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Raumsonde Hayabusa 2
Ankunft am Asteroiden

Eine spektakuläre Weltraummission nähert sich ihrem Höhepunkt: Die japanische Raumsonde Hayabusa 2 erreicht den Asterioden Ryugu. Knapp einen Kilometer ist der Gesteinsbrocken groß. Mehrere Lander an Bord sollen seine Oberfläche erkunden und Proben zur Erde bringen. Sofern alles nach Plan läuft.

Von Karl Urban | 26.06.2018
    Hayabusa-2 im All (Zeichnung)
    Die japanische Raumsonde Hayabusa unterwegs zum Asteroiden Ryugu (graphische Darstellung) (DLR/JAXA)
    Es gibt Dunkle und Helle. Es gibt Eisenharte und Puderzuckerweiche. Es gibt Glatte – und es gibt Runzlige: 780.000 bekannte Asteroiden kreisen um die Sonne, die sich stark voneinander unterscheiden. Und gerade ein Dutzend von ihnen wurden bislang von Raumsonden besucht. Jetzt ist es wieder so weit: Ein rund 900 Meter großer und von der Erde 300 Millionen Kilometer entfernter Brocken bekommt jetzt erstmals Besuch erzählt Jan Timo Grundmann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Bremen.
    "Der Asteroid Ryugu ist in diesem Sinne ein besonderer Asteroid, weil er aus relativ primitivem Material aus der Frühzeit des Sonnensystems besteht. Er gehört zu den kohligen Asteroiden, die eine schwarze Farbe haben. Man erwartet, dass der eine gewisse Menge Kohlenstoff enthält und eventuell auch flüchtige Materialien wie Wasser, zum Beispiel."
    Zweiter Anlauf, nachdem die erste Mission gescheitert war
    Ryugu umkreist die Sonne nicht weit von der Erdbahn entfernt, wurde vor knapp 20 Jahren von einem US-Teleskop entdeckt und nach einem mystischen Unterwasser-Palast in einem japanischen Märchen benannt. Die nun zu Besuch kommende Raumsonde stammt aus Japan: Hayabusa 2 hat sich in den letzten vier Jahren an den Brocken herangearbeitet, angetrieben von einem Ionentriebwerk. Der Vorläufer der Sonde besuchte 2005 ebenfalls einen Asteroiden und hatte damals mit einigen Problemen zu kämpfen: darunter fast der komplette Ausfall seines Antriebs, mehrere Navigationsfehler und einen Asteroidenlander, der in den Tiefen des Alls verloren ging. Jetzt soll alles anders werden: Hayabusa 2 hat gleich vier Lander an Bord. Das größte dieser Geräte entwickelte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt gemeinsam mit französischen Kollegen und heißt Mascot, erläutert Jan Timo Grundmann.
    "Er hat im Grunde genommen alle Funktionen, die eine normale Raumsonde hat, einschließlich eines Antriebs. Er ist ein mobiler Asteroiden-Lander, ein Pfadfinder-Lander, ein Mobile Asteroid Surface Scout. Und er ist in der Lage, sich auch über die Asteroidenoberfläche zu bewegen."
    Der würfelförmige Lander Mascot soll die Oberfläche erkunden
    Morgen, am Mittwoch, wird die Raumsonde Hayabusa 2 in einem Abstand von 20 Kilometern zunächst eine statische Parkposition einnehmen und den unter ihr kreisenden Asteroiden genau untersuchen, bevor sie sich weiter annähert. Mitte Oktober soll sie dann den gerade zehn Kilogramm schweren Lander Mascot aus einer Höhe von 60 Metern abwerfen, der wegen der extrem geringen Schwerkraft langsam zu Boden sinken soll. Mascot wiegt gerade zehn Kilogramm und besitzt weder Landebeine noch Krallen oder Harpunen: Mascot ist ein einfacher Quader. Doch in seinem Innern gibt es eine hammerförmige Schwungmasse, mit der sich Mascot nach dem Aufsetzen autonom um einige Zentimeter bis Meter fortbewegen kann.
    Jan Timo Grundmann: "Wenn man die Position dieses Hammers am Start und am Ende bestimmt und die Beschleunigung und Abbremsung und die Laufstrecke dazwischen geschickt wählt, dann kann man Mascot bei entsprechend ebenem Boden gezielt von einer Seite zu jeder anderen würfeln."
    Anspruchsvolle Mission mit ungewissem Ausgang
    Zwischen Herbst 2018 und Frühjahr 2019 werden drei deutlich kleinere, dosenförmige Landesonden auf die Oberfläche folgen, die an japanischen Universitäten entwickelt wurden. Zuletzt soll Hayabusa 2 in gut einem Jahr auf dem Asteroiden selbst Proben nehmen und diese zurück zur Erde schicken. Ob diese komplizierte Choreografie klappt, hängt auch von dem Asteroiden Ryugu ab: Die noch etwas unscharfen Bilder aus gerade noch 40 Kilometern Abstand zeigen eine würfelförmige Welt, mit einem Gebirge rund um den Äquator, mit Einschlagskratern und weit verbreiteten riesigen Felsbrocken – also mit vielen Zonen, die für hüpfende oder rollende Lander zur Gefahr werden können. Die Mission von Hayabusa 2 und ihren Landern verspricht also ein Abenteuer zu werden.