Donnerstag, 18. April 2024

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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (37)

Der Humanist Frieder Otto Wolf, die buddhistische Nonne Carola Roloff und der Fernsehjournalist Peter Hahne kommentieren Luthers 37. These.

08.08.2017
    These 37: "Jeder wahre Christ, lebend oder tot, hat, ihm von Gott geschenkt, teil an allen Gütern Christi und der Kirche, auch ohne Ablassbriefe."
    Frieder Otto Wolf, Humanist: "Hier ist natürlich die schwierige Formulierung: 'Jeder wahre Christ'. Wer entscheidet darüber, welcher Mensch, der sich als Christ bekennt, ein wahrer Christ ist?"
    Carola Roloff, buddhistische Nonne: "Also hier wäre es natürlich hilfreich zu wissen, was man im Christentum unter Kirche versteht. Ich vermute, dass er hier nicht um die Institution geht, sondern um die Christenheit insgesamt."
    Peter Hahne, Fernsehjournalist: "Das ist eben das große Glück der Christen: Wir brauchen uns Gott nicht mit Ablassbriefen, mit Geld oder mit großen Leistungen erkaufen. Sondern Gott beschenkt uns. Er beschenkt uns mit sich selbst. Er beschenkt uns mit seinem Sohn Jesus Christus. Dafür müssen wir nicht bezahlen. Wollte man vergleichen: Weltliche Güter sind ganz und gar kraftlos gegen diese königliche Gnade."
    Roloff: "Im Buddhismus sprechen wir vergleichbar über Sangha, also die Gemeinschaft. Manche verstehen darunter nur den Mönchs- und Nonnenorden, andere die gesamte Gemeinde, alle vier Gemeinschaften: also Mönche, Nonnen, männliche und weibliche Laien."
    Wolf: "Hier wird natürlich von Luther wieder konstruiert, dass Gott eben manche als wahre Christen anerkennt und andere nicht. Und natürlich ist diese Anerkennung Gottes dann logischerweise eine Tat Gottes und der Versuch ihrer Vermittlung durch Ablassbriefe hat dann in der Tat etwas Lächerliches, wenn nicht sogar Korruptes."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern