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re:publica 2018
Auf der Suche nach datenschutzfreundlichen Alternativen

Bei der Konferenz für digitale Gesellschaft re:publica standen in diesem Jahr vor allem Künstliche Intelligenz und Algorithmen im Fokus. Dabei ging es weniger um die Möglichkeiten der Technik als um die Gefahren. Angedacht wurden Wege, die Dominanz von Anbietern wie Facebook zu zerschlagen.

Von Manfred Kloiber | 05.05.2018
    Eine Besucherin aus München schaut sich bei der Internetkonferenz "re:publica 2018" Virtual-Reality-Kurzfilme an.
    Thema auf der re:publica: Wie können freie und sichere Alternativen zu Google und Facebook geschaffen werden? (picture alliance / Bernd von Jutrczenka)
    Manfred Kloiber: Es ist Anfang Mai und damit auch Zeit für die re:publica - das alljährliche Klassentreffen der Netzgemeinde. So wird ja die nach eigenen Angaben größte europäische Konferenz zu den Themen Digitalisierung und Gesellschaft gerne auch beschrieben. Gestern Abend ging sie für die Teilnehmer mit einer großen Party zu Ende. Heute gibt es dann noch ein Netzfest am Berliner Gleisdreieck. Damit will sich die re:publica öffnen. Und für diese Öffnung stand auch das Motto "POP". Zusammen mit meinem Kollegen Jan Rähm habe ich die re:publica besucht. Wie groß war die Konferenz und was hatte es mit "POP" auf sich?
    Jan Rähm: Ja, fangen wir mit POP an: POP haben die Macher der Konferenz gewählt, weil das Internet im Mainstream angekommen und damit POP, also Popkultur geworden ist. In diesem Jahr wollte die re:publica in den Mainstream der digitalen Popkultur eintauchen. Dabei sieht sie sich, besser, sehen die Macher die Konferenz selbst noch gar nicht mal als Mainstream an. POP stand aber auch für "Power of the People", also die Kraft der Menschen. Man auf rief zu mehr Engagement und Tatkraft. Der Einladung zur re:publica gefolgt sind nach Angaben der Veranstalter rund 10.000 Besucher, also erneut deutlich mehr als im Vorjahr. Der Wunsch der Macher sich mit der Konferenz zu öffnen scheint also aufgegangen zu sein. Denn einerseits wollte man in Tiefe gehen und lockte Fachbesucher mit einem Fach-Konferenzbereich auf neuen Flächen abseits des Geländes, zum Beispiel auch mit einem extra Fachkonferenz-Track - so nennt man das - zum Wissenschaftsjahr 2018. Andererseits, und das passiert erst heute, will man sich der Allgemeinheit öffnen und veranstaltet heute erstmals ein großes Netzfest im Anschluss an die re:publica hier in Berlin.
    Gefahren der Algorithmen
    Kloiber: Genug der Rahmendaten, lassen Sie uns thematisch in die Tiefe gehen. Neben angestammten Themen wie Netzpolitik und Netzkultur standen in diesem Jahr vor allem die Künstliche Intelligenz und Algorithmen im Fokus. Und da ging es eindeutig weniger um die Möglichkeiten als um die Gefahren. Schon wenige Minuten nach Eröffnung machte eine New Yorker Wissenschaftlerin klar: Die Technik, sie werde häufig geradezu missbraucht um Fakenews und Populismus zu befördern. Aufreger würden belohnt, Fakten und Analyse dagegen nicht. Ins gleiche Horn stieß dann auch Star-Gast Chelsea Manning. Sie war mit minutenlangem Applaus begrüßt worden. Im Podiumsgespräch warb sie für die Idee, dass Programmiererinnen und Entwicklerinnen mehr Verantwortung für ihren Code und ihre Produkte übernehmen sollten.
    "Ich meine, wie sind in einer vergleichbaren Lage wie Ärzte. Und wie Ärzte sollten wir ethische Standards haben. Standards, die die Grundlage unserer Entscheidungen bilden und nach denen wir handeln. Wir schaffen nicht einfach nur Code, wir schaffen Produkte und wir wissen, wie sie gebraucht aber auch wie sie missbraucht werden können. Wir können nicht länger sagen, hier sind die Tools und ihr als Gesellschaft werdet schon sehen, wir ihr damit umgehen müsst. Das müssen wir selber tun."
