Donnerstag, 28. März 2024

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Krieg in Syrien
250.000 Kinder müssen hungern

250.000 Kinder leiden in belagerten Gebieten in Syrien an Hunger. Diese Kinder hätten zudem so gut wie keinen Zugang zu Medikamenten, heißt es in einem Bericht der Hilfsorganisation Save the Children. Hilfsorganisationen hätten praktisch keine Möglichkeit, in die belagerten Gebiete zu gelangen.

09.03.2016
    Ein Kind in Aleppo mit einem Wasserkanister
    Ein Kind in Aleppo mit einem Wasserkanister (imago stock & people)
    Die internationale Kinderrechtsorganisation zeichnete in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht ein düsteres Bild vom Leben in den umkämpften Gebieten. Die Situation der Syrer in den betroffenen Regionen ist demnach bestimmt von der ständigen Angst vor Luftangriffen sowie einem mangelhaften Zugang zu Nahrungsmitteln und ärztlicher Versorgung.
    "Die Kinder wachsen in einer Art Kriegskultur auf und es ist schwer einzuschätzen, was das für Langzeiteffekte auf sie haben wird", sagte Sonia Khush, die für das Bürgerkriegsland zuständige Regionaldirektorin der Organisation, im UNO-Hauptquartier in New York. Die Möglichkeit, Medizin oder ärztliche Betreuung zu bekommen, sei stark begrenzt oder gar nicht existent, sagte sie. Kinder wüssten kaum, was frisches Obst und Gemüse sei, weil die Regierungstruppen und andere kämpfende Gruppierungen ihnen den Zugang dazu verwehrten.
    "Kinder werden ihrer Zukunft beraubt"
    Der Bericht beschreibt, dass für viele Kinder die ständige Bedrohung durch Luftangriffe und Bombardierungen eine besondere Belastung sei. Immer wieder würden dabei auch Schulen oder Spielplätze getroffen. "Wovor ich am meisten Angst habe, ist der Beschuss, die Flugzeuge und die Bomben", zitiert der Bericht einen Jungen namens Ahmed aus Douma.
    Durch die Bombenangriffe hätten zahlreiche Schulen geschlossen werden müssen. "Die Kinder werden so ihrer Bildung und damit auch ihrer Zukunft beraubt. Das Leben unter allgegenwärtiger Angst und Gewalt hinterlässt bei ihnen dramatische Spuren", heißt es in dem Bericht.
    Suppe aus Gras
    Viele Menschen hätten "Überlebens-Kunstformen" entwickelt. Sie kochten beispielsweise Suppe aus Gras oder sammelten Stücke von Holzmöbeln aus zerbombten Häusern, um zu heizen oder zu kochen. Die Menschen in den belagerten Gebieten hätten oft noch nicht einmal Brot.
    "Brot ist für Syrer ein sehr wichtiger Aspekt ihres Lebens, sie essen es normalerweise mit allem", sagte eine nahe einer belagerten Gegend in Syrien lebende Mitarbeiterin der Hilfsorganisation, die anonym bleiben wollte. "Brot ist eines der größten Probleme."
    Hilfsorganisationen ohne Zugang
    Hilfsorganisationen haben laut des Berichts praktisch keine Möglichkeit, in die belagerten Gebiete zu gelangen. Nur rund ein Prozent von Lebensmittelhilfen der Vereinten Nationen hätten 2015 Syrer in den bedrängten Orten erreicht. Rund 250.000 Kinder leben in diesen Gebieten, heißt es in der Untersuchung. Save the Children interviewte gemeinsam mit Partnern in Syrien 126 Menschen in acht belagerten Gebieten. Unter den Befragten waren Kinder im Alter zwischen zehn und 16 Jahren, Eltern, aber auch Ärzte und Lehrer.
    Diplomaten zufolge haben Hilfslieferungen in einige belagerte Gebiete dank der wackeligen Feuerpause beginnen können. Eine Sprecherin des Syrien-Sondergesandten der Vereinten Nationen, Staffan de Mistura, sagte am Dienstag, Friedensgespräche mit Vertretern der syrischen Regierung und der Opposition würden nicht später als nächsten Montag beginnen.