Warsaw Village Band

Die Wiederentdeckung Masowiens

Dei acht Bandmitglieder von "Warsaw Village Band" stehen in den wilden Hügeln von Masowien.
Seit ihrer Gründung 1997 gehört die "Warsaw Village Band" zu den interessantesten Weltmusikformationen. Für ihr Album "Re:action" kehren sie zu ihren Wurzeln zurück. © Warsaw Village Band / Radek Polak
Von Grit Friedrich · 29.11.2018
Der erdige, tranceartige Sound von Masowien steht im Zentrum des neuen Albums der "Warsaw Village Band". Dafür reisten sie ins polnische Masowien und entdeckten dort unter anderem die schamanischen Gesänge der 75-jährigen Maria Bienias.
Für das neue Album "Mazovian Roots Re:action" bekam die "Warsaw Village Band" den "Fryderyk"–Preis für das beste polnische Rootsalbum. Und das nicht ohne Grund: Die Band war auf die Suche gegangen nach traditionellen Sängerinnen der Region Masowien wie Maria Bienias.

Der Tradition folgen

Sie sei eine erstaunliche Frau, sagt Maciej Szajkowski, Gründungsmitglied und Percussionist der "Warsaw Village Band".
"Sie ist wie eine schamanische Sängerin, sie kennt an die 200 verschiedene Lieder, Tänze, Rituale und Legenden. Wir trafen Maria vor etwa 15 Jahren das erste Mal während eines Festivals ca. 80 km von Warschau entfernt. Und als wir begannen, das aktuelle Album vorzubereiteten, da suchten wir nach immer noch aktiven traditionellen Musikern aus der Region Masowien. Eine der ersten Reisen brachte uns in Marias Haus. Man kann sie immer besuchen, sie wird dich mit ihren Kuchen, Pilzgerichten und Suppen bewirten. Darüber hinaus ist sie eine außergewöhnliche Sängerin mit einer sehr besonderen Stimmlage."
Die 1943 geborene Maria Bienias aus der polnischen Region Masowien ist ein heimlicher Star auf dem Album der "Warsaw Village Band". Denn sie singt nicht nur ein Hochzeitslied.

Entdeckung des Landstrichs Masowien

Ohne traditionelle Musiker aus der Region Masowien im Umland von Warschau wäre der Percussionist Maciej Szajkowski heute nicht da wo er ist mit seiner Band. Mitte der neunziger Jahre fuhren er und seine Freunde zum ersten Mal in diesen vielgestaltigen Landstrich in Zentralostpolen. Hier verliebten sich die jungen Musiker in den erdigen, tranceartigen Sound von Masowien, in Tänze, wie den rhythmisch vertrackten Oberek. Aber auch in die lebenserfahrenen Stimmen der Männer und Frauen dort, in den Klang uralter Instrumente, wie Fiddel, Drehleier, Rahmentrommel oder Hackbrett.
Warsaw Village Band spielt Hackbrett, große, alte Fideln und Trommeln.
Alte ungewöhnliche Instrumente, gespielt von der "Warsaw Village Band".© Warsaw Village Band / Jan Rathke
Und weil Masowien so prägend war für die Warschauer Studenten, eigentlich die Initialzündung für alles was folgte, kehrten sie jetzt zu ihren Lehrern und Vorbildern zurück, um erstmals ein gemeinsames Album zu schaffen.

Mehrere Musikergenerationen im Studio

Die "Warsaw Village Band" hat zwei wichtige Frauen- und Männerchöre ins Studio zum Polnischen Rundfunk geholt, dazu eine Dorfkapelle und eine ikonische Sängerin: die fast 90-jährige Mariana Rokicka. Sie singt ein Schlaflied, doch bei der "Warsaw Village Band" wurde daraus ein elegant dahin fließender Mazovian Raga, inspiriert von klassischer indischer Musik.

Die Schönheit uralter Melodien

Die Musiker bringen die uralten masowischen Melodien zum Schweben, nie siegt Elektronik hier über handgemachte Musik. Die Band bewegt vor allem durch die ausdrucksstarken Stimmen der drei Frontsängerinnen. Doch der größte Zauber entsteht, wenn die verschiedenen Musikergenerationen sich gegenseitig inspirieren und dabei wie nebenbei neue masowische Rootsmusik entsteht.
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