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Rauchverbot an der Uni

Seit Beginn des Wintersemesters werden die Studenten in der "Neuen Universität am Sanderring" in Würzburg beobachtet. Tag für Tag stehen Psychologen vor dem größten Vorlesungssaal Audimax und machen sich Notizen. Es handelt sich bei ihrer Untersuchung allerdings nicht um eine Sicherheitsinitiative des bayerischen Innenministeriums, sondern es geht um die konfliktfreie Einhaltung des Rauchverbots.

Wolfram Hanke | 07.11.2003
    Doktorandin Samantha Kessler im Forschungseinsatz. Nach einer volkswirtschaftlichen Veranstaltung verteilt sie Fragebögen an Studenten. Sie will wissen, wie viel die Studenten rauchen oder wann sie die erste Zigarette anstecken. Außerdem hat sie ein paar Minuten vor Ende der Vorlesung eine Folie aufgelegt, die das Bild von einem Mund mit Zigarette zeigt, der durchgestrichen ist.

    Das könnte man eben als stehenden Hintergrund langfristig implementieren, dass da eigentlich wirklich immer, wenn die Leute rausgehen, eben mit dieser Nichtraucherinformation konfrontiert sind und der Zeitpunkt ist eben auch deshalb günstig, weil es ist eben typisch. Die verlassen das Gebäude oder die Vorlesung und ziehen dann eben ihre erste Zigarette und das ist eben dann ein ganz guter Zeitpunkt um das eben möglichst zu kontrollieren, dass dieses Rauchverhalten eben ein bisschen reduziert wird hier.

    Denn Rauchen ist im Unigebäude am Sanderring auf Anregung der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät seit wenigen Wochen verboten. Wie sich dieses Rauchverbot durchsetzen lässt, wollen die Psychologen erforschen, erklärt Professor Paul Pauli.

    Der Sanderring ist ein öffentliches Gebäude der Universität, wo sowohl Verwaltungsangestellte arbeiten, als auch viele Studenten Vorlesungen besuchen und bisher war Rauchen erlaubt. Ab diesem Semester ist in diesem Gebäude Rauchen verboten worden, außer an speziell ausgewiesenen Orten. Um was es uns geht, ist zu überprüfen, inwieweit dies eingehalten wird. Das ist ein Projekt, das gefördert wird von der Gesundheitsinitiative "Bayern aktiv". Es geht darum zu untersuchen, wie öffentliche Gebäude möglichst konfliktfrei rauchfrei bekommen werden können.

    Deshalb wird die Reaktion der Studenten auf verschiedene Verbotsschilder getestet. Fotos, Symbole oder Texte. Die Studenten werden außerdem genau beobachtet. Zum Beispiel von Doktorandin Roxane Sell.

    Ich führe hier einfach nur eine Strichliste ich habe hier einen Kasten für links und einen Kasten für die rechte Seite und notiere einfach die Anzahl der Raucher. Jeder Raucher bekommt einen Strich. Nach der Beobachtung zähle ich auch noch einmal die Zigaretten im Aschenbecher, um zu überprüfen, ob ich richtig gezählt habe.

    Roxane Sell sitzt gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des siebenköpfigen Forschungsteams drei Tage in der Woche vor dem Audimax und macht Notizen. Jeweils drei Mal am Tag für 40 Minuten. Die meisten Studenten sind von der Untersuchung wenig beeindruckt. Ein Stimmungsbild:

    Nein, nicht wirklich. Man muss sich ja auch ein bisschen auf die Vorlesung konzentrieren, ob da so ein Bildchen hängt, oder nicht, ist eigentlich Wurst. Und es war ja auch nichts, was einen irgendwie abschrecken würde.

    Mich würde das Ergebnis schon interessieren, aber ich glaube nicht, dass es was daran ändern wird, also dass ich deshalb aufhören würde.

    Das hat mich nicht besonders gejuckt. Ich hatte nur etwas mehr Appetit auf eine Zigarette, muss ich sagen, weil das eine Zigarette dargestellt hat und mich das daran erinnert hat, dass ich ja nach der Vorlesung eine rauchen könnte. Also ich habe kein Problem damit, als Versuchskaninchen zu dienen, aber ich glaube, dass das nicht viel Unterschied macht. Solange die Leute wissen, dass es verboten ist, dann wissen sie es, ob sie sich daran halten ist ja dann was anderes.

    Die Psychologen wollen noch bis Weihnachten die Marotten der Raucher an der Würzburger Uni erforschen. Dann können die Wissenschaftler eine Empfehlung für effektive Verbotsschilder abgeben, damit die Raucher sich wirklich auf die wenigen Raucherecken in den Seitenflügeln des Gebäudes beschränken.