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Referendum in Schottland
TV-Duell mit eindeutigem Gewinner

In gut drei Wochen stimmen die Schotten darüber ab, ob ihr Land unabhängig von Großbritannien werden soll. Im letzten Fernsehduell lieferten sich Befürworter Alex Salmond und Gegner Alistair Darling einen hitzigen Schlagabtausch - der ein Wendepunkt werden könnte.

Von Tobias Armbrüster | 26.08.2014
    Alistair Darling (links) und Alex Salmond lieferten sich im letzten TV-Duell vor dem Unabhängigkeitsreferendum in Schottland einen hitzigen Schlagabtausch.
    Alistair Darling (links) und Alex Salmond lieferten sich vor dem Unabhängigkeitsreferendum in Schottland ein hitziges TV-Duell. (AFP / David Cheskin)
    Es war ein hitziger Schlagabtausch, 90 Minuten lang, zwischen Alex Salmond, dem schottischen Ministerpräsidenten, und Alistair Darling, dem Anführer der Unabhängigkeits-Gegner, auch er ein Schotte - so hitzig, dass über weite Strecken niemand ein Wort verstanden hat - auch nicht der Moderator der BBC.
    Thema Nummer 1 in diesem Duell war die Frage nach der wirtschaftlichen Zukunft des Landes, vor allem die Frage, ob die Schotten auch im Fall einer Unabhängigkeit weiter mit dem Pfund zahlen. Die Regierung in London ist dagegen, Alistair Darling sieht deshalb im Fall der Unabhängigkeit große Geldschwierigkeiten auf Schottland zukommen.
    "Ich will nicht mit irgendeiner fremden Währung bezahlen, auf die ich keinen Einfluss habe, so wie die Bürger von Panama, ich will auch nicht, dass Schottland den Euro einführt - und eine eigene schottische Währung, das wird ein einziges Chaos – also sagen Sie uns bitte, was ist Ihr Plan B, wenn wir das Pfund verlieren?"
    Salmond macht deutlich bessere Figur
    Alex Salmond konnte seinem Gegner schnell den Wind aus den Segeln nehmen, immerhin, sagte er, gebe es eine Reihe von europäischen Ländern, die solche Schwierigkeiten ebenfalls gemeistert hätten.
    "Wir könnten eine flexible Währung haben, so wie Schweden oder Norwegen, wir könnten unsere Währung an das britische Pfund koppeln, Dänemark macht das mit dem Euro, Hongkong mit dem Dollar, und natürlich kann uns niemand davon abhalten, weiter mit Pfund zu bezahlen, das ist immerhin eine frei handelbare Währung."
    Tatsächlich machte Alex Salmond bei diesem Aufeinandertreffen eine deutlich bessere Figur als beim ersten Duell vor zwei Wochen. Er ließ sich nicht unter Druck setzen, formulierte präzise und hier und da gelang es ihm sogar, sein Gegenüber aus dem Konzept zu bringen. Zum Beispiel mit der Frage, welche Möglichkeiten Darling denn für Schottland sehe, zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen.
    Darling geriet ins Stottern
    Alistair Darling geriet einige Male in diesen 90 Minuten ins Stottern, seine Antworten wirkten teilweise wie vorformuliert und abgelesen. Gestritten wurde über das schottische Gesundheitswesen genauso wie über die Öl-Reserven in der Nordsee. Besonders anschaulich wird der Graben zwischen beiden Seiten aber bei der Verteidigungspolitik. An der schottischen Küste ist die britische Atom-U-Boot-Flotte stationiert. Alex Salmond will die loswerden und sein Land atomwaffenfrei machen.
    "Schottland hat etwas mehr als fünf Millionen Einwohner, da wäre es doch irrsinnig, wenn ausgerechnet dieses kleine Land die größte Ansammlung von Massenvernichtungswaffen in Europa beherbergen würde."
    Alistair Darlings Replik klang da wie vorgestanzt. Er könne verstehen, wenn die Leute die Atomwaffen nicht mögen, aber wenn man sie einfach an die englische statt die schottische Küste verlegen würde, dann wären sie immer noch in der Welt - und die schottische Küstenregion würde 8000 Arbeitsplätze verlieren.
    Noch nicht einmal für dieses Job-Argument bekam Darling Applaus. Bislang liegen er und die Unabhängigkeits-Gegner in den Umfragen noch deutlich von - aber eine erste Umfrage nach diesem Duell ergab, dass 71 Prozent der schottischen Zuschauer Alex Salmond als den Sieger dieses Duells sehen - die Hoffnung der sogenannten Yes-Kampagne ist deshalb, dass dieses TV-Duell der Wendepunkt war.