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Radiolexikon Gesundheit: Tennisarm

Wenn der Arm schmerzt, vor allem Ellenbogen und Unterarm, fällt rasch der Begriff "Tennisarm", andere sprechen auch vom "Golferarm". Beide Leiden haben zweierlei gemeinsam: Sie tun teilweise höllisch weh, die Therapie dauert mitunter sehr lange und sie kommen nicht nur bei Tennis- oder Golfspielern vor.

Von Mirko Smiljanic | 19.06.2007
    Die einen spielen Golf, die anderen Tennis - und machen in beiden Fällen für die Armmuskulatur äußerst ungünstige Bewegungen.

    " Ein Tennisarm fühlt sich unmäßig schmerzhaft an, ... "

    ... weiß Uwe Hintz aus eigener Erfahrung, wobei der Stellvertretende Leiter des Umweltamtes im Rheinisch-Bergischen Kreis weder Bernhard Langer noch Boris Becker nacheifert: Golf und Tennis kennt er aus dem Fernsehen, den Tennisarm aus seinem Büro.

    " Ich setze den überwiegenden Teil des Tages am Schreibtisch, davon etwa die Hälfte klassische Computerarbeit, das heißt mit der rechten Hand die Maus benutzen und dabei natürlich eine überstreckte - weil ich Brillenträger bin - eine überstreckte Haltung des Kopfes und des Halses."

    Rene Conrads: " Letztlich gibt es am Ellenbogen zwei verschiedene Punkte, die zu einer schmerzhaften Veränderung führen können. Er gibt es zum einen den Tennisarm und zum anderen den Golferarm. Beim Tennisarm liegt der Punkt auf der Außenseite des Ellenbogengelenks und beim Golferarm auf der Innenseite. Die Ursache hierfür liegt in einer Überlastung der Muskelsehnen am Ellenbogengelenkt, das heißt beim Tennisarm sind die Muskelsehnen getroffen, die die Hand strecken und den Daumen nach hinten ziehen, und beim Golferarm sind die Muskelgruppen betroffen, die am Ellenbogen ansetzen und die Hand im Kleinfingerbereich beugen."

    Also jene Muskeln - erläutert Dr. Rene Conrads, Facharzt für Orthopädie und Leiter der Orthopädischen Privatklinik Köln Rhein-Sieg - die Tennis- beziehungsweise Golfspieler überwiegend beanspruchen. Was die Statistik widerspiegelt: 30 Prozent aller Tennisspieler haben hin und wieder Probleme mit dem Ellenbogen.

    " Wenn jemand eine falsche Technik beim Tennisspielen hat, vor allem bei der Rückhand, kann es zum Tennisarm kommen."

    Gute Technik garantiert schmerzfreie Ellenbogen! Was auch für die vielen anderen Ursachen der Epicondylitis humeri radialis vulgo Tennisarm gilt.

    " Bei Bewegungen oder Belastungen, die der Patient nicht gewohnt ist, zum Beispiel Gartenarbeit oder handwerkliche Dinge oder alltägliche Dinge, die immer wieder wiederholt werden, kann es dazukommen dass die Ansätze der Muskelsehnen maximal belastet werden und dann setzt sich dort eine Entzündung an und eine chronische Reizung und dann Schmerzens."

    Entweder entsteht der Tennis- beziehungsweise Golferarm durch eine akute Überlastung der Muskeln; oder aber die Entzündung entwickelt sich über Wochen und Monate zu einem chronischen Prozess, etwa durch immer wiederkehrende Bewegungen am Fließband.

    "Der chronische Schmerz baut sich langsam auf, es zeigt sich eine Entzündungs- und Reizreaktion, oft auch mit Wassereinlagerungen am Ansatz der Muskelsehnen, um beim akuten Schmerz ist es häufig eine Überdehnung der Muskel sehnen. "

    Wenn es erst einmal so weit gekommen ist, hilft nur eins: Die Ursache des Schmerzes, also die ungewohnte Bewegung, muss sofort beendet werden! Uwe Hintz.

