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Radiolexikon Gesundheit Xanthelasmen

Xanthelasmen sind kleine scharf umgrenzte gelbliche oder rötliche Fettablagerungen an den Augenlidern. Medikamentös lassen sie sich nicht behandeln, wer sie weghaben will, muss zum Chirurgen gehen – auf eigene Kosten versteht sich, Krankenkassen werten die Operation als kosmetischen Eingriff.

Von Mirko Smiljanic | 30.07.2013
    Es gibt Dinge, die fallen sofort auf. Xanthelasmen zählen dazu, kleine scharf umgrenzte gelbe bis rote Plaques an den Augenlidern.

    "Es ist eine gutartige Fettgewebsansammlung, die sich gehäuft bei Frauen im 4. bis 5. Lebensjahrzehnt ausbilden, es kann auch im Bereich der Oberlider entstehen, vermehrt aber im Bereich der Unterlider."

    Dr. Nina Schwaiger, Oberärztin auf der Abteilung für Plastische Chirurgie am Dreifaltigkeits-Krankenhaus Wesseling bei Köln,…

    "Es ist nichts, worüber man Angst haben muss, es ist eine gutartige Veränderung, die sich aber relativ oberflächlich an der Haut ausbildet und deshalb von vielen Betroffenen als störend empfunden wird."

    Vor allem natürlich, wenn Xanthelasmen sich an den gut sichtbaren Augenlidern bilden. Allerdings treten sie hin und wieder auch an anderen Körperteilen auf – sagt Privat Dozent Dr. Udo Schmitz, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin im Waldkrankenhaus Bonn.

    "Es kann sein im Bereich der Strecksehnen des Ellenbogens und im Bereich der Achillessehne, wo diese Fettablagerungen auftreten können, sie können dann teilweise noch an den Handinnenflächen auftreten."

    Fünf Prozent aller Erwachsenen haben mehr oder weniger ausgeprägt Xanthelasmen an den Augenlidern, gesicherte epidemiologische Zahlen über andere Stellen am Körper gibt es nicht. Die harmlosen Fettablagerungen haben übrigens nichts mit einer anderen ebenfalls harmlosen Fettablagerung zu tun, dem Lipom.

    "Ein Lipom ist eine gutartige Vergrößerung einer Fettzelle im Prinzip mit einer entsprechenden Kapsel rundherum, das heißt, es ist begrenzt, vergleichbar dazu, das Xanthelasma an sich ist eine eher flächige Vermehrung von Fettgewebe, das dadurch verursacht wird, dass der Fettstoffwechsel vor Ort, also im Bereich des Unterlids, verändert ist. "

    Ursache für Xanthelasmen ist ein gestörter Stoffwechsel, der vor allem einhergeht mit erhöhten Cholesterinwerten – was nun aber nicht bedeutet.

    "Dass jemand, der einen erhöhten Cholesterinspiegel hat, auf jeden Fall Xanthelasmen entwickelt, aber es kommt gehäuft bei Patienten vor, die einen gestörten Fettstoffwechsel haben."

    Es gibt einen Zusammenhang zwischen harmlosen Xanthelasem, weniger harmlosen hohen Cholesterinwerten und überhaupt nicht harmlosen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die dänische Biochemikerin Anne Tybjærg-Hansen von der Universität Kopenhagen konnte 2011 in der "Kopenhagen Heart Study" belegen, dass Träger von Xanthelasmen ein um 48 Prozent höheres Herzinfarktrisiko haben. Entscheidend sind dabei die erhöhten Cholesterinwerte. Udo Schmitz, Waldkrankenhaus Bonn.

    "Sie können natürlich hinweisend sein auf schwere oder deutlich erhöhte Cholesterinwerte im Blut, und als solches schon hinweisend auf eine schwere Erkrankung, weil Patienten, die eine Hypercholesterinämie haben, wie wir das bezeichnen, also wo die Cholesterinwerte im Blut sehr, sehr hoch sind, gefährdet, einen Herzinfarkt zu bekommen, insbesondere auch schon in jungen Jahren einen Herzinfarkt zu bekommen, und diesen Patienten würde man sich dann ganz besonders widmen. Sofern die Cholesterinwerte normal sind, ist es ein kosmetisches Problem und mehr nicht!"

