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Rätsel gelöst
Das Erbgut der Stinkfrucht ist entschlüsselt

In Südostasien gilt sie als Königin der Früchte: die Durian. Das markanteste Merkmal der Frucht ist ihr bestialischer Geruch, der ihr den Beinamen Stinkfrucht eingebracht hat. In vielen öffentlichen Räumen ist sie daher verboten. Wissenschaftler haben jetzt rausgefunden, warum die Durian so stinkt.

Von Magdalena Schmude | 10.10.2017
    Die Durian-Frucht gilt als Delikatesse, stinkt aber sehr
    Die Durian-Frucht gilt als Delikatesse, stinkt aber sehr (AFP/MOHD RASFAN)
    Die Durian ist eine Frucht die polarisiert. Entweder man liebt sie oder man hasst sie, erklärt Patrick Tan von der Duke-NUS Medical School in Singapur.
    "Man kann da unmöglich neutral bleiben. Entweder man hält Durian für eine Delikatesse, oder man verabscheut sie."
    Patrick Tan selbst ist kein Durian-Fan – und eigentlich ist es sein Job, im menschlichen Erbgut nach Krebsgenen zu suchen. Doch als seine Kollegen beschlossen, das Genom der Stinkfrucht zu entschlüsseln, siegte auch bei ihm die wissenschaftliche Neugier.
    "Die Durian ist eine inoffizielle Nationalfrucht von Singapur und wegen ihres Geruchs und Geschmacks eine Art Kultobjekt. Wir wollten herausfinden, welche genetischen Grundlagen die Durian zur Durian machen."
    Weil es zuvor überhaupt keine Gen-Daten der Durian gab, mussten die Forscher aufwendig ein sogenanntes Referenzgenom erstellen. Sie lasen alle 45.000 Gene der Pflanze mit verschiedenen Methoden aus und fügten sie anschließend wie ein Puzzle zusammen. Das resultierende Genom untersuchten sie genauer.
    "Wir haben zuerst nach Hinweisen für eine enge Verwandtschaft mit anderen Pflanzen gesucht und zu unserer Überraschung entdeckt, dass Durian und Baumwolle, trotz ihres unterschiedlichen Aussehens, zur gleichen botanischen Ordnung gehören. Beide stammen wiederum von der Kakaopflanze ab. Im Vergleich zu der hat bei der Durian allerdings eine Verdoppelung des Gesamtgenoms stattgefunden. Sie hat also zwei Mal so viele Gene wie ihr direkter Vorfahre, die Kakaopflanze."
    Viele Gene steuern Produktion von Schwefelsubstanzen
    Die Verdoppelung des Genoms führte vermutlich dazu, dass ein Satz der Gene weiterhin für das Standardprogramm der Pflanze zur Verfügung stand während der zweite sich verändern konnte und der Pflanze neue Eigenschaften verlieh.
    "Ich glaube, diese Verdoppelung war dafür verantwortlich, dass der Durianbaum seine besonderen Merkmale ausprägen konnte. Wir haben zum Beispiel herausgefunden, dass er besonders viele Gene hat, die die Produktion von flüchtigen schwefelhaltigen Substanzen steuern. Diese Gene sind in den Früchten deutlich stärker aktiv als zum Beispiel in den Wurzeln, insbesondere, wenn die Früchte reif sind, spielen sie eine wichtige Rolle. Das ist vermutlich auch der Grund für den markanten Geruch von Durian."
    Als nächstes wollen die Forscher herausfinden, welche Gene für den Geschmack der Frucht und die scharfen Stacheln auf ihrer Schale verantwortlich sind. In der Hoffnung, dass sich künftig vielleicht Früchte züchten lassen, die weniger Stacheln haben und nicht den intensiven Gestank von faulen Eiern verbreiten.
    "Im Durian-Genom gibt es noch viel Spannendes zu entdecken. Wir haben gerade erst begonnen, an der Oberfläche zu kratzen."