    Chelsea Manning beim Fireside Chat mit der Moderatorin Geraldine de Bastion auf der re:publica 2018
    Forderte mehr Verantwortung von Programmierern und Entwicklern für ihre Codes und Produkte: Chelsea Manning (Deutschlandradio / Simon Detel)
    Massive Kritik, vor allem an der Politik, die äußerte auch in diesem Jahr wieder Markus Beckedahl, der Gründer der re:publica und bekannter Netzaktivist. Gleich im Anschluss an dem bewegenden Gespräch mit Manning blies er zum netzpolitischen Hallali und ließ kein gutes Haar an der Regierung, ja, er machte sich sogar ein bisschen lustig.
    "Eigentlich ist es nicht lustig dass wir eine Bundesregierung haben, die die Digitalisierung lange verschlafen hat, jetzt ein bisschen Aktionismus zeigt und nicht in der Lage ist eine kohärente netzpolitische Strategie auf die Beine zu stellen, die dringend notwendig wäre um zum Beispiel mal einen richtigen Breitbandausbau in Deutschland voranzubringen und allen Bürgern eine lebenswerte digitale Gesellschaft zu schaffen. Ohne zu große Abhängigkeit beispielsweise von einzelnen Plattformen wie Facebook, die wir erleben."
    Kloiber: Das haben sie ja auch verbunden mit der Forderung nach einer Person, die in der Bundesregierung einheitlich zuständig ist für Digitalisierung, die können sie nicht ausmachen?
    Markus Beckendahl: Es gibt schon insofern einen Fortschritt, dass Angela Merkel jetzt angekündigt hatte, Digitalisierung zur Chefsache zu machen. Das finde ich nach zwölf Jahren Kanzlerschaft schon ein bisschen bemerkenswert. Auf jeden Fall scheint es jetzt so zu sein, dass ihr Kanzleramtsminister Helge Brauns auch für Digitalisierung zuständig ist. Es gibt noch die Staatsministerin im Kanzleramt Dorothee Bär die aber laut Angela Merkel eher eine Grüßaugusta-Rolle ausfüllt. Insofern kann das zu mehr Koordinierung führen, aber man muss sich natürlich fragen, warum hat Angela Merkel nicht vor zwölf Jahren schon diesen Digitalisierungs-Trend entdeckt und entsprechend gestaltet?
    Zerschlagung von Facebook
    Kloiber: Kommen wir auf die Plattform-Diskussion zu sprechen in der sie ja auch sehr engagiert unterwegs sind. In der Plattform-Diskussion spricht man mittlerweile darüber, welche Alternativen gibt es eigentlich zu Facebook? Das geht sogar so weit, dass man sich der amerikanischen Forderung nach #deletefacebook sogar anschließen kann und eine Zerschlagung von Facebook fordert. Sie haben das hier auf der re:publica als eine Möglichkeit vorgestellt.
    Beckedahl: Ich finde wir müssen darüber nachdenken, ob wir die richtigen Werkzeuge haben mit Daten Macht einzelner Unternehmen wie Facebook umgehen zu können. Aber ich glaube Facebook, aber auch Google sind zu groß geworden. Facebook dominiert allein mit seinen Apps Instagram, Facebook, Facebook Messenger, WhatsApp das soziale Netz. Hier müssen wir über Wege nachdenken, wie wir diese Dominanz zerschlagen können. Dafür gibt es gute Beispiele aus der Geschichte der Telekommunikations-Industrie, die auch früher eine Monopolstellung hatte, wo in den USA durch Zerschlagung von zu mächtigen Playern mehr Wettbewerb und auch mehr Kommunikations-Freiheiten gewährleistet wurden.
    Alternative Infrastrukturen fördern
    Kloiber: Sehen Sie da einen Keim einer globalen Anti Facebook Bewegung?