    Dieses kosmetische Problem lässt sich medikamentös nicht behandeln. Wen Xanthelasmen stören, muss auf eigene Kosten einen Plastischen Chirurgen konsultieren. Nina Schwaiger, Dreifaltigkeits-Krankenhaus, Wesseling bei Köln.

    "Wir beurteilen primär mal die Größe und die Ausdehnung des Xanthelasmas. Es gibt ja sehr kleine oberflächliche Xanthelasmen, die sich zum Beispiel mit einer Laserbehandlung ganz gut behandeln lassen, und dann gibt es natürlich größere tiefer gehende Xanthelasmen, die man eigentlich nur mit einer Operation behandeln kann. Da muss man aber die Patienten darauf vorbereiten, dass das natürlich ein Eingriff ist, der auch Spuren hinterlässt, wo möglichweise eine Narbe entsteht, die auch unschön endet, und vor allem im Bereich der Unterlider muss man darüber sprechen, dass es möglichweise zu einem sogenannten Ektropium kommt, das ist ein Umklappen des Unterlids, das natürlich auch unschön ist und für die Patienten sehr störend und für die Patienten in einer weiteren Operation enden kann."

    Wegen der Fehlstellung des Lides laufen Tränen über den Lidrand und über die Wangen. Den Weg durch das Tränenpünktchen in den Nasenraum finden sie nicht, da er wegen des umgeklappten Unterlids verschlossen ist. Hinzu kommt, dass das Augenlid das Auge nicht mehr komplett schützt. Folge: Die Bindehaut trocknet aus, Bindehautentzündungen treten auf. Wer trotz dieser möglichen Komplikationen ohne handfesten medizinischen Grund sich die Xanthelasmen entfernen lässt, sollte auf jeden einen Fachmann zurate ziehen, der Erfahrung hat mit plastisch-chirurgischen Eingriffen am Auge.

    "Das ist eine extrem empfindliche Zone, wo, wenn es zu Vernarbungen kommt, zu wirklich vielen Komplikationen kommen kann, das heißt, da sollte schon jemand ran, der sich mit Operationen in diesem Gebiet gut auskennt."

    Fatal sei zudem, dass niemand den Erfolg des Eingriffs garantieren kann.

    "Es kann wiederkommen! Und das Risiko ist relativ hoch! Das muss man ganz klar vorher besprechen, dass, auch wenn man das radikal, sehr ausgedehnt ausschneidet, trotzdem, dass Risiko da ist, dass man das wiederholen muss. Und das kann in gleicher Form wiederkommen, das kann in stärkerer Form wiederkommen und es kann in kleinerer Form wiederkommen. Natürlich kann man diese Operation noch mal machen, das ist an sich kein Problem, bedeutet aber einen längeren Ausfall, Schwellungen und so weiter."

    Laserbehandlungen sind weniger belastend als Operationen, allerdings funktionieren sie nur bei kleinen Xanthelasmen.

    "Es gibt sehr gute wissenschaftliche Ergebnisse auch über Laserbehandlungen mit dem Kohlendioxid-Laser, da gibt's Kollegen, die das sehr erfolgreich machen. Da hat man aber auch irgendwann eine Grenze, wo man sagt, der Befund ist zu ausgedehnt, da muss man trotzdem mit dem Messer ran sozusagen."

    Und alle möglichen Risiken in Kaufen nehmen. So etwas will gut überlegt sein, zumal die Plaques kein Risiko darstellen. Aber sie sind eben unschön, weshalb Nina Schwaiger für sich entschieden hat.

    "Ich würde es machen lassen, mich würde es stören... (lacht)."