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Raumfahrt
China sendet Raumsonde auf den Mond

China schickt das erste astronomische Observatorium auf den Mond: Mit der Rakete Chang'e 3 startet das Land seine Mondmission. Große wissenschaftliche Erkenntnisse erwarten Experten nicht. Das Programm soll aber ausgebaut werden.

Von Dirk Lorenzen | 02.12.2013
    Das Raketenstartgelände Xichang im Süden Chinas, heute früh um ein Uhr dreißig Ortszeit.
    Der Countdown ertönt, die Triebwerke zünden und die Rakete vom Typ "Langer Marsch" steigt dröhnend in den pechschwarzen Himmel.
    An Bord befindet sich Chang'e 3. Die nach der chinesischen Mondgöttin benannte Raumsonde soll Ende kommender Woche auf dem Mond landen. Zuletzt hat dort vor fast vierzig Jahren eine sowjetische Luna-Sonde aufgesetzt. Zwar rückt mit der Chang'e-3-Mission der Mond wieder in den Blickpunkt des Raumfahrtinteresses - doch große wissenschaftliche Erkenntnisse sind eher nicht zu erwarten, erklärt Ralf Jaumann vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Berlin:
    "Für China ist es ein Technologieexperiment. Chang'e 3 und 4 sind jetzt nicht etwas, wo man sagt, wir wollen die Mondforschung revolutionieren. Da geht es wirklich darum, dass die chinesische Raumfahrt die Dinge ausprobiert, nämlich weich auf dem Mond zu landen und sich dort zu bewegen. Das ist reine Technologie. Deswegen hat man sich, vermute ich - aber das vermute nur ich -, ein sehr einfaches Landegebiet ausgesucht.“
    China geht auf Nummer sicher. Wissenschaftlich ergiebiger, aber auch technisch riskanter wäre eine Landung auf der Rückseite oder nahe dem Südpol des Mondes. Doch Chang'e 3 fliegt Sinus Iridum an, eine große Basaltfläche links oben im Mondgesicht. Drei Monate lang soll dort der Rover Yutu, Chinesisch für Jadekaninchen, durch den Staub rollen und das Gelände erkunden - vorausgesetzt die weiche Landung glückt. Die Landekapsel selbst enthält ein kleines Ultraviolett-Teleskop und wird somit zum ersten astronomischen Observatorium auf dem Mond. Es soll vor allem nach veränderlichen Quellen im Bereich der Milchstraße suchen.
    Chinas Mondprogramm hatte vor einigen Jahren mit zwei Orbitern begonnen - nun stehen zwei Landungen auf dem Plan, bevor noch ambitioniertere Mondflüge folgen:
    "Die zwei Missionen, die da kommen, werden den Versuch unternehmen, jetzt mal robotisch auf dem Mond etwas zu tun, in Vorbereitung wiederum auf die nächste Mission, Chang'e 5, wo man nicht nur vor Ort den Mond untersuchen will, sondern auch Proben zurückbringen will. Dann verliert sich das Programm ein kleines bisschen im Nebulösen. Aber es wird durchaus gesagt, das man Mitte bis Ende des nächsten Jahrzehnts auch über bemannte chinesische Mondmissionen nachdenkt.“
    Chinas Pläne lassen die anderen Raumfahrtnationen aufhorchen. Europas Weltraumorganisation ESA stellt ihre weltweit verteilten Antennenschüsseln für die Datenübertragung von Chang'e 3 zur Verfügung - in der Hoffnung, auch bei künftigen Mondprojekten dabei zu sein. Die Kontakte zu China sind bisher sehr eingeschränkt, was auch daran liegt, dass alle Raumfahrtprojekte dem Militär unterstehen. Selbst schlichte Mondbilder gelten schnell als Staatsgeheimnis. Daher ist die wissenschaftliche Zusammenarbeit sehr spärlich, bedauert Ralf Jaumann:
    "Soweit ich weiß, ist an der direkten Datenauswertung der Chang'e 1 und 2 Missionen niemand so richtig international beteiligt gewesen. Wir kennen zwar die chinesischen Kollegen von den Konferenzen. Wir wissen auch, was sie sich vorstellen und wir wissen auch ungefähr, was sie machen - aber so Kooperationen, wie sie zwischen NASA und ESA üblich sind, gibt es da noch nicht.“