    Beckedahl: Wir verfolgen schon seit einiger Zeit, dass es alternative Ansätze gibt, vor allem nach dem Open-Source-Prinzip freie, Datenschutz-freundliche und sichere Infrastrukturen zu schaffen. Aber diese Open-Source-Communities haben in der Regel das Problem, dass es keinerlei Förderung für sie gibt. Hier schlagen wir vor, entweder staatliche Investitionsprogramme, wie es ja im Startup- -Bereich und so weiter Realität ist, oder aber ein Teil der Haushaltsabgabe zu verwenden, quasi öffentlich-rechtlich neu zu denken, um neutrale sichere Infrastrukturen auf Basis nicht kommerzieller Netz-Innovationen zu fördern. Die besten Alternativen bringen natürlich nichts, wenn wir weiterhin diesen Lock-in-Effekt bei Facebook und Co. nicht berücksichtigen, das heißt, viele Menschen sind eher gefangen in dem Facebook-Universum, in einem WhatsApp-Universum, weil alle ihre sozialen Kontakte dort sind. Und wir müssen auch Wege finden, diese Plattform zu einer Interoperabilität zu verpflichten. Und wir müssen auch dahin kommen dass ich von WhatsApp aus, auch mit alternativen, sichereren Kommunikations-Werkzeugen wie zum Beispiel der Messenger Signal kommunizieren können muss.
    Republica-Mitgründer Markus Beckedahl
    Das Facebook-Monopol zerschlagen - schlägt Republica-Mitgründer Markus Beckedahl vor (Deutschlandfunk / Simon Detel)
    Kloiber: Das würde ja auch bedeuten, dass man nicht nur mehr staatliche Fach- Regulierung machen müsste, sondern dass man auch staatliche Kompetenz haben müsste, um in diesem Thema überhaupt mitreden zu können.
    Beckedahl: Ja, das ist ein großes Problem, das wir in Deutschland haben, dass die Bundesregierung diese technologischen Entwicklungen übersehen hat, sich nicht so sehr darum gekümmert hat. Ich kann mir vorstellen dass wir auch neue Regulierungs-Behörden benötigen könnten, irgendwo zwischen Bundesnetzagentur, Kartellamt, Datenschutzbehörden, die einerseits für all die Fragen rund um Algorithmen und Daten macht, die natürlich auch technisch kompetent ausgestattet sein müssten. Damit würde man schon einen kleinen Schritt in die Richtung gehen können Facebook quasi die Marktmacht zu nehmen und damit auch mehr Wettbewerb zu ermöglichen.
    Wie werden Scores berechnet?
    Markus Beckedahl war das, Gründer der re:publica und Netzaktivist. Zu deren Kernforderungen gehört auch Algorithmen-Transparenz. Denn immer mehr werden in unserer Gesellschaft Entscheidungen, die unser Leben betreffen ja von Computern getroffen, ohne dass wir genau wissen, auf welcher Grundlage und nach welchen Regeln die Maschine entschieden hat. Wer in Deutschland zum Beispiel einen Kredit möchte, einen Handy-Vertrag abschließen will oder selbst einfach nur die eine App zur Smarthome-Steuerung aktivieren möchte, der kommt an sogenannten Auskunfteien nicht vorbei. Die sagen dem Vertragspartner, mit welcher Wahrscheinlichkeit man den Vertrag seinerseits erfüllen wird. Sprich: Wird man pünktlich zahlen. Allerdings: Wie die Auskunfteien diesen sogenannten Score berechnen, das wissen nur die Auskunfteien und die Aufsichtsbehörden. Dieses best gehütetete Geheimnis zumindest in Teilen zu lüften hat sich das Projekt "Open Schufa" vorgenommen, das seine Pläne auch auf der re:publica 2018 vorstellte.
    Miete nicht gezahlt? Weniger Punkte. Mehr als ein Handy-Vertrag? Weniger Punkte. Wohnhaft im falschen Stadtteil? Weniger Punkte. So ähnlich könnte die Berechnung des Scores bei Auskunfteien aussehen. Sicher weiß das kaum jemand. Weil dieser Score heutzutage aber essenziell ist für viele Geschäfte und Transaktionen und weil die Algorithmen hinter den Scores eventuell Teile der Bevölkerung benachteiligen könnten, wollen es die Open Knowledge Foundation Deutschland und AlgorithmWatch genauer wissen. Sie wollen die Berechnung hinter dem Score knacken. Ihr Studienobjekt: Die wohl bekannteste Auskunftei, die Schufa. Lorenz Matzat vom Projekt OpenSchufa erklärt.
    "Wir werden, das ist zumindest unsere Hoffnung, zumindest in Teilen verstehen was passiert. Weil die Auskunft, die die Schufa einem erteilt, eigentlich nicht wirklich verständlich ist, was da drin steht."
