersherum: Wer nie Windpocken hatte, wird auch keine Gürtelrose bekommen. Deshalb kriegen Kinder keine Gürtelrose.

    " Das Virus zieht sich zurück und hält einen langen Winterschlaf im Rückenmark, in den Rückenmarksnervenzellen, in den so genannten Knotenpunkten, den Ganglien. Und immer wenn eine Stresssituation auftritt oder wenn das Immunsystem, beim alten Menschen ist es sowieso schlechter als beim jungen Menschen, oder wenn das Immunsystem sonst noch beeinträchtigt wird, zum Beispiel im Rahmen einer Krebserkrankung, durch Chemotherapie, durch Bestrahlung oder einfach durch eine schwere Grippe, dann bricht dieses Virus wieder hervor und löst dann die so genannte Zosterinfektion aus. "

    Eine Gürtelrose der schlimmen Form bekommen vor allem ältere Menschen.

    " Jenseits der 60 hat man rund 350.000 bis 400.000 Fälle im Jahr. Das ist eine Zahl, die im Bewusstsein vieler niedergelassener Ärzte gar nicht so drin ist, denn man hat viel weniger Herzinfarkte, etwa 300.000 pro Jahr."

    Tritt die Gürtelrose im Gesicht auf spricht man auch von Gesichtsrose.

    " Im Gesicht ist das allermeistens im Bereich des Trigeminusnerven der Fall. Dieser Trigeminusnerv teilt sich in drei einzelne kleinere Nerven, das ist einmal der Nervus ophtalmicus, der zum Auge zieht, dann der Nervus maxillaris, der zum Oberkiefer zieht und der Nervus mandibularis, der zum Unterkiefer zieht. und dieses ganze Nervengeflecht gibt auch Äste ab in das Ohr hinein also auch im Ohr kann eine Zosterinfektion sich ausbreiten."

    Dann kann sogar eine Gesichtslähmung auftreten, die sich manchmal nur unvollständig zurückbildet.

    " Das ist auch Problem mit Anziehen, Kleidung für die Patienten, da kann man nicht was enges anziehen, weil das ist alles störend für so einen Patienten. Wenn sie zum Beispiel Auto fahren, können sie sich nicht mit dem Gurt anschnallen, das tut weh."

    Schwester Ella betreut im Sana Klinikum Remscheid Gürtelrose-Patienten.

    " Manche Patienten stört auch, wenn die Decke drauf liegt auf dem Körper, deswegen achten wir darauf, dass die Kleidung und auch die Decken leicht sind, dass einfach nicht das Schmerzempfinden zu groß ist."

    Als die Schmerzen sich bei Maria Benkert weiter verschlimmerten , wurde die Gürtelrose-Patientin in ein Schmerzzentrum überwiesen.

    " Wenn ich da drüber gelangt hab, ich hab gedacht, ich hätt rohes Fleisch, - Sie konnten nicht auf die Haare fassen und die Haare kämmen war schwierig, weil's weh getan hat - ja, der Finger und der, also ganz schlimm, ist heut noch - ist das ein Dauerschmerz oder haben Sie auch noch zusätzlich so einschießende, blitzartige Schmerzen? - auch, auch so einschießende Blitze aber die Schmerzen sind immer da - mh."

    Dr. Mechthilde Burst ist Fachärztin für Anästhesie und Schmerzspezialistin am Schmerz- und Palliativzentrum Wiesbaden

    " Wenn Sie jetzt gucken, am Anfang, wenn Sie hierherkamen und jetzt, wie weit würden Sie dann sagen ist der Schmerz reduziert, ist das um 10 Prozent, um 20 Prozent besser - sagen wir um die Hälfte - 50 Prozent aber sie hätten schon noch gern, dass es noch ein bisschen besser wird, grad auch hier im Handbereich - im Handbereich, ich kann gar nix arbeiten, wenn ich nur Brot schneiden möchte, muss ich hier drücken und da schieben oder wenn ich was aufdrehen will, ist ganz schlimm - mh."

    Viele Patienten gehen erst spät zum Arzt, der manchmal nur Salben oder Schmerzmittel verschreibt. Dabei sollte die Behandlung möglichst schnell beginnen und die Medikamente gegen die Viren müssen mindestens eine Woche lang konstant eingenommen werden. Auch die Schmerzbehandlung ist sehr wichtig, weil sie nicht nur den akuten Schmerz lindert, sondern die Chronifizierung der Schmerzen im Bereich der Nerven verhindern kann. Dr. Junker:

    " Je früher die Therapie, je intensiver die Register gezogen, das heißt Therapie gegen das Virus, Therapie gegen den Schmerz, Therapie gegen die Entzündung auch, die lokal dann auch stattfindet, desto besser sind die Aussichten auf vollständige Heilung.

    Also im Prinzip ist beim alten wie beim jungen Menschen das gleich zu tun, nur ist es so, dass beim alten Menschen eben größere Eile noch geboten ist, man wirklich alle Register noch frühzeitiger ziehen muss, weil das Immunsystem des alten deutlich schlechter funktioniert wie das des jungen Menschen, was dazu führt, dass bei 50 bis 60 Prozent der Menschen jenseits des 60. Lebensjahres die Gürtelrose eine chronische Erkrankung wird, die dann auch dauerhaft einer medikamentösen Therapie bedarf."