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Rassismus in den USA
"College isn't for us"

Nur 54 Prozent der Afro-Amerikaner in den USA haben einen Schulabschluss - verglichen mit über 75 Prozent bei Weißen und Menschen asiatischer Herkunft. Das sagt eine Statistik des US-Bildungsministeriums von 2013. Besonders schwierig, gute Bildung zu bekommen, ist es für Kinder aus Vierteln mit hoher Armut und Kriminalität.

Von Kerstin Zilm | 22.08.2014
    Nur 54 Prozent von Afro-Amerikanern in den USA haben einen Schulabschluss - verglichen mit über 75 Prozent von Weißen und Menschen asiatischer Herkunft. Das sagt eine Statistik von 2013 des US-Bildungsministeriums. Besonders schwer, gute Bildung zu bekommen, ist es für Kinder aus Vierteln mit hoher Armut und Kriminalität. Ein Beispiel ist Ferguson, Missouri - ein anderes South Los Angeles. Dort hat das Leben von zwei ehemals engsten Freunden gegensätzliche Richtungen eingeschlagen - auch wegen des Schulsystems. mit ihrer Geschichte:
    "We would spend so much time with each other every day, played basketball, football, draw chalk"
    Die 23 jährige Skylar Myers erinnert sich: Stundenlang haben sie und ihr bester Freund Randall als Kinder jeden Tag zusammen gespielt: Basketball, Football, Schnitzeljagden. Sie waren unzertrennlich - außer im Unterricht. Skylar fuhr mit dem Bus zu einer Privatschule. Randall ging zur öffentlichen Schule.
    Als Teenager trennten sich ihre Wege. Randall zog um.
    Zehn Jahre später treffen sie sich wieder. Skylar hat inzwischen einen Collegeabschluss in Medien- und Sozialkunde. Randall kommt gerade aus dem Gefängnis. Sie besucht ihren ehemals besten Freund, um ihm eine Frage zu stellen, die sie seit Jahren beschäftigt:
    "Remember the one time I came back from school one day and I was excited to tell you about what I had learned about college ?"
    Skylar war 13 alt und hatte ihren Freunden aufgeregt erzählt, was sie gerade in der Schule gelernt hatte über College-Fächer und -Förderprogramme. Die Freunde sagten nur: Das ist nichts für uns.
    "You all said: College isn't for us. I remember that distinctively."
    Auch Randall erinnert sich und dass er sicher war, er würde nie aufs College gehen.
    "Like me? Not ever! Nope! It was just that we lived in two separate worlds really."
    Wir lebten in unterschiedlichen Welten. Ich hing mit meinen schwarzen Freunden ab und du hattest deine Poloshirt-, Kaki-Hosen-Welt. - Ja, die Schuluniformen.
    Skylars Leben war untypisch für South L-A.. In den 90 er Jahren bestimmten dort Armut, Drogen- und Gangaktivitäten den Alltag. Bis heute gehen im Viertel wenige auf Privatschulen, haben Lehrer und Eltern, die ehrgeizige Karrierepläne fördern.
    "Meine Eltern waren keine Anwälte oder Ärzte, aber viele von meinen Freunden und alle waren schwarz. Ich sehe also: Das ist möglich und bin total sicher, dass ich es auch schaffen werde. Randall sieht dagegen Cracksüchtige und Armut an jeder Ecke. Das ist seine Welt."
    Die Schule auf die Randall ging hat bis heute Metalldetektoren für Waffenkontrollen. Überforderte Lehrer unterrichten über 40 Schüler pro Klasse. Prügeleien und Gangrivalitäten sind an der Tagesordnung.
    "Meistens hat das niemanden interessiert, ob einer bewusstlos geschlagen war oder nicht. Du bist nach der Prügelei zurück in die Klasse gegangen, nach Hause, hast gekifft oder was immer du machen wolltest."
    Mit 15 Jahren war Randall mehrfach verhaftet worden - für Marihuanabesitz und Diebstahl von Coladosen - und hatte in Jugendgefängnissen Haftstrafen abgesessen. Er wurde zum Taugenichts, als den ihn aus seiner Sicht sowieso jeder sah.
    Es ist kein untypischer Lebenslauf für schwarze junge Männer in den USA zeigt eine Untersuchung des US-Kongresses: Fast die Hälfte aller Afroamerikaner unter 23 wurden mindestens einmal verhaftet, weniger als ein Drittel beginnen eine Hochschulausbildung und davon schließen nur rund 30 Prozent das Studium ab.
    Skylar Myers ist überzeugt: Es muss nicht so sein und auch Randall könnte aufs College gehen. Aus ihrer Sicht steht er sich jetzt vor allem selbst im Weg:
    "Seine Sicht der Dinge ist noch immer sehr begrenzt. Ich finde Spielräume, um meine Ziele zu erreichen. Er lässt sich bis heute leicht ausbremsen. Deshalb muss ich sagen: Wir leben noch immer in unterschiedlichen Welten."