    Schufa-Auskunft besser verstehen
    Die Auskunft, von der Mazat spricht, kann sich jeder Bundesbürger einmal im Jahr kostenfrei zuschicken lassen. Das Problem, so Lorenz Matzat:
    "Es stehen sehr viel Zahlen drin. Es sind ungefähr … In der Tabelle sind etwa 150 Felder drin, die irgendwelche Angaben enthalten, die nur sehr vage zum Teil beschrieben werden. Wie da wirklich was zusammenspielt und welche Gewichtung da Faktoren haben, ist nicht ersichtlich. Und das sind genau die Dinge, die wir zumindest versuchen wollen, besser zu verstehen."
    Das Projekt bittet darum, dass so viele Bürger wie möglich ihre Schufa-Auskunft und weitere Daten wie Alter, Geschlecht oder finanzieller Situation spenden. Damit will man dann die Berechnungen sozusagen reverse engineeren, also rückwärts entwickeln - von den Ergebnissen hin zur eigentlichen Berechnung. Generell infrage stellen wolle man die Schufa und ähnliche Institutionen nicht, erklärt Mazat:
    "Dass es so ein Verfahren geben muss, würden wir gar nicht bestreiten. Die Frage ist: Muss es so aussehen? Und die Schufa selbst nutzt die Wortwahl eines "Wohlverhaltens". Das heißt, da steckt sozusagen eine moralische Wertung drin, was ist richtiges Verhalten, was ist falsches."
    Die Schufa ist gar nicht erfreut. In einer Pressemitteilung heißt es wörtlich: Wer die Scoreformel gegenüber der Allgemeinheit offenlegen will, leistet Vorschub für Missbrauch und Betrug und führt die Allgemeinheit unter dem Deckmantel der Transparenz in die Irre.
    Helferlein für Briefträger: PostBot
    Kloiber: Soweit das Projekt OpenSchufa - wir hatten ja versprochen, zur Künstlichen Intelligenz zurückzukehren. Das tun wir jetzt - auch, wenn das Projekt, über das wir sprechen, eigentlich nur ein bisschen intelligent ist. Es geht um den PostBot, Jan, was ist das?
    Rähm: Der PostBot ist ein Roboter der Deutschen Post, der bei Postzustellung helfen soll. Der sieht aus wie ein Briefkasten auf Rädern: also knallgelb mit abgerundeten Ecken. Alle vier Räder sind angetrieben und zwischen Räder und dem Aufbau sitzt ein Licht-Radar, also das sogenannte LiDar. Und das sorgt für Rundumsicht. Die Intelligenz im Bot: Er erkennt Hindernisse und vor allem die Beine seines Post-Boten oder seiner Post-Botin. Ich habe mit dem Bot und seiner "Betreuerin" eine kleine Runde gedreht. Anastasia Romanowski:
    "Ich bin Anastasia Romanowski von der Deutschen Post und mit dem PostBot hier auf der re:publica. Ja ich laufe jetzt voraus. Der Postbote läuft mir in einem halben Meter Abstand hinterher, je nach Geschwindigkeit. Wenn ich schneller werde, fährt er auch schneller. Wenn ich langsamer werde, wird er auch langsamer. Wenn ein Hindernis kommt, sprich wenn jemand dazwischen läuft, würde er anhalten. Und ich kann zum Beispiel auch mal stehenbleiben, um ihn herumlaufen und in die andere Richtung wieder zurücklaufen. Da kommt er auch hinterher. Der PostBot ist mit Sensoren ausgestattet, scannt die Beine ab und folgt den Beinen an der Stelle. Der PostBot fährt einen ganz normalen Arbeitstag acht, neun Stunden mit den Kollegen mit. Ist auf sechs km/h gedrosselt, sodass er auf Fußgängerwegen ganz normal mitfahren kann. Also ist es so, dass die Kollegen morgens ihre Briefsendungen in den PostBot einladen. Dann damit loslaufen. Ihren Bezirk ablaufen. Sie waren total begeistert, ehrlich gesagt, weil sie dadurch natürlich die Entlastung hatten körperlich. Sie mussten die Handkarren nicht mehr schieben. Hatten die Hände frei und wollten nach den vielen Wochen den PostBot gar nicht mehr missen, gar nicht mehr abgeben.
