Freitag, 19. April 2024

Rechtsextremismus in der DDR
"Jetzt kommt das Geschwür zum Platzen"

30. Dezember 1989. Der DDR-Rundfunk berichtet von einer Protestkundgebung gegen rechtsextremistische Schmierereien am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow:

30.12.2014
    Sowjetische Soldaten und Lenin am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park in Berlin-Treptow
    Sowjetische Soldaten und Lenin am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park in Berlin-Treptow (imago/imagebroker/grassegger)
    Reporter: "Anderswo in der DDR gab es natürlich auch schon solche Tendenzen. Aber vor allem die Schändung des Ehrenmals hier in Treptow hat auch international große Empörung ausgelöst, hier, wo 5000 sowjetische Soldaten liegen, die im Zweiten Weltkrieg, im Kampf um Berlin den Tod fanden. Heute also eine Protestkundgebung gegen diese Schmierereien. Ich geh´ hier einfach mal in die Menschenmenge hinein."

    Frau: "Ja, wir sind eigentlich hierher gekommen, weil wir eigentlich bisher solche Aktionen hier bei uns nicht erlebt haben und also alles, was mit Faschismus und so zusammenhängt, da ist vorbei. Und werden wir uns auch immer gegen wehren."

    Mann: "Schmierereien dieser Art und dann noch auf Friedhöfen, so wie es einer hier in Treptow ist, da gab´s ja auch Analysen, die denn bis dato eigentlich unter´n Tisch gefegt wurden, weil es nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Und jetzt plötzlich, nachdem dieses ganze, naja eitle Gesochs weg ist, kommt diese ganze Sache offen zum Tragen. Die schöne Makulatur ist weg und jetzt kommt das Geschwür zum Platzen und dazu gehören auch diese, für mich, diese Rechtsextremisten."

    Zweiter Mann: "Ich bin davon eigentlich nicht überrascht. Das Einzige, was mich überrascht, ist, dass die Öffentlichkeit in der DDR erst so spät aufwacht."