    " Ich bin relativ kurzzeitig danach aufgrund der starken Schmerzen zum Arzt gegangen, aber zum Praktischen Arzt, da sind sehr unterschiedliche Versuch unternommen worden, um den Schmerz zu lindern, also Anwendungen von heiß oder kalt, was aber mit mäßigem Erfolg verbunden war."

    Den Arm ruhig zu stellen, ist nicht nötig. Bis vor einigen Jahren war das zwar eine gängige Therapie, Orthopäden raten heute aber davon ab. Hat das Schmerzsyndrom berufliche Ursachen, wird der Patient/die Patienten aber auf jeden Fall für zwei bis drei Wochen krank geschrieben. Die Therapie selbst setzt sich je nach Schweregrad aus verschiedenen Stufen zusammen.

    " Zunächst sollte man bei einer leichten Irritation auf Physiotherapie zurückgreifen, es gibt eine spezielle Massagetechnik, bei der die Muskelansätze und Sehnen mobilisiert werden und in der Tiefe massiert werden, um die Sehnenansätze weich zu machen. Man kann das ergänzen durch Reizstrombehandlungen, Ultraschallbehandlungen oder Verbänden."

    Wenn das nicht reicht, greifen Mediziner zur Stufe zwei. Das bedeutet, ...

    " ... dass man ein Kortikoid an die Ansätze der Muskelsehnen spritzt, das ist also ein Kortison in einer sehr geringen Dosierung direkt, lokal, vor Ort, und das führt zur Entzündungshemmung und zur Abschwellung der betroffenen Sehnenansätze."

    Reicht auch das nicht, nutzen Ärzte die Stosswellentherapie, wie sie Chirurgen bei der Nieren- oder Gallensteintherapie anwenden. Eher zufällig entdeckte ein deutscher Urologe, dass Stosswellen stimulierend auf Knochengewebe wirken. Warum das so ist, wissen Ärzte auch heute noch nicht. Nur so viel ist klar: Häufig - nicht immer - führt der Beschuss zum Erfolg: Die Entzündung klingt ab, der Schmerz lässt nach. Hat auch diese Methode keinen Erfolg, ist eine Operation die ultima ratio. Dabei kerbt der Operateur die Muskeln am Ansatz ein, durchschneidet sie teilweise sogar. Durchtrennt werden dabei auch die schmerzleitenden Nerven. Unterstützung finden alle Therapieformen durch Medikamente.

    " Und da sind beispielsweise die Nichtsteroidales Antirheumatika, wie Voltaren, Diklofenak oder Ibuprofen sinnvoll, und dann gibt es noch die neue Stoffgruppe der so genannten COX-2-Hemmer, das sind Präparate wie Arcoxia oder Prexige, man könnte theoretisch ein reines Schmerzmittel noch einnehmen, aber ich denke, das entzündungshemmende Mittel in diesen Fällen sinnvoller sind. "

    Wer anfällig ist für den Tennis- oder Golferarm, sollte auf ein ausgeglichenes Bewegungsmuster achten: Je einseitiger die Bewegungsabläufe sind, desto schneller schmerzt der Ellenbogen. Außerdem haben trainierte Männer und Frauen Vorteile.

    " Als Büromensch bin ich natürlich unzureichend trainiert und habe dann sicherlich die Kräfte weit überschätzt, eine ungewohnte Arbeit innerhalb kurzer Zeit, die mich dann aber völlig überstrapaziert hat."

    Wobei Rene Conrads durchaus Gegenbeispiele kennt.

    " Wenn man sich manche Patienten anschaut, die wirklich extrem starke muskulöse Arme haben - trotzdem tritt es hier und da auf."

    Mit Geduld lässt sich aber das Leiden in den Griff bekommen.

    " Weggegangen ist es eigentlich erst nach einem Zeitraum von deutlich über sechs Monaten in Verbindung mit Ultraschallbehandlungen und guten Schluss auch mit Spritzen also im Rahmen einer Neuraltherapie, dass als am Ende wirksam geholfen."