    Kloiber: Eine praktische Angelegenheit, dieser Post-Bot für den Post-Boten oder die Post-Botin und auf der re:publica geht es ja traditionell auch um jede Menge andere praktische Dinge. Da gibt es zum Beispiel einen Praxisbereich, den Makerspace. Und Jan, da haben Sie sich umgeschaut und was entdeckt?
    Digitale Technologie kommt aufs Land
    Rähm: Also zuerst: Es gab in diesem Jahr sogar zwei Makerspaces. Es gab einen Innen und es gab einen auf dem Außengelände. Gerade draußen - oder auf beiden Makerspaces - haben sich eher praxisorientierte Projekte präsentiert und es gab zahlreiche Workshops. Hängen geblieben bin ich persönlich an einem großen schwarzen Bus auf dem Außengelände. Christian Zöllner:
    "Das ist das FABmobil. Das FABmobil ist eine fahrende "Kunst-Kultur-Technologie-Zukunfts-Labor-Werkstatt". So eigentlich alles was man so braucht. Und die beinhaltet digitale Technologien, mit denen man kreativ werden kann."
    Eigentlich war das ganze mal ein Musiker-Tour-Bus, erklärt Christian Zöllner vom Projekt "FABmobil". Seit Oktober letzten Jahres sind er und seine Mitstreiter mit dem Bus in der Oberlausitz unterwegs. Tiefschwarz lackiert, schwarz getönte Scheiben, zwei Etagen hoch. Heute reist der Doppeldecker nicht mehr mit Musikern an Bord, sondern mit modernster Maker-Technik. Christian Zöllner:
    "Wir haben im Erdgeschoss drei 3-D-Drucker, mit denen man Kunststoff 3D-drucken kann. Das bringen wir den Kids bei. In Kursen oder auch in offenen Formaten lernen die, wie sie digital 3D-Modelle erstellen können und wie sie sie dann selber selbstständig ohne große Anleitung hier in die Welt holen können sozusagen. Gleichzeitig haben wir noch einen Lasercutter. Der funktioniert nicht dreidimensional wie ein 3D-Drucker sondern eher zweidimensional. Dem gibt man einfach Grafiken. Und die kann man ausschneiden und gravieren. Das ist super um einzusteigen, schnelle Sachen zu lernen."
    Es geht eng zu im Inneren, aber weil alles gut durchdacht platziert ist, findet auch eine ganze Schulklasse bequem Platz zum löten, drucken und entwickeln. Im Obergeschoss geht es etwas weniger eng zu. Doch bevor man das sieht, steht man erst einmal vor einer kleinen Bücherwand. Christian Zöllner:
    "Eine Bibliothek. Da haben wir vor allem so Bücher drin, die beschreiben und Beispiele zeigen, was eigentlich alles so geht mit dem was hier drin ist. Also manchmal sind hier bis zu 20 Leute drin. Dann ist es voll und man kann nicht mit allen gleichzeitig reden. Und dann sagen wir, komm mal her, greif mal rein und schau mal, wie du mit LEGO und Elektronik was bauen kannst. Oder es gibt ein Buch, das heißt "Der Maker Guide für Zombies". Und da kann man sozusagen einfach so Survival- Technik-Sachen, wie man programmiert man das sozusagen. Das ist einfach so ein großer Wissensspeicher, der inspiriert und Teil des Projektes ist."
    Ansonsten gibt es oben noch eine CNC-Fräse, alle möglichen Werkzeuge und Maschinen und passgenau gefertigte Regale. Christian Zöllner:
    "Da ist vor allen Dingen alles drin, was man fürs Programmieren braucht. Also kleine Mikrocontroller Boards also Arduino, Raspberry Pi, alles was man zum Löten braucht, Kabel, Motoren, Sensoren, LEDs. Eigentlich alles zum geiles Zeug mit Internet und Digital zu machen."
    Christian Zöllner erklärt: FAB Labs, also Fertigungswerkstätten, und Makerspaces - so was gebe es nur in den großen Städten, in den Metropolen. Auf dem weiten Land gibt es nichts Vergleichbares.
    "Deswegen haben wir gesagt: Wir fahren direkt zu den Jugendlichen und zu den Leuten hin, die eigentlich den Bedarf nach Digital-Technologie haben und bringen das denen vor die Tür, sodass niemand in der Region sagen kann, wir sind eine abgehängte Region. Wir sind da und bringen sozusagen offene Digital-Kultur, Internet-Kultur zu den Leuten direkt hin."
