Donnerstag, 28. März 2024

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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (43)

Die katholische Theologin Johanna Rahner, die Reformationsbotschafterin Margot Käßmann und Frieder Otto Wolf vom Humanistischen Verband Deutschland kommentieren Luthers 43. These.

16.08.2017
    These 43: "Man muss die Christen lehren: Wer einem Armen gibt oder einem Bedürftigen leiht, handelt besser, als wenn er Ablässe kaufte."
    Johanna Rahner, katholische Theologin: "Wer Rechtfertigung aus Glaube und Werk in einem absoluten Gegensatz sieht, wird enttäuscht. Luther behauptet sogar von sich, man solle ihn besser den 'Doctor bonorum operum', den 'Lehrer der guten Werke', nennen – und so verteidigt er in den Ablassthesen gerade auch die Werke der Barmherzigkeit. Gute Werke sind besser als Ablässe. Der Glaube ist eben auch Kraftquelle für die tätige Nächstenliebe."
    Margot Käßmann, Reformationsbotschafterin: "Das ist eine gute Grundüberzeugung. Handle Du an den Menschen, die etwas benötigen. Da hast Du mehr getan, als wenn Du Ablass kaufst gegen Geld."
    Frieder Otto Wolf, Humanistischer Verband Deutschland: "Ja, da ist natürlich Luther durchaus zuzustimmen. So etwas wie tätige Barmherzigkeit ist sicherlich besser als ein Beitrag mit Spenden zu irgendwelchen kirchlichen Bauprojekten."
    Rahner: "So ganz will und kann Luther hier seine mönchischen Eierschalen nicht abwerfen."
    Wolf: "Sollte man da nicht auch einfach sagen: Es ist einfach gut, einem Armen zu geben oder einem Bedürftigen zu leihen oder überhaupt zu helfen, ohne damit weitere Zwecke zu verfolgen?"
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern