Freitag, 29. März 2024

Archiv

IG-Metall-Bezirke
Lohnerhöhung von fünf Prozent gefordert

Für 3,8 Millionen Metaller und gut zwei Millionen Staatsbedienstete laufen bald die Lohnrunden an, in diesem Jahr fast parallel Mitte März. Die Metaller visieren dabei fünf Prozent Lohnerhöhung an, wollen das nun in ihren Tarifkommissionen entscheiden - die Arbeitgeberseite hält dies für viele Betriebe für unverkraftbar.

Von Brigitte Scholtes | 23.02.2016
    IG-Metall-Chef Jörg Hofmann.
    Höhere Löhne stärkten die Kaufkraft, hatte auch der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann argumentiert. (dpa / Alexander Heinl)
    Die einzelnen Bezirke der IG Metall haben sich für eine Forderung von fünf Prozent entschieden, und das für eine Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Jörg Köhlinger, Gewerkschaftssekretär der IG Metall in der Bezirksleitung Mitte, die für die Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen zuständig ist, erklärt warum:
    "Wir haben ein Spektrum der Betriebe, auch bei uns im Bezirk. Es gibt Betriebe, die wären auch damit einverstanden gewesen, 4,5 Prozent zu fordern. Wir hatten aber auch welche, die gesagt haben, 5,5 oder 6. Es gibt einzelne Unternehmen oder Branchen, die wirtschaftlich sehr gut laufen. Die Tarifpolitik der IG Metall- und Elektroindustrie zeichnet sich allerdings dadurch aus, dass wir alle Betriebe mitnehmen wollen, und mit fünf Prozent gelingt uns das, glaube ich."
    Dass die Metallarbeitgeber diese Forderung für zu hoch halten, verwundert aus ihrer Sicht nicht. Am 2. Februar hatte der Vorstand der IG Metall nur eine Rahmenempfehlung gegeben, die zwischen 4,5 und 5 Prozent lag. Peter Hampel, Geschäftsführer Tarifwesen von Hessenmetall, bedauert die klare Forderung:
    "Die IG Metall im Bezirk Mitte hat mit ihrer Forderung nach einer Lohnerhöhung um fünf Prozent die Chance verpasst, ein Signal mit Sinn für Realitäten zu senden. Denn selbst die hinter der Forderung ja vermutlich liegende Abschlusserwartung liegt meilenweit von dem entfernt, was von unseren Mitgliedsunternehmen verkraftbar ist. Was klar ist: Der diesjährige Abschluss wird ganz erheblich unter dem letzten von 3,4 Prozent sein müssen."
    Die IG Metall argumentiere rückwärtsgewandt, meinen die Arbeitgeber also, das aber weist Jörg Köhlinger vom IG-Metall-Bezirk Mitte zurück:
    "Tarifpolitik wird für die Zukunft gemacht, und wir orientieren uns an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und an den gesamtwirtschaftlichen Erwartungen. Wir haben natürlich Risiken weltweit, das ist keine Frage. Aber wir können ja nicht im Vorhinein zurückhaltende Tarifpolitik machen, sondern wir orientieren uns an den gesamtwirtschaftlichen Daten, und die sind positiv."
    Höhere Löhne stärkten die Kaufkraft, hatte auch der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann argumentiert - ein gutes Mittel gegen eine drohende Deflation:
    "Deflation kann entweder über eine entsprechende Erhöhung der Reallöhne begegnet werden, oder wir fordern vom Staat noch eine höhere Ausgabenpolitik. Wahrscheinlich wird beides notwendig sein. Aber wer Deflation bekämpfen will, darf nicht auf der Lohnbremse sitzen."
    Harte Verhandlungen erwartet
    Auch wenn Ökonomen den Konjunkturimpuls des Konsums begrüßen, so müsse man bei der Industrie doch etwas zurückhaltender sein, meint jedoch Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz:
    "Wir tun nichts, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Und insofern: Da sind die Löhne das wichtigste Element, und gerade in der Industrie, würde ich sagen, ist da eine produktivitätsorientierte Linie zu fahren. Wir stellen aber fest, dass die Produktivität ziemlich schwach ist. Daher führt das zu einer zurückhaltenden Politik. Die Lohnstückkosten immer weiter anzuziehen, kann sehr gefährlich sein."
    Am Beschluss des Vorstands der IG Metall wird das wohl kaum noch etwas ändern. Der gibt die Forderung offiziell am Montag bekannt. Auftakt der Tarifverhandlungen ist am 9. März in Niedersachsen. Ende März endet der Tarifvertrag, Ende April die Friedenspflicht. Beide Seiten rechnen mit harten Verhandlungen.