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Raumfahrt
Erste Arbeitstage der Crew Dragon-Astronauten

Es war der erste bemannte SpaceX-Flug zur ISS. Am Samstag startete die Falcon-9-Trägerrakete mit der Raumkapsel "Crew Dragon" vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida. Später dockte sie mit zwei US-Astronauten an Bord an die ISS an. Dort haben diese nun ihre Arbeit aufgenommen.

Von Guido Meyer | 02.06.2020
Die Dragon-Kapsel von SpaceX, mit den NASA-Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley an Bord dockt an die Internationale Raumfahrtstadion ISS an
Mit der Dragon-Kapsel gelangten die NASA-Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley zur ISS (imago/UPI Photo)
Pfingstsonntag hat es auf der Internationalen Raumstation an der Tür geklingelt. Und ISS-Commander Chris Cassidy hat durchs Schlüsselloch geguckt.
"Dragon arriving. Crew of Expedition 63 is honored to welcome Dragon onboard the International Space Station - well done!"
Der langersehnte Besuch von der Erde war da. Die drei Astronauten und Kosmonauten auf der ISS – Expedition 63 – begrüßten ein Dragon-Raumschiff – das erste Dragon-Raumschiff, das nicht nur Nachschub, sondern auch zwei neue Mannschaftskameraden an Bord hatte. Dorthin, zu ihrem Ziel in der Umlaufbahn, waren die beiden Amerikaner Doug Hurley und Bob Behnken am Samstag aufgebrochen.
"3 ... 2 ... 1 ... 0 ... ignition ... lift off of the Falcon 9 and "Crew Dragon"! Go NASA, go SpaceX!"
Erstmals bemannte "Crew Dragon"-Kapsel
Es war der 85. Start einer Falcon-9-Rakete des kalifornischen Raumfahrtunternehmens SpaceX – und der erste, bei dem Menschen in der Kapsel "Crew Dragon" saßen, ganz oben auf der Rakete.
SpaceX-Sprecherin: "Bob, Doug – on behalf of the entire launch team, thanks for flying with Falcon 9 today! We hope you enjoyed the ride and wish you a great mission!"
Trennung von erster und zweiter Stufe, das Abtrennen der Crewkapsel mit dem Versorgungscontainer, die Landung der ersten Stufe auf dem Schiff "Of Course I Still Love You" vor der Küste Floridas – alles lief wie am Schnürchen. Genauso wie einen Tag später das Docken an der ISS.
"Soft capture confirmed. Stand by for retraction and docking."
"Andocken nicht gespürt"
Das Anlegen sollte automatisch verlaufen. Eigentlich. Aber wie das bei Piloten so ist: Sie wollen testen, ob sie das Raumschiff auch manuell fliegen könnten. Und das hat der Commander der "Crew Dragon", Doug Hurley, gemacht, zweimal, zwischen Start und Docken an der Raumstation.
"Dragon fliegt sich so ähnlich wie die Space Shuttles. Und die Flugautomatik hat dieselben Kurskorrekturen durchgeführt, die auch Bob oder ich vorgenommen hätten. Was uns Beiden jedoch am meisten aufgefallen war: Wir haben das Andocken nicht gespürt. Das passierte völlig sanft."
SpaceX-Sprecherin: "Dragon, SpaceX – hard capture complete! Stand by for docking completion!"
"Bei den Raumfähren gab es im Moment des Andockens immer einen kleinen Ruck. Und hier – nichts dergleichen. Unsere Crewkameraden auf der Raumstation haben uns später erzählt, dass sie auch nichts gespürt hätten. Der Docking-Adapter muss die Bewegungsenergie unserer Kapsel komplett absorbiert haben."
SpaceX-Sprecherin: "Dragon, SpaceX – docking sequence is complete."
Bereits Routine auf der Raumstation eingekehrt
Und so ist kurz nach dem erfolgreichen Andocken bereits so etwas wie Routine auf der Raumstation eingekehrt. Denn es gebe genug zu tun, betont ISS-Commander Chris Cassidy.
"Heute ist Tag eins, und Bob und Doug helfen uns bereits dabei, den japanischen Versorgungsfrachter HTV auszuladen. Er hat vor ein paar Tagen ebenfalls angelegt, hier, am selben Andockknoten, gleich unter uns."
Bevor sich Doug Hurley und Bob Behnken um wissenschaftliche Experimente in den einzelnen Laboren der ISS kümmern, stünden noch weitere Tests mit der "Crew-Dragon"-Kapsel an, auch jetzt noch, nach ihrem Andocken, ergänzt Bob Behnken.
Kapsel dient auch als Rettungsboot
"Wir wollen die Kapsel für ihren ersten operationellen Einsatz Crew-1 vorbereiten. Bis dahin wird sie uns als Rettungsboot dienen, falls wir die ISS evakuieren müssen. Um die Leistungsfähigkeit der "Crew Dragon" zu testen, werden wir sie demnächst komplett herunterfahren, ein paar Tage in einer Art Winterschlaf belassen und dann wieder alle Instrumente hochfahren. Wenn das alles gelingt, können wir sie als voll einsatzfähig betrachten."
Wie lange Dough Hurley und Bob Behnken auf der ISS bleiben werden, ist noch nicht abzusehen. Die NASA möchte die Zeitspanne zwischen ihrer Landung und dem Start der ersten operationellen Mission einer "Crew Dragon" im Herbst jedenfalls möglichst kurz halten.