    Kloiber: Ein rollender Makerspace zu Gast auf der re:publica. Erklärt hat Ihnen das ein Mann, Jan. Ich betone das, weil ein Schwerpunkt der diesjährigen re:publica die Förderung von Frauen und die Förderung der Diversität war. Wie zeigte sich dieser Schwerpunkt?
    Rähm: Als unter der Überschrift "Fe:male Digital Footprint" gab es eine ganze Reihe an Vorträgen und auch kleine Workshops. Man wollte nicht nur Frauen, sondern auch Lesbian-, Gay-, Bi-, Trans-, Inter-, Queer- und sich anders definierenden Menschen ermutigen, einfach sichtbarer zu werden in der digitalen, oft Männer-bestimmten Welt. Und in diesem Programm-Zweig präsentierte sich auch "She*Fix, ein Gemeinschaftsprojekt der she*fix-Gruppe und des TINT-Filmkollektivs:
    "Hallo, ich bin Maj von She*Fix. She*Fix ist ein Zusammenschluss von Frauen, die die Sichtbarkeit von Frauen in technischen Bereich erhöhen wollen. Es ist schon so, dass in technischen Bereichen oft die Dinge aus der Hand genommen werden, wenn du einem bestimmten Geschlecht entsprichst. Und daher die Motivation mehr Sichtbarkeit und auch einfach eine, eine andere Form von Reparieren und Technik erklären zu zeigen. Also viele Frauen, mit denen ich bereits gesprochen habe, haben gezeigt, wie wichtig für sie auch ist, andere Vorbilder zu haben, andere Möglichkeiten zu reparieren zu sehen. Und wir möchten gerne zeigen, dass Frauen ebenso, also es ist Geschlechter unspezifisch, möglich ist, technische Berufe auszuführen, Technik zu erklären, aber auch Sachen zu reparieren, technische Probleme zu lösen. Wir sind Zusammenschluss von Ingenieurinnen und Technikerinnen, Mechanikerinnen und wir haben ein Projekt, da wird es auch eine Serie zu geben. Das ist einmal: Wie repariere ich eigentlich ein Auto? Da wird's erst mal einen Reifenwechsel geben. Was mache ich eigentlich, wenn ich eine Reifenpanne habe? Dann gibt es noch ein zweites Tutorial von einer Fahrrad-Mechanikerin, die uns erklärt, wie funktionieren eigentlich Bremsen am Fahrrad und wie kann ich die reparieren, richtig einstellen. Was sind häufige Probleme oder Fehler.
    Und zuletzt: die Cloud
    Rähm: Die Anstrengungen der republica-Macher scheinen sich auszuzahlen, denn bei den Besuchern gab es nahezu eine 50-50-Verteilung mit sogar einem leichten Plus für die Frauen und ganz ähnlich sah es bei den Vortragenden aus.
    Ein Thema, ein Dauerbrenner sozusagen, das fehlt noch: die Cloud.
    "Ich bin Saad aus Singapur. Wir bauen eine Do-It-Yourself-Mini-Cloud. Wenn man Cloud hört, denkt man an die Wolken am Himmel oder - vor allem hier auf der re:publica - an die Daten-Cloud, die virtuelle Wolke. Wir bauen hier aber kleine, physische, tragbare Wölkchen. Ich habe mir schon lange gedacht, wie könnte man das virtuelle Gebilde Cloud greifbar machen. Und irgendwann, nach einem langen frustrierenden Tag im Büro, fuhr ich in einen Makerspace. Dort lang viel Baumwolle rum und ich dachte: Das ist perfekt! Lass uns eine echte Wolke bauen, die mit der Datenwolke vernetzt ist! Und ich habe eine große, echte Wolke für die re:publica gebaut. Ich habe sie "John Cloud" getauft. John Cloud ist eine Cloud-Cloud. Es ist eine Wolken-Lampe mit Twitter-Anbindung. Immer wenn jemand John Cloud twittert, leuchtet die Wolke. Entdeckt John Cloud Hate Speech, dann gibt es Blitz und Donner. Die kleine, ebenfalls leuchtende Version, ist allerdings ohne Cloud-Anbindung, aber man könnte sie anschließen."