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Radsport
Die "Tour du Faso“ kommt auf die Leinwand

Es ist das alljährliche Radsport Spektakel Afrikas: Die "Tour du Faso", eine Rundfahrt durch Burkina Faso. Jetzt kommt ein Film über eines der staubigsten Radrennen der Welt in die deutschen Kinos.

Von Tim Farin | 18.05.2014
    Männer auf Rennmaschinen rasen über den Asphalt. Die Kette surrt über Blätter und Ritzel. Doch anders als bei den Klassikern des Radsportfilms wie etwa Höllentour entfernte sich der Kölner Filmregisseur Wilm Huygen ganz weit von den Pisten der großen Profirennen Europas, um eine Geschichte zu erzählen, die Radsport und Kultur vermittelt.
    Huygen und sein Team flogen nach Burkina Faso und widmeten sich der „Tour du Faso", einer traditionsreichen Rundfahrt in dem westafrikanischen Land Dabei ging es ihm darum, auch ein Bild von einem afrikanischen Land zu zeigen, in dem nicht die Probleme dominieren. Und hier hat das Velo eine große Rolle:
    "Für die Einheimischen ist das Fahrrad an sich eine sehr wichtige Sache, also nicht nur was Rennsport betrifft. Und man sieht doch erstaunlich viele nicht nur im Rennen, sondern auch wenn man sonntags davor da war, Leute, die Freizeitrennen machen und Rennrad fahren. Also nach Fußball, würde ich behaupten, ist das der zweitpopulärste Sport."
    Besonders groß ist der Stolz auf die "Tour du Faso", zu deren 25. Austragung Huygen im Herbst 2011 in das Land reiste und filmte. Es ist eine politische Veranstaltung, die durchs ganze Land führt. Menschen stehen an den Straßen, jubeln den Fahrern zu. Der Film fängt diese kulturelle und politische Dimension der Sportveranstaltung ein.
    Es ist ein Rennen, bei dem afrikanische Teams auf Mannschaften aus Europa treffen, die aus ambitionierten Amateurfahrern bestehen. Auch ein deutsches Team war dabei und sorgt in dem Film – anders als von Huygen geplant – für große Spannung.
    "Ich dachte, die nehmen das als Abenteuerurlaub und reine Völkerverständigung, aber da ist doch der Wille auch schon da, das zu gewinnen, wenn die Chance besteht."
    Der Film dokumentiert das Geschehen ohne Kommentar, zeigt das Rennen in der flachen, heißtrockenen Landschaft und in den lebhaften Orten. Er erzählt die Rundfahrt mit allerlei Nebenschauplätzen nach – und gewinnt dabei doch auch Spannung, zeigt Emotionen – mitunter geht es sogar beinahe handgreiflich zu. Nordafrikaner und Einheimische geraten aneinander. Und auch bei den Deutschen liegen die Nerven blank:
    "Du solltest vielleicht gerade lieber nicht mit mir reden. So was Unsportliches habe ich noch nie erlebt."
    Das sind Worte des deutschen Protagonisten Benjamin Höber, der im Laufe der zehn Etappen zu einem Aspiranten auf den Gesamtsieg avancierte. Man erkennt, dass er nicht auf Entwicklungshilfe aus war:
    "Und dann war es tatsächlich die Geschichte von Benjamin gegen letztendlich fast das ganze Feld und vor allem Burkina Faso, die mit drei Mannschaften antreten, die ihn daran hindern wollen. Im Endeffekt ist es dann, zum Finale des Films hin dramaturgisch ein Film über die Frage, wer gewinnt oder verliert, eingebettet in dieses radsportverrückte Land."
    Dass es in Burkina Faso radsportbegeistert zugeht, kann Huygens Film belegen. So erzählt etwa der Präsident des Radsportverbandes, dass jedes Kind im Land ein Fahrrad bekommt. Und später im Film, passend dazu, erzählt ein kleiner Junge, dass auch er später mal zur "Tour du Faso" will. Er zeigt dann die Muskeln an seinen Beinen. Es ist sein großer Traum.
    Ein Traum, der nach Meinung Huygens fair zu erreichen ist, und auch deshalb sei es ihm wichtig, diesen Film als Kontrast zum Profisport in Europa zu zeigen. Natürlich gebe es auch Sponsoren und ein bisschen Geld:
    "Aber professionelles oder systematisches Doping ist da überhaupt nicht möglich von den Gegebenheiten, also mit im Zeltlager ohne Strom zu übernachten. Finanzielle Mittel bei den afrikanischen Teams sind, würde ich sagen, doch sehr gering."
    Am kommenden Freitag feiert Huygen mit seinem Film auf der Albert-Richter-Radrennbahn in Köln Premiere. Am 29. Mai ist dann Kinostart. Dass aus "Tour du Faso" ein Kassenschlager wird, ist nicht zu erwarten. Aber es gibt doch eine Nische, die sich für dieses Werk interessiert, sagt der Regisseur:
    "...für mich als der, der es gedreht und geschnitten hat, ist es lange her. Und ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, dass der Film richtig viel Aufmerksamkeit bekommt, weil er einfach nicht mehr so präsent war. Und es zeigt sich jetzt, dass es gerade Richtung Süddeutschland ganz viele Fahrradfilmfestivals gibt, Fahrradclubs, Freundeskreise. Also Radsport ist schon doch noch